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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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Wappenschild führt, den Oberbefehl über die Heere der Tjuredkirche an sich riss. An jenem Tag versprachen sie, das Heidentum und mit ihm die Kinder Albenmarks auf immer auszulöschen. Andere behaupten, das alles habe an jenem Nachmittag begonnen, als die letzten Bojaren Drusnas ein Stundenglas als Geschenk erhielten. Oder in der Nacht des schändlichen Verrats, die auf diesen Tag folgte.
    Ich sage euch, das alles ist Humbug, wie ihn Tinte pissende
Chronikschreiber verbreiten! Märchen, geschrieben von Trotteln, die glauben, dass große Geschichten immer dort beginnen, wo die Mächtigen um Königreiche streiten. Wer Geschichtsbücher verfasst, der fühlt sich stets dazu berufen, die Banalität der Wirklichkeit hinter Glanz und Glorie zu verbergen. Vielleicht tun sie das, um euch vor der grausamen Wahrheit zu beschützen. Vielleicht wollen sie euren Glauben, in geordneten Verhältnissen in Sicherheit zu leben, nicht erschüttern. Mir hat man schon immer nachgesagt, anderer Leid mache mir Freude, und es sei mir ein Vergnügen, grausam zu sein. Das ist nichts als eifersüchtiges Geschwätz von Neidern! Vergesst sie! Von mir werdet ihr die Wahrheit hören und nichts anderes!
    Wie es dazu kam, dass die Banner des Blutbaumes in Albenmark wehen, begann damit, dass ein räudiger Hund, der dafür berüchtigt war, gern Kinder zu beißen, nicht mehr aus einem Hinterhof entfliehen konnte. Möglicherweise war er dort, weil er von der Leiche seines Herrn gefressen hatte. Der Junge, der dem Kampf des Hundes zusah, fragte sich nie, warum der verlauste Köter auf diesem Hinterhof war. Aber diese besondere Fähigkeit muss man wohl besitzen, um ein romantischer Held zu werden: die Wahrheit übersehen zu können, selbst wenn sie buchstäblich zum Himmel stinkt.
    Glaubt mir, es war dieser verdammte Hund, der einen Helden zeugte. Und deshalb beginnt die Geschichte von der ruhenden Königin und dem Elfenritter mit ihm, jedenfalls wenn man sie richtig erzählen will. …«
     
    ZITIERT NACH:
DIE LETZTE KÖNIGIN, BAND 1 – DAS PESTKIND, SEITE 7 ff.
VERFASST VON: BRANDAX MAUERBRECHER,
HERR DER WASSER IN VAHAN CALYD,
KRIEGSMEISTER DER HOLDEN

GRAUAUGE

    Die hageren Hunde des Rudels, das heute Mittag ins Dorf gekommen war, trieben den Wachhund in den hintersten Winkel des ummauerten Hofes. Barrasch konnte von dort nicht mehr fliehen. Er stieß ein trotziges Bellen aus und griff an. Aber die Reißzähne des großen braungelben Wachhunds schnappten ins Leere.
    Wütend löste Luc einen weiteren Ziegel aus dem Dach und schleuderte ihn vom Fenster der Schmiede hinab in den Hof. Diesmal traf der Junge den Anführer des Rudels. Die struppige Bestie, die Barrasch gerade noch bedrängt hatte, zuckte zusammen und blickte zu Luc hinauf. Klare, hellgraue Augen musterten ihn. Keinen Laut gab das Mistvieh von sich.
    Barrasch machte einen Satz und versuchte den Rudelführer im Nacken zu packen, während dieser noch zu Luc hinaufsah. Doch der hagere Hund wich Barrasch mit geradezu unheimlichem Geschick aus und biss ihn in die Flanke, bevor er sich zurückzog.
    André, der Schmied, hatte immer angegeben, sein Barrasch hätte das Blut eines Bärenbeißers in den Adern. Bärenbeißer, das waren die legendären Kampfhunde aus dem Fjordland. Die Kriegshäuptlinge der Heiden hatten sie über die Jahrhunderte mit den Lebern von ermordeten Ordensrittern und Priestern gefüttert, so hatte André ihm einmal erzählt. Sie taten das, um besonders böse, gottlose Hunde aus ihnen zu machen. Die Kirche hatte die Bärenbeißer deshalb mit einem Bann belegt. Es war verboten, solche Hunde zu besitzen. Die Priester ließen sie auf Scheiterhaufen verbrennen.
    Aber der Schmied hatte sich nie viel um die Kirche und
ihre Gebote geschert. Es war ihm nur recht, wenn kein Priester seinen Hof betrat.
    André hatte lange in den Heidenkriegen gekämpft. Auf See gegen die Fjordländer und in den weiten Wäldern Drusnas gegen die unheimlichen Schattenmänner. Erstaunlicherweise schien er die Priester ebenso zu verachten wie die Heiden. Er war ein seltsamer Mann mit einem gemeinen Hund.
    Barrasch zitterte. Seine Hinterläufe knickten unter der Last seines schweren Körpers weg. Es kostete ihn die letzte Kraft, sich wieder hochzustemmen. Mit einem tiefen, kehligen Knurren forderte er die Hunde aus den Bergen heraus. Magere Viecher waren das; sie waren auch ein gutes Stück kleiner als er. Und trotzdem hatten sie etwas an sich, das einem angst und bange werden ließ. Sie waren so still …
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