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Die Opodeldoks

Die Opodeldoks

Titel: Die Opodeldoks
Autoren: Sepp Strubel - Paul Maar
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eingeschlossen. Wenn man es auf der Karte finden will, sollte man irgendwo zwischen Freitagvormittag und Nordpol suchen.
Was dem Grasland Gras, ist dem Waldland Wald. Es ist einfach voller Wald. Mit einigen Ausnahmen allerdings, aber von denen wird später die Rede sein.
Im Waldland gibt es große und kleine Bäume, junge und alte, Nadel- und Laubbäume. Bäume mit spitzen Blättern und solche mit runden, mit rundspitzen oder auch spitzrunden. Immergrüne und sommergrüne, welche mit gelben Blättern und welche mit grüngelben, goldgelben oder gelbgrünen Blättern. Und noch viele mehr. Zwischen den Bäumen stehen Büsche und Hecken und Gehölze und manchmal auch nur Baumstümpfe, aber auch davon wird später die Rede sein. Im Waldland wohnen eine Menge Waldtiere, die man aber meistens nicht sieht.
Außerdem ist es die Heimat der Waldleute.
Das sind ganz friedliche Leute, etwas scheu, etwas ängstlich manchmal - und auch davon soll gleich die Rede sein.
Als Deldok und Helene gerade den höchsten Punkt ihres Fluges erreicht hatten, war die Waldleutefamilie wieder mal in großen Schwierigkeiten.

Sie standen zu viert in den Büschen am Rande einer Lichtung und betrachteten traurig die Reste ihres Heimes. Die Lichtung war nämlich gestern noch gar keine Lichtung gewesen. Vielmehr hatte da ein mächtiger uralter Baum gestanden mit stolzen Ästen und hunderten von Zweigen und tausenden von Blättern. Dieser Baum war das Heim der Waldleutefamilie gewesen: von Mog- li-Mama, Mogli-Papa, dem Mogli-Opa und der kleinen Mogla.
Die Waldleute leben in und unter den Bäumen. Sie hängen ihre Hängematten zwischen die großen Astgabeln, spannen zarte Drähte zwischen die Zweige, die dann im Wind leise Musik machen, sammeln Nüsse und Beeren und träumen am liebsten vor sich hin.
Natürlich wählen sie gerne sehr große Bäume für ihre Heimstatt, weil die den meisten Schatten spenden, am besten vor Regen schützen und den meisten Platz für Waldleutefamilien bieten.
Voller Trauer blickten die vier auf die Reste ihrer Behausung: abgehauene Zweige, zerstampfte Blätter, zersägte Äste, ein zerfetzter Baumstumpf. Die Tränen standen ihnen in den Augen.
»Es ist eine Gemeinheit!«, sagte die kleine Mogla, das Waldleutemädchen. »Dabei war unser Baum so schön.« Da kam ein scheußliches Geräusch näher. Es klang, als führe eine Holzkiste voller rostiger Nägel auf einem ungeölten Dreirad. Dazwischen hörte man knarzende, quietschende und pfeifende Töne, die an ein wild gewordenes Dampfradio erinnerten.
Die vier duckten sich in die Büsche, denn jetzt hüpften, einen Steinwurf entfernt, zwei seltsame Apparate aus dem Wald. Sie hatten jene gräulichen Tone hervorgebracht.
Es waren zwei klobige, hölzerne Monster, die nicht auf zwei Beinen gingen wie ein Mensch (oder ein Opodeldok), sondern auf dicken Sprungfedern hüpften. Sie sahen Furcht erregend aus. Ihr riesiger, hölzerner Kopf drehte sich nach allen Seiten, sie glotzten aus ihren elektrischen Stielaugen und wackelten bedrohlich mit Sägen

    und Äxten, die dort angebracht waren, wo ordentliche Lebewesen gewöhnlich ihre Arme tragen.
    Die Knarz-, Pfeif- und Quiektöne schienen die Sprache zu sein, mit der sich diese Holzroboter verständigten. Geschickt schoben sie mit Hilfe ihrer Werkzeugarme das übrig gebliebene letzte Stück des dicken Baumstammes zwischen sich, klemmten es an die Kistenkörper, jaulten sich was zu und setzten sich langsam in Bewegung. Ihre Hupffedern knarzten, als sie mit großen Sprüngen von der Lichtung hüpften.
    »Nun müssen wir wieder weiterziehen. Immer weiterziehen«, seufzte Mogli-Papa traurig und lud sich ein Bündel mit Habseligkeiten auf die Schulter.
»Wer muss die Leiter ziehn?«, fragte der Mogli-Opa, der ein bisschen schwerhörig war.
»Weiterziehn, Opa, weiterziehn!«, antwortete Mogli- Mama und nahm zwei große Tragnetze aus Lianen auf, in denen ein paar Kleider verstaut waren. Der Mogli-Papa warf einen letzten Blick auf die Stätte der Verwüstung und sagte: »Meine Windharfe haben sie auch zerstört.« »Wer hat Rauch gehört? Rauch kann man nicht hören«, rief der Mogli-Opa.
Mogla antwortete geduldig: »Zerstört, Opa, zerstört!« »Genau!«, rief der Mogli-Opa. »Ganz genau! Und die Windharfe ist übrigens auch kaputt.«
Sie bahnten sich langsam einen Weg durchs Unterholz. »Ob wir wieder einen so schönen Schlafbaum finden?«, fragte Mogla nach einer Weile.
Mogli-Papa zuckte mit den Schultern. »Es wird immer
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