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Die Opodeldoks

Die Opodeldoks

Titel: Die Opodeldoks
Autoren: Sepp Strubel - Paul Maar
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einen Schieber mit einer weiteren Röhre an. Öffnete man diesen Schieber, rollte jeweils ein Ei durch diese Röhre und sprang über einen scharfen Stein, der die Eierschale zerbrach. Nur Eiweiß und Eigelb tropften dann in eine darunter stehende Pfanne.
Ganz schlau ausgedacht war die Verbindung zwischen dem Schieber und einer großen Lupe, die die Sonnenstrahlen einfing und unter der Bratpfanne ein Trockengrasfeuer entzündete.
Das Feuer erhitzte die Pfanne, die Pfanne die Eier, die gleich darauf zu Spiegeleiern wurden.
Die Opodeldoks waren begeistert, sogar Opadeldok sagte ein übers andere Mal: »Früher war alles schlechter!«
Der Oberdeldok rief: »Bei meinen dottergelben Bartspitzen, so gute Spiegeleier habe ich noch nie gegessen!« Da war Omadeldok sogar ein bisschen beleidigt, schließlich galt sie bisher als beste Spiegeleierköchin. Der Opozähldok zählte pausenlos, wie viele Spiegeleier

in welcher Zeit gebraten werden könnten und wie viele Zentner Eierschalen dabei in einem Jahr wohl abfallen und wie viele Spiegeleier der Oberdeldok wohl schon in seinem Leben gegessen hatte, obwohl keiner wusste, wie alt der Oberdeldok war. Er selber wusste es auch nicht. Obwohl Deldok nun zwei Pflichten hatte (das Hühnerhüten und das Eierbraten), führte er ein geruhsames, ein opodeldöses Leben. Die Hennen legten ihre Eier von ganz alleine in die Nester und das Eierbraten besorgte die Bratanlage. Und da alles so gut funktionierte, strich

er nachmittags mit Helene durch die Wiesen oder sonnte sich oder starrte in den Himmel oder beides. Und machte heimliche Pläne, über die er mit niemandem sprach. Nicht mal mit Helene, zumindest nicht gleich.
Erst als die eines Tages, bei solch einem Nachmittagsdösen, plötzlich aufgackerte und nach oben zeigte und Deldok hinter den Bergen einen dunklen Rauch aufsteigen sah, der schnell verwehte, erst da zeigte er ihr, was er heimlich gebastelt hatte.
Es war ein langer, langer Stab aus ganz fest gedrehtem
Langgras, mindestens fünfmal so lang wie Deldok selbst. »Und was willst du damit machen, damit machen?«, fragte Helene.
»Ach«, sagte Deldok, »ich habe da so eine Idee! Wo Rauch ist, da müssen doch Leute sein, Opodeldoks wie wir, oder nicht?«
»Du willst also immer noch über die Berge, die Berge? Aber das ist doch verboten und gefährlich und gagaga ... gagagagääää ... gagagagagaäääää ...«
Seit langem war Helene schon kein silbernes Ei mehr passiert, doch diesmal konnte sie es nicht verhindern. Ebenso wenig ein paar Tage später, als Deldok seine neue Erfindung ausprobierte.
Es geschah kurz nach dem Frühstück. Die Opodeldoks saßen um den Steintisch herum und waren zu faul, ihr Geschirr wegzuräumen oder gar abzuwaschen. Deldok hatte sich zur Hühnerwiese aufgemacht. Niemand dachte sich etwas dabei.
Bis Deldok plötzlich angerast kam, als ob ein wilder Stier hinter ihm her wäre. (Aber Stiere gibt es ja im Grasland nicht.) In den Händen hielt Deldok die lange Stange, kerzengerade nach vorn, in Laufrichtung.
Die Opodeldoks klatschten Beifall, sie hielten das Ganze wohl für eine Art Theatervorstellung und feuerten Deldok an: »Schneller, schneller, schneller, schneller!«
Deldok wetzte wirklich, so schnell er die Beine werfen konnte. Immer näher raste er auf die steile Felswand neben der Höhle zu.
(Das war übrigens der Moment, wo Helene wieder mal ein Silberei legen musste.)
Kurz vor der Felswand bohrte Deldok die Spitze seines Stabes in den Boden und sprang, sich am Stab haltend und abstoßend, nach oben, hoch hinaus, höher und höher, bis er fast den Rand der Berge erreicht hatte - doch in diesem Moment brach der Grasstab mittendurch. Deldok stürzte kopfüber in den kleinen Wiesenteich. Was ihn vor schwereren Verletzungen bewahrte.

Die Opodeldoks schlugen sich vor Vergnügen auf die Schenkel, hüpften herum, lachten und tanzten. Der Oberdeldok begriff wohl gar nicht, dass Deldok mal wieder über die Berge hatte gucken wollen. Nur Omadeldok hatte alles gemerkt, nahm den nassen, tropfenden Deldok beiseite und flüsterte ihm zu: »Siehst du, das kommt davon! Nun zieh dir schnell trockene Kleider an!« Deldok war natürlich ganz traurig und beschämt und Helene brauchte tagelang, um ihn wenigstens ein bisschen wieder aufzurichten.
Trotz alledem: Seinen Traum hatte Deldok noch immer nicht aufgegeben.
Er beschloss, es irgendwann noch einmal zu versuchen. Dann wollte er wirklich seinen ganzen Grips zusammennehmen und denken und tüfteln und erfinden und
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