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Die Opodeldoks

Die Opodeldoks

Titel: Die Opodeldoks
Autoren: Sepp Strubel - Paul Maar
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geriet der ganze weiche Bau langsam ins Schwanken. Die Opodeldoks sahen fassungslos zu, wie sich der Kleine noch in der Felswand festkrallen wollte, hörten, wie er »Hilfe, о Hilfe!« rief, und dann verrutschte der ganze Kissenturm und fiel in sich zusammen.
Deldok purzelte zusammen mit all den Kissen zu Boden.

Glücklicherweise war er, der vielen Kissen wegen, ziemlich weich gefallen. Nur das linke Knie hatte er sich ein bisschen aufgeschlagen.
»Mein armer Deldok!«, sagte Omadeldok mitleidig. Opadeldok knurrte: »Meine armen Kissen! Was wolltest du nur da oben?« Und der Oberdeldok schrie: »Was bedeutet das, Hühnerdreck und Federfraß?!«
»Ich - ich wollte doch nur mal über die Berge schauen«, weinte Deldok und rieb sein Knie.
Gab das vielleicht ein Opogebrüll!
Während der Opozähldok die Kissen nachzählte, hielt der Oberdeldok seinem Sohn eine gewaltige Strafpredigt, die etwa so endete: »Lass dir das als Warnung dienen: Wer über die Berge gucken will, fällt auf die Nase!
- Und damit du in Zukunft nicht mehr auf so dumme Gedanken kommst, wirst du ab jetzt die Hühner hüten! Zur Strafe, verstanden?!«

Hühnerdienst
Aber für Deldok war das eigentlich keine echte Strafe, denn er mochte die Hühner sehr gern. Besonders die Henne Helene.
Helene war das älteste, klügste und netteste Huhn im ganzen Grasland. Sie genoss bei den Opodeldoks und bei den Hühnern gleichermaßen Respekt. Schließlich war sie schon in das Alter gekommen, in dem Hühner langsam anfangen zu sprechen. Das kommt aber äußerst selten vor.
Und es war fabelhaft nützlich, denn die zweisprachige Helene (Hühner- und Opodeldoksprache) konnte hervorragend zwischen Hennen und Opodeldoks vermitteln. Wie ein richtiger Dolmetscher.
Eine Besonderheit zeichnete Helene aus, die fast noch seltener vorkommt als ein sprechendes Huhn. Sie konnte nämlich silberne Eier legen. Selbstredend tat sie das nicht jeden Tag. Nein, Silbereier fabrizierte Helene nur, wenn sie sich besonders aufregte. Sie wusste selbst nicht so genau, wann nun ein Silberei herauskam und wann ein normales!
Aber für die Silbereier interessierte sich im Grasland niemand. Die Opodeldoks betrachteten sie als Abfall. Nur damit der nicht in der Gegend herumlag, stapelten sie die Silbereier in der Vorratshöhle auf, irgendwo in einer dunklen Ecke.

    Helene war also ein sehr sympathisches, gescheites, großes weißes Huhn.
    Schon früher hatte sich Deldok mit Helene ganz besonders gut verstanden.
    Als er noch klein war, hatte sie ihm beigebracht, wie man ein rohes von einem gekochten Ei unterscheiden kann ohne es zu zerbrechen. Ab und zu hatte sie ihm auch einen Stengel Zuckergras zugesteckt. Aber heimlich, denn Opadeldok war sehr naschhaft und futterte ihm das seltene Zuckergras meist weg.
    Und jetzt, da Deldok fast den ganzen Tag bei den Hühnern verbrachte, waren er und Helene bald unzertrennlich.
    Deldok dachte kaum noch daran, was wohl hinter den Bergen sei. Er war viel zu beschäftigt.
    Er fütterte die Hühner mit Grassamen, achtete darauf, dass alle beieinander blieben und sich nicht überall im ganzen Grasland zerstreuten und an den unmöglichsten
Orten ihre Eier legten. Und vor allen Dingen dachte er darüber nach, wie er die Eierversorgung der Opodeldoks verbessern könnte.
Er sammelte lange weiche Grashalme und baute daraus schöne Legenester. Als die Hennen einmal begriffen hatten, wozu die Nester dienen sollten, legten sie ihre Eier auch meistens brav hinein. So wurden kaum noch Eier zertrampelt oder von den Opodeldoks im hohen Gras übersehen.
Kein Wunder, dass Deldok darüber seine Schulaufgaben ein wenig vernachlässigte. Denn in die Schule musste er immer noch gehen, trotz des Hühnerhütens. Gut, dass es Helene gab, die ihn zur Schulstunde beim Oberdeldok begleitete. Denn die Grassorten machten Deldok ziemlich zu schaffen. Und darin kannte sich Helene ganz besonders gut aus.
Wenn also zum Beispiel in der Grasstunde der Oberdeldok mit seinem dicken Finger auf eine große Bildtafel deutete und streng fragte: »Welche Grassorte haben wir denn hier? Na?«, dann blieb Deldok erst einmal die Antwort schuldig. Denn die vielen Grassorten auf dem Bild sahen sich einfach viel zu ähnlich. Deldok hatte keine Ahnung. Wohl aber Helene, die unter der steinernen Schulbank hockte und ihm einflüsterte: »Rispengras, Rispengras!«
»Das ist Rispengras«, sagte Deldok laut und sicher. Aber Papa Oberdeldok hatte Helene gesehen und gehört und jagte sie aus der
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