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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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vielgeliebtes Haus,
    Ihr heiligen Stätten, Götter ihr im Sonnenlicht,
    Wenn irgend je, empfanget heitren Auges jetzt
    Im Schmuck den König, unsren Herrn, nach langer Zeit;
    Denn heimgekehrt ist, euch und diesen allen Licht
    Nach trüber Nacht zu bringen, Agamemnons Macht!
    Ihr werdet festlich ihn empfahn, wie's dem gebührt,
    Der Ilion zerstörte mit des Rächers Zeus
    Gewaltger Grabscheit, die den Boden unterwirft.
    Der Götter Tempel und Altäre sind gestürzt
    Und allvernichtet alles Feldes Saat umher.
    Der solches Joch anschirrte Priams stolzer Stadt,
    Der hehre Fürst Atride, der allglückselge Held,
    Er kommt, vor allen höchster Ehre wert, soviel
    Jetzt leben. Paris noch die mitgestrafte Stadt
    Berühmen fürder größrer Tat als Buße sich;
    Denn er, des Raubes, der Entführung schuldig, fand
    Sich keinen Retter; sein zum Tod gezeitigter
    Ureingeborner Fürstenstamm, er riß ihn aus!
    So ward der Priamiden Doppelschuld gebüßt!
    CHOR.
    Achaierherold, Freude dir! Sei froh begrüßt!
    HEROLD.
    Ja, Freud; ich stürbe gern jetzt; nichts verlang ich mehr!
    CHOR.
    Verlangen wohl nach deiner Heimat quälte dich?
    HEROLD.
    So daß die Freude Tränen meinem Aug entlockt!
    CHOR.
    Gekranket habt auch ihr an diesem süßen Weh?
    HEROLD.
    Auch ihr? Belehrt erst werd ich deines Wortes Herr!
    CHOR.
    Getrauert voll Verlangen nach Verlangenden?
    HEROLD.
    Hat heim das Land sein heim sich sehnend Heer gesehnt?
    CHOR.
    Drum hab ich oftmals tief geseufzt in trübem Sinn!
    HEROLD.
    Was ward dem Volke solches bösen Grames Schuld?
    CHOR.
    Längst heißt mir Schweigen alles Grames einzger Arzt!
    HEROLD.
    Der Fürsten Fernsein, machte dich's vor Fremden bang?
    CHOR.
    So daß mir dein »Jetzt stürb ich gern« gar schön erscheint!
    HEROLD.
    Ja, schön vollbracht ist's! Freilich in so langer Zeit,
    Mag einer sagen, fügt sich vieles günstig wohl,
    Doch andres wieder minder gut. Wer aber ist
    Nicht Gott und sonder Leiden all sein Lebelang?
    Wollt unsre Mühsal ich erzählen, schwere Wacht
    Und selten Ruhtag, schlechtes Lager, und des Tags,
    Wann je von Schiffsdienst und Gefährde wir befreit?
    Gar auf dem Festland kam dazu noch neue Not;
    Denn unsre Zelte lagen hart an Feindes Wall,
    Vom Himmel oben und vom Wiesengrund herauf
    Durchnäßte kalter Tau uns, sog verderbend sich
    In unsre Kleider, unser Haar verwildernd ein.
    Spräch ich vom Winter, jenem Vogeltöter, gar,
    Wie unerträglich den des Ida Schnee gebracht,
    Gar von der Hitze, wenn um Mittagszeit die See
    In wellenlos windstiller Ruh sich legend schlief –
    Doch wozu klag ich's? 's ist vorüber alle Müh,
    Vorüber nun auch denen, die gefallen sind,
    Und nimmermehr verlangt sie wieder aufzustehn.
    Was soll ich euch herzählen die Gebliebenen und
    Mich, der ich lebe, kränken um ihr traurig Los?
    Nein. Lebewohl sei allem bösen Tag gesagt!
    Denn uns, die wir vom Griechenheer noch übrig sind,
    Siegt der Gewinn doch, und ihn wiegt kein Leiden auf;
    Wer heimgezogen über Land und über Meer,
    Darf so sich rühmen vor der Sonne heilgem Licht:
    Troja erobert hat das Heer der Danaer,
    Geweiht den Göttern seine Beute, aufgehängt
    In allen Tempeln Griechenlands den teuren Schmuck!
    Die solches hören, preisen müssen sie das Volk
    Und seine Feldherrn; hochgelobt sei aber auch
    Zeus' Gnade, die's vollbrachte! Alles weißt du nun.
    CHOR.
    Von deinem Wort bekenn ich gern mich überzeugt;
    Zum steten Lernen bleibet auch das Alter jung.
    Das Haus und Klytaimestra mag dafür zunächst
    Zu sorgen haben, aber wir uns mitzufreun.
    KLYTAIMESTRA.
    Laut aufgejauchzet hab ich längst in heller Lust,
    Als meines Feuers erster nächtger Bote kam,
    Daß eingenommen Troja und verwüstet sei.
    Zwar mancher sagte spottend: »Solchem Feuerschein
    Vertrauend, glaubst du, Ilion sei nun zerstört?
    Doch Weiberart ist's, außer sich gar bald zu sein!«
    Nach solcher Red erschien ich als ein töricht Weib;
    Jedennoch opfern ließ ich, und den Jubelruf
    Erhuben gellend Weiber, andre anderswo,
    In der Stadt umher froh lärmend, in der Götter Sitz
    Mit reichen Spenden duftges Feuer sänftigend.
    Und nun, was braucht's noch, daß du mir das weitre sagst?
    Die ganze Kunde hör ich bald vom Fürsten selbst;
    Drum eil ich, meinen erlauchten Herrn aufs herrlichste
    Bei seiner Ankunft hier zu empfahn. Was gäb es auch
    Für eine Gattin Süßeres, als den Tag zu schaun,
    Wo ihrem Mann, der glücklich heimkehrt aus dem Feld,
    Das Tor sie auftut! Also sprich zu meinem Herrn:
    Zu kommen mög er eilen, vielersehnt
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