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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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liegen!
    Gunnar blickte noch einmal zur Tür. Schließlich wandte er sich ab. Gishild rannen Tränen über die Wangen, aber sie schluchzte nicht.
    Er beugte sich vor und hob sie auf den Arm. Sie war so leicht … so zerbrechlich. Wie lange wartete sie schon hier in der Kälte? Er hätte seine Wache vor der Kammer nicht aufgeben dürfen.
    »Warum tut mein Bruder Mama so weh?«, stieß sie stockend hervor.

    Gunnar schluckte. Was sollte er darauf antworten? »Er tut das nicht absichtlich.«
    »Du musst ihm sagen, dass er das nicht darf!«, sagte sie entrüstet. »Sag ihm, ich verprügele ihn, wenn er Mama nicht in Frieden lässt. Ich werde ihn …«
    Während sie sprach, zitterte sie immer heftiger, und schließlich gingen ihre Worte in halb ersticktem Schluchzen unter.
    Gunnar drückte sie fest gegen seine Brust und streichelte ihr über das Haar. »Es wird alles wieder gut«, sagte er hilflos und musste plötzlich selbst gegen die Tränen ankämpfen.
    Langsam beruhigte sich Gishild. Auch das Wimmern hinter der schweren Eichentür war verstummt. Die Stille dort machte dem König mehr zu schaffen als Roxannes Schreie. War sie …
    »Ich habe Gudrun belauscht, wie sie mit einer Küchenmagd gesprochen hat. Die beiden haben geflüstert, aber ich habe sie trotzdem verstanden. Sie meinten, dass Mama sterben wird.«
    Gunnar schwor sich, die beiden Weiber fortzujagen. Gudrun hatte er als Gishilds Kinderfrau ausgewählt, weil sie einen leichten Schlaf hatte. Offensichtlich nicht leicht genug. Er sollte einen Wachhund für seine Tochter suchen. Einen Bärenbeißer vielleicht … »Die beiden wissen nicht, was sie reden! Wir haben eine Zauberin, wie du sie aus den Märchen kennst. Alles wird gut werden, meine Kleine.«
    Gishild beugte sich ein wenig zurück. Sah sie ihm an, dass er nicht so sicher war, wie er zu klingen versuchte?
    »Sie macht Mama gesund und holt meinen Bruder.«
    »Ja, so wird es sein.« Er klammerte sich daran … Er hatte sich so sehr einen Erben gewünscht. Ohne einen Jungen würde seine Dynastie verlöschen. Nach fast tausend Jahren … Jetzt war es ihm egal. Wenn nur Roxanne überlebte!
Die Hebamme hatte ihn nach der Geburt von Gishild gewarnt. Roxanne sollte keine weiteren Kinder bekommen. Aber mit seiner Tochter war es ja auch gut gegangen … Auch Roxanne hatte nicht geglaubt, dass …
    Hinter der Tür erklang ein Schrei. Das Kind!
    Der Laut brach sofort wieder ab.
    »War das mein Bruder?«
    Warum schrie der Kleine nicht mehr? Statt ihr zu antworten, drückte er Gishild fester in die Arme. Er hätte früher zum Steinkreis auf dem Hartungskliff hinaufsteigen sollen. Er war davor zurückgeschreckt, die Elfen direkt um etwas zu bitten. Deshalb hatte er Brandax geschickt … Das Königshaus war seit einem Jahrtausend mit der Herrscherin Albenmarks verbunden. Ein Bund, der mit einem Kind besiegelt worden war und mit viel Leid … Im Krieg gegen die Tjuredpriester unterstützten die Elfen sie schon immer. Beide Seiten hatten etwas davon … Aber sie einseitig um einen Gefallen zu bitten, das war gefährlich. Man zahlte immer einen Preis. Gunnar war davor zurückgeschreckt. Er kannte sie zu gut, die düsteren, alten Geschichten um Mandred und dessen Sohn Alfadas.
    Plötzlich flog die Tür auf. Die Hebamme trat aus dem Zimmer, beide Arme mit blutdurchtränkten Laken beladen. Sie war leichenblass. Ihr Ellenbogen versetzte der Tür einen Stoß, und sie fiel wieder zu.
    Gunnar hielt Gishild noch immer an sich gedrückt, sodass sie die blutigen Tücher nicht sehen konnte. »Was ist passiert?« Er konnte sich an den Namen von dem Weib nicht mehr erinnern.
    Die Hebamme schien ihn erst jetzt zu bemerken, obwohl er keine drei Schritt entfernt stand. Ihre Augen waren schreckensweit. Sie schien durch ihn hindurchzublicken. »Das willst du gar nicht wissen, Gunnar. Das Kindbett ist ein
Schlachtfeld, zu dem ihr Männer nur das stürmische Vorgeplänkel geliefert habt. Das letzte Gefecht bleibt immer Frauensache! « Sie sagte das mit tonloser Stimme.
    »Geht es Roxanne gut?«
    »Nein! Luth hat die Sichel an ihren Lebensfaden gelegt.«
    »Mama?«
    Gunnar verwünschte sich dafür, diese Frage gestellt zu haben. »Morwenna wird alles richten«, versuchte er seine Tochter zu trösten, doch versagte ihm bei den Worten fast die Stimme.
    Die Hebamme bedachte ihn mit einem eigentümlichen Blick. Er hütete sich, noch weitere Fragen zu stellen.
    » Alles wird gut«, wiederholte er immer wieder und wiegte sich dabei vor und zurück.
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