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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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anderen aufgeschreckt. Roxanne begann zu weinen und versuchte sich aus dem Bett zu erheben. Gishild sah die Elfe entsetzt an.
    »Sei kein Narr, König! Du weißt, meine Herrin Emerelle versteht sich darauf, in die Zukunft zu blicken. Mit seinem achten Jahr beginnt für deinen Sohn eine Zeit der Gefahr. Nur am Königshof von Albenmark wird er sicher sein.«
    »Du wirst ihn mir nicht nehmen!«, sagte er mit fester Stimme. »Ich habe dir nichts versprochen!«
    Morwenna sah ihn an, wie man ein widerborstiges Kind ansah. »Niemand will deinen Sohn rauben. Meine Herrin will nur das Beste für ihn!«
    »Wir können selbst auf unsere Kinder achten!«
    Die Elfe lächelte kühl. »Ich komme wieder, wenn er sein siebentes Jahr vollendet hat.« Sie strich dem Jungen über die Wange. »Lebe wohl, Snorri.«
    Gunnar erstarrte vor Entsetzen. Er hatte den Namen niemandem gesagt!

DIE EINZIG WAHRE GESCHICHTE

    »Wer nie darüber nachdenken musste, wie lange er seine Stiefelsohlen wohl kochen muss, bis er sie kauen kann, ist ein Schwafelkopf! Heutzutage ist die Welt voller wohlgenährter Schwafelköpfe, die sich jeden Morgen Honig in die Grütze rühren
und stattliche Bäuche vor sich hertragen. Sie reden so, als seien sie dabei gewesen, als das Banner des Blutbaumes über Albenmark wehte. Ihr Gerede ist wie ein warmer Furz, den man ins Gesicht geblasen bekommt, und mir wird übel, wenn ich höre, wie sie von der fußlosen Königin und ihrem Elfenritter sprechen. Oh, sehe ich diejenigen von euch erröten, die sich einer gewählteren Sprache befleißigen? Ich bin ein Holder, ein Kobold, und gehöre somit einem Volk an, von dem die wohlgeboreneren Kinder Albenmarks ohnehin nur das Ärgste erwarten. Warum ihr meinen flegelhaften Ton erdulden solltet? Weil ich als Chronist der Wahrheit verpflichtet bin und mich im Gegensatz zu anderen Schreiberlingen nicht damit aufhalte, was ihr wohl gern hören möchtet. Ich habe unter den Menschen gelebt. Ich weiß, wie sie sind! Und ich habe miterlebt, wie sie in all dem, was viele von uns als erbärmlich verlachen, dennoch eine Größe haben, wie nur die wenigsten Kinder Albenmarks sie je erreichen. Ja, es stimmt, selbst ihre bedeutendsten Helden würden niemals gegen einen Ritter unserer Königin Emerelle bestehen können, keiner von ihnen wird je ein so geschickter Handwerker wie ein Kobold sein, so stark wie ein Troll, oder saufen können wie ein Kentaur. Sie wissen das, und doch geben sie niemals auf. Sie versuchen größer zu sein, als das Schicksal es ihnen bestimmt hat. Und dabei sind sie ohne Überheblichkeit. Sie sind tragisch …
    So wie ihre Königin, deren Schicksal mich, einen herzlosen alten Kobold, so sehr berührt, dass ich sie nie vergessen werde. Ich kann es nicht ertragen, wenn man sich heute das Maul über die letzte Herrscherin des Fjordlands zerreißt. Ganz gleich, was über sie geredet wird, ich weiß, sie ist ihrem Ritter immer treu geblieben. Und wer in meiner Gegenwart etwas anderes behauptet, dem schneide ich die Zehen ab!
    Ich habe sie gekannt, ihre letzte Königin. Sie hat mich
gefürchtet, schon als wir einander zum ersten Mal begegneten. Ich war es, der ihr die Füße abgeschnitten hat. Deshalb schreibe ich diese Geschichte. Ich bin kein Elf, der mit tausend schönen Worten der Wahrheit ausweicht. Ich bin kein Schwafelkopf, denn ich habe im Winter der Eiskinder meine Stiefelsohlen gefressen. Ich weiß, was Demut heißt und was Liebe. Beides lehrte mich ein Menschenkind.
    Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mich nicht frage, was wir Kinder Albenmarks falsch gemacht haben und wie groß unsere Schuld ist. Ob es unser Fluch ist, denen, die wir lieben, Leid und Verderben zu bringen. Ja, vor allem denen, die wir lieben … Nein, es sind keine Tränen, die meine Tinte verwischen. Ich sitze auf der Terrasse meines Palastes in Vahan Calyd, hoch über dem Waldmeer, und es ist so heiß, dass selbst ein Elf leiden würde. Ich vergieße Schweiß, keine Tränen! Wer mich kennt, der weiß, dass es nicht meine Art ist, zu flennen wie eine Blütenfee. Und sollte einer von euch, die ihr diese Zeilen lest, etwas anderes behaupten, so hexe ich ihr oder ihm einen vertrockneten Wurzelstock dorthin, wo die lügnerische Zunge sitzt.
    Höre ich gelehrte Ohrenbläser über die vergangenen Jahre reden, dann streiten sie oft darüber, wann das Unglück begann. Manche glauben, es habe alles auf dem großen Konzil von Iskendria seinen Anfang genommen, als die Neue Ritterschaft, die den Blutbaum im
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