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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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Gegenstrophe
     
    Rechte Gramverschwägrung war's,
    Die den Troern Götterzorn,
    Endesinnend, hat gesandt, für des Gasttisches arge Schändung einst,
    Für des höchsten Hortes Schmach
    Buße vom Freudenfest, vom brautfeiernden Hymnos einzufordern,
    Von dem Hochzeitlied, das die Schwäger daheim sangen mit Stolz;
    Doch es verlernte solchen Sang bald die ergraute Priamsfeste;
    Und in Gramliedern beseufzend ihre Not, schrie sie, verfluchte sie Paris' Untat,
    Noch bevor sie das ganze graunvolle Geschick des Volkes sah
    In dem entsetzlichen Blutbad!
     
    Zweite Strophe
     
    Es zog also ein Mann einst,
    Ein Löwenjunges der Muttermilch raubend, selbst sich den Rächer;
    Denn es erschien im Anfang,
    Zahm mit den Kindern zu spielen,
    Treuer Begleiter der Alten,
    Ruhete oft in ihrem Arm,
    Wie ein gehegter Säugling pflegt,
    Sah hellblickend zur Hand herauf, an sich schmiegend vor Hunger.
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    Gereift endlich enthüllte
    Die Art er seines Geschlechtes; denn, als der Pflege Vergeltung,
    Riß er sich ungeladen
    Schafe der Herde zum Mahle,
    Tünchte des Haus mit dem Blute rings –
    Für die Bewohner übergroß
    Unverwindbar bittres Leid;
    Gottgesandt dem Geschlecht erwuchs so ein Priester des Unheils.
     
    Dritte Strophe
     
    In gleicher Art kam gen Ilion, ich möchte sagen:
    Ein Sinn wie glanzheitre Meeresstille,
    Ein Kleinod wunderholden Reichtums,
    Lieblich geheimen Blickes Pfeil,
    Herzbetrübende Liebesblüte;
    Doch enttäuscht endlich, erfüllt' selbst sie das grambittere Ziel der Hochzeit,
    Die, hinweg Frieden und Lust scheuchend, in Priamos' Haus geflohn kam,
    Geschenk des gastlichen Zeus,
    Brautbeweinte Erinnys!
     
    Dritte Gegenstrophe
     
    Ein greises Wort, vielberühmt den Menschen, lautet also:
    Der große, volkreiche Glückessegen
    Gebiert, stirbt nimmer kinderlos;
    Und in des Glückes Garten wächst
    Unersättlicher Jammer wuchernd!
    Doch erkennt anders es mein Geist; denn des Menschen böser Wandel,
    Er erzeugt andere Untat, an des Vaters Zügen kenntlich!
    Doch frommen Häusern erblüht
    Kinderseliges Heil stets!
     
    Vierte Strophe
     
    Es zeuget gern Übermut alter Zeit Übermut fort und fort,
    Der im Leide grünt und reift –
    Sei's heut, sei's morgen, wenn nur erst die rechte Stunde kommt –,
    Den unüberwindlichen, den allverhaßten, den Abscheu des Sonnenlichts, in des Geschlechts
    Nachtdunkler Schuld göttervergeßne Frechheit,
    Wieder dem Vater ähnlich!
     
    Vierte Gegenstrophe
     
    Doch Dike strahlt unter armselgem, rauchschwarzem Dach,
    Ehret frommes Leben hoch;
    Wer aber goldgewirkte Pracht mit schmutzger Hand sich webt,
    Da flieht des Vaters hehre Tochter, den Blick abgewandt, des Reichtumes Gewalt,
    Von feilem Lob falsch gemünzt, verachtend;
    Jegliches probt am Ziel sie!
     
    Auf hohem Siegeswagen tritt Agamemnon auf; neben ihm sitzend Kassandra. Etwas später tritt Klytaimestra aus dem Palast.
     
    CHORFÜHRER.
    Mein König und Herr,
    Du des Atreus Sohn, der du Troja bezwangst,
    Wie red ich dich an, wie ehr ich dich jetzt
    Nicht überentzückt, nicht niedergedrückt
    Von der Freude des Tags?
    Wohl mancher versucht zu erheucheln den Schein,
    Überschreitend das Maß des Gerechten!
     
    Mit dem Unglückselgen zu klagen ist leicht
    Alljeder bereit; doch die Nadel des Grams
    Dringt dem niemals bis zum Herzen!
    Und Fröhlichen wieder erscheinet er froh
    Und zwingt nichtlachende Stirn, daß sie lacht.
    Doch wer wie ein wackerer Hirte des Volks
    Achtgibt, dem birgt solch Auge sich nicht,
    Das, ein treues Gemüt zu bekunden bemüht,
    Liebäugelt in wäßriger Freundschaft!
     
    Du dünktest mich einst, da du fort in den Krieg
    Um Helena zogst – nicht berg ich es dir –,
    Sehr töricht zu sein, und es blieb mir im Geist,
    Daß du nicht recht lenktest das Steuer des Sinns,
    Unwilligen Mut
    Für Kampf und Tod zu erzwingen.
    Jetzt aber erfreut mich im tiefsten Gemüt
    Die Gefahr, die glücklich vorbei euch zog;
    Du wirst mit der Zeit, wenn du nachforschst, sehn,
    Wer löblich und wer nicht, wie es sich ziemt,
    Von den Bürgern die Stadt dir bewahrt hat.
     
    AGAMEMNON.
    Zuerst gebührt sich's, Argos und die heimischen
    Gottheiten fromm zu grüßen, die zur Wiederkehr,
    Zu meinem Recht mir halfen, das ich von Priams Stadt
    Gefordert habe. Sie, des Streites Richter nicht
    Nach Red und Gegenrede, warfen offenbar
    In des Blutes Urne Trojas männermordende,
    Des Todes Kugel; bei der andern, unberührt
    Von aller Hand noch, saß die Hoffnung kummervoll.
    Am Rauch erkennt man Trojas
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