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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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Geschenken auf jeglichem Altar!
     
    Und hüben und drüben zum Himmel empor
    Steigt flackernde Glut,
    Mit des heiligen Öls duftsüßem Getröpf,
    Wie mit arglos schmeichelndem Zauber getränkt,
    Mit dem Weihöl fürstlicher Habe!
     
    So sage davon, was kund mir zu tun
    Du vermagst und du willst!
    So werde du mir der Besorgnis Arzt!
    Was mich bang jetzt läßt in die Zukunft sehn,
    Jetzt heiter im Schein sich der Opfer erhellt,
    Dies Hoffen, die weitere Sorge verbeut's,
    Den geheim herznagenden Kummer!
     
    Das Opfer beginnt.
     
    Opfergesang
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Ich darf singen der herrlichen, zeichenbegünstigten Fürsten
    Glückliche Fahrt – denn es haucht mir Vertraun zu den Göttern
    Dies Festlied ein,
    Kraft inwohnendes Alter –,
    Wie einst die zwiethronige Kraft der Achaier, der griechischen Jugend
    Einige Feldherrn,
    Fort mit Speer und mit rächendem Arme der Vogel des Mutes
    Sandte gen Troja,
    Der Luftkönig die Könge der See:
    Der im schwarzen Gefieder voran, der im schneeweißen Fittich
    Ihm nach zum Palast an der Lanzenseite;
    Auf weitschauendem Horste
    Saßen sie, weideten dort vom Geweide der tragenden Häsin,
    Im letzten Lauf zum Tod erhascht.
    Ailinon, Ailinon rufet! Das Gute siege!
     
    Erste Gegenstrophe
     
    Und der erfahrene Seher, die zwei einmütigen, kühnen
    Fürsten erkennend, erkannte die Hasenverschlinger,
    Des Zugs Führer;
    Also sprach er die Deutung:
    »Wohl wird dereinst Priamos' Feste die Beute der Heerfahrt;
    Alle des Schlosses,
    Alle des Volkes gesammelte Schätze, sie wird mit Gewalt einst
    Rauben die Moira;
    So hat nimmer der Ewigen Neid
    Die gefährdeten Wälle mit Heeresgewalt so nie umnachtet!
    Die lautere Artemis zürnt dem Hause,
    Den Flugdienern des Vaters,
    Weil mit der Frucht sie die tragende, zagende Mutter geopfert;
    Sie haßt der Adler arges Mahl!«
    Ailinon, Ailinon rufet! Das Gute siege!
     
    Epode
     
    »So treuen Sinns schirmt die Holde
    Des zürnenden Leun ungeborne Brut,
    Sorgt für alle des heidedurchfliehnden Wildes saugende Jungen!
    Enden wird sie, was Gunstreiches der Aare
    Zeichen zugleich so erfreuend, so dräuend verkündet!
    Dem Helfer will ich, dem Paian rufen,
    Daß sie den Danaern nimmer ermüdender, widriger Winde Fahrthemmung zusend,
    Lüstern nach anderem Opfer, geweiht mit Verstummen und Blutschuld,
    Heimlichen, keimenden Hasses Geburt, mannscheulos Freveln, da furchtbar
    Sein die empörte, mißehrte,
    Tückische Herrin im Haus,
    Schlaflos kindrächende Wut harrt!«
    Also geweissagt wurde von Kalchas zu freudigstem Glücke
    Böses aus fahrtvordeutendem Aar dem Hause der Fürsten.
    Diesem ein gleiches
    Ailinon, Ailinon rufet! Das Gute siege!
     
    Zweite Strophe
     
    Zeus, wer Zeus auch immer möge sein, ist er dieses Namens froh,
    Will ich gern ihn nennen so;
    Ihm vergleichen kann ich nichts, wenn ich alles auch erwäg,
    Außer ihm selbst – wenn des Denkens vergebliche Qualen
    Ich in Wahrheit bannen will!
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    So, wer ehedem gewaltig war, allbewerten Trotzes hehr,
    Was er war, nicht gilt es mehr;
    Der darauf erstand, dem Allsieger unterlag auch der.
    Aber den Zeus im Gesange des Sieges zu preisen,
    Alles Denkens Frieden ist's!
     
    Dritte Strophe
     
    Ihn, der uns zum ernsten Nachsinnen leitet, uns in Leid
    Lernen läßt zu seiner Zeit;
    Drum weint auch im Traum im Herzen noch
    Kummer leideingedenk, und es keimt
    Wider Willen weiser Sinn.
    Wohl heißt streng und schonungslos der ewgen hochgethronten Götter Gunst!
     
    Dritte Gegenstrophe
     
    Gleiches hat des Griechenzugs ältrer Führer kummervoll,
    Seinem Seher sonder Groll,
    Ringsandräundem Kummer ernst bereit,
    Als in ruhmloser Rast fahrtgehemmt
    Schwierig schon das Griechenheer,
    An dem Aulisstrand gelagert, rückwärts Chalkis' Brandung strömen sah –
     
    Vierte Strophe
     
    Vom Strymon her wehten da die Winde
    Rastloser Rast, hafenlosen Treibens,
    Des Zugs Verzug,
    Für Tau und Kiel immer neu Gefährde;
    In trostlos langer Säumnis welkend,
    Schwand auch des Heers blühnde Jugend schon dahin;
    Und als ein Mittel nun,
    Ärger den Fürsten selbst als ärgster Verzug, der Seher,
    Artemis' Zorn deutend, erfand, und sie den Stab tief in den Sand
    Stießen und selbst Tränen sie nicht hemmten, des Atreus Söhne –
     
    Vierte Gegenstrophe
     
    Da also sprach dieses Wort der Ältre:
    »Ein hartes Los ist es, nicht zu folgen,
    Und hart, daß ich
    Soll schlachten mein Kind, des Hauses Kleinod,
    Am Altar tauchen meine Hand soll,
    Die Vaterhand, in der
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