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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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wagend. Und es schrien laut,
    Wehklagten laut ihres Hauses Seher:
    »O Haus! O Haus! Wehe, weh dir, Fürstenstamm!
    Weh, bräutlich Bett! Spuren toter Liebe, weh euch!«
    Dort er, beschimpft schweigend, sonder Zorn und Groll,
    Süßträumend, die er verlor, zu schauen,
    Er wähnt voll Sehnsucht, die Meerentflohne
    Walt' im Geist noch daheim im Hause;
    Alles heiligen Bildes
    Anmut ist ihm zuwider,
    Ihres Auges verlorne Lust aller Liebe Verlust ihm!
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    Und traumverwebt, trauerreich umschweben
    Gestalten ihn, seines Grams wunderholdes Trugspiel.
    So trughaft, wenn du Liebstes wähnst zu schaun,
    So flüchtig deinen Händen entflohn
    Verfliegt, verschwindet dir mit leisem Flügel
    Dein Traumgesicht weit in Schlafes Weiten.
    Also der Gram an des Fürstenhauses Herd;
    Schon der so groß – und ein andrer größer noch!
    Denn wer aus griechischem Lande mitgezogen ist,
    Endloses Grämen weilt daheim
    In seinem Haus Tag und Nacht;
    Vieles nagt tief am tiefsten Herzen:
    Denn wen jeder dahingab,
    Weiß er; aber zurückkehrt
    Statt des Mannes in jeglich Haus sein Gewaffen und Asche.
     
    Dritte Strophe
     
    Ares, der Leichname Goldwechsler ist's,
    Im Kampf des Speers blutger Todeswäger,
    Von Troja heimsendet er den Lieben
    Ein kleines, trübselges Überbleibsel,
    An Mannes Statt mit Staub gefüllt schönverzierten Aschenkrug!
    Drum jammern sie, sie preisen ihn aller Schlachten Tapfersten,
    Sie rühmen, daß er herrlich fiel, kämpfend um fremden Mannes Weib!
    So in der Stille wird gemurrt,
    Und es beschleicht des Kampfes Urheber des Hasses Unheil.
    Aber wer in der Schlacht fiel,
    Ruht dort unter den Mauern,
    Ruht im troischen Grabe; fern deckt ihn feindlicher Boden!
     
    Dritte Gegenstrophe
     
    Gefährlich wächst Volkes Murren, grollgemischt,
    Zahlt zurück volkentpreßter Flüche Schuld;
    Zu hören bangt meine Sorg ein Ende
    Endloser Nacht! Unerspäht den Göttern
    Bleibt nimmermehr, wer Blut vergoß, und der Erinnyen schwarze Schar
    Quält den, der glücklich wider Recht ist, einst mit unglückselger Fristung
    Des Lebens tot; geknechtet, so späht er umsonst nach Schutz umher;
    Selbst in des Ruhmes Übermaß
    Brütet Gefahr; denn seinen Blitz schleudert des Donnrers Neidblick!
    Mein mag mäßiges Glück sein,
    Nicht als Städtezertrümmrer
    Möcht ich, aber in Feindes Hand auch mich nimmer erblicken!
     
    Epode
     
    Ein botenfroh Feuer ließ
    Durch unsere Stadt schnell Gerücht
    Eilen; aber ob es wahr, wer weiß es?
    Wahrheit wahrlich ist der Götter nur!
    Wer wird so kindergläubig, so verblendet sein,
    An dieses Scheins neuer Kunde sein Gemüt erst zu wärmen, dann, getäuscht, bittren Tausches Bild zu sein?
    Für Weibes Witz paßt es, eh sie offenbar, schon zu preisen Glückes Gunst!
    Leichtgläubig zu leicht verbreitet sich Frauengeschwätz,
    Wie Windeswehn; doch windverweht
    Versinkt zu Nichts weiberausposaunt Gerücht! –
     
    KLYTAIMESTRA.
    Bald offenbart sich's, ob der Botenfackellauf,
    Die Wachtfanale meiner Feuerwechselpost,
    Wahrhaftig waren oder wie ein Traumgesicht
    Mit süßer Täuschung meinen Sinn das Licht beschlich.
    Ich seh den Herold vom Gestade schon sich nahn,
    Das Haupt vom Ölzweig überschattet; schon bezeugt's
    Des Kotes Zwillingsbruder euch, der durstge Staub,
    Nicht werde lautlos, nicht von Feuern hochgeschürt
    In des Berges Waldung ferner Rauch euch Bote sein,
    Nein, klaren Worts bringt uns entweder sein Bericht
    Mehr Freude – was entgegen dem, verschweig ich gern,
    Auf daß dem nahnden Glücke glücklich sei der Gruß!
    CHORFÜHRER.
    Wer jenes andere diesem Lande gönnt und wünscht,
    Der ernte selbst einst seiner Mißgunst schnöden Wunsch!
     
    Ein Herold tritt auf.
     
    HEROLD.
    O meine Heimat, Argos, teures Vaterland!
    Mit des zehnten Jahres Sonne kehr ich wieder heim!
    Zwar mancher Hoffnung ärmer, doch in einer reich:
    Denn nimmer glaubt ich, daß in Argos' Erde noch
    Des liebsten Grabes Stätte mir beschieden sei.
    Nun sei gegrüßt, Land! Sei gegrüßt, du Sonnenlicht!
    Und du, des Landes Walter, Zeus! Du, pythischer Fürst,
    Mit feindlichem Bogen fürder uns nicht pfeilgewiß –
    Entgegen gnug erschienst du am Skamander uns –,
    Nun wieder sei uns Helfer, sei uns Streitgenoß,
    Du, Fürst Apollon! Euch, ihr kampfbeschirmenden
    Gottheiten, alle ruf ich, meinen Schützer auch,
    Den teuren Herold Hermes, der Herolde Zier!
    Und ihr, Heroen, die uns leitetet, gnädig wollt
    Das Heer empfangen, das der Lanzen Wut verschont!
    Du, meiner Fürsten Palast,
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