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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman]
Autoren: Bastei Lübbe
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plötzlich ein breites Runenschwert durch sein Rückgrat getrieben, und er hauchte mit einem gurgelnden Laut sein Leben aus.
    Blinzelnd schaute Mogda in die aufgehende Sonne und sah davor die Umrisse eines Ettins. »Für die Gemeinschaft der Ettins, Bruder«, raunte dieser, dann stürmte er zurück ins Schlachtgetümmel, ohne dass Mogda ihn genau erkennen konnte. Er nahm sein Schwert unter Schmerzen auf und hechtete zur Südseite des Hügels. Die Angriffe auf ihre Stellung ließen bereits nach. Die Krieg tobte jetzt weiter in südlicher Richtung, wo der Hauptteil des menschlichen Heeres focht.
    Weiter vorn sah Mogda, wie die Meister auf ihren Lindwürmern Feuerbälle vom Himmel in die Reihen der Soldaten sandten. Der Pfeil einer schweren Balliste bohrte sich in die Brust eines der Tiere und zwang es zur Landung. Sofort hetzte eine Schar von Reitern der Echse entgegen und attackierte sie samt Reiter. Mogda gab Anweisung, die Katapulte zu verlassen und den Orks nachzusetzen.
    Hundert Schritt vor sich entdeckte er Rator, der inmitten einer Gruppe Orks wütete. Ein Bolzen ragte aus seiner Schulter und ein weiterer steckte in seinem Bein. Dennoch kreiste seine Klinge durch die Luft und hielt ein halbes Dutzend Orks von ihm fern. Lange würde er sich der Übermacht allerdings nicht mehr erwehren können. Mogda stürmte los, das Runenschwert hoch über dem Kopf schwingend. Mit Gebrüll brach er in die Gruppe der Widersacher ein. Sein Schwert fuhr herab und durchschnitt einen Ork von der Schulter bis zu Hüfte. Einen weiteren Gegner riss er im Vorbeilaufen einfach von den Füßen. Wie im Rausch fuhr er herum und setzte den in Panik flüchtenden Orks nach.
    Der Gehorsam der Orks ihren Offizieren gegenüber löste sich in Nichts auf. Immer mehr Ork-Soldaten brachen zu den Flanken aus und suchten ihr Heil in der Flucht. Die, die noch kämpften, rauften sich zu kleinen Gruppen zusammen und suchten sich Ziele aus, denen sie deutlich überlegen waren. Zu Dutzenden fielen sie über schwer verwundete Oger her und schlachteten sie ab, oder sie verfolgten einzelne Reiter der Menschen, die sich aus der Truppe gelöst hatten.
    Immer wieder zuckten Blitze und Feuerbälle vom Himmel und gaben einen Moment lang den Blick auf das grausige Treiben frei, bis die Szenerie wieder in Rauch und Dämmerlicht verschwand.
    Kruzmak und sechs Gefolgsleute bahnten sich einen Weg durch die Reihen der Orks. Sie hielten auf Mogda zu, der nun an Rators Seite stand. Der Oger stützte sich keuchend auf ein Bein und riss den Bolzen aus seiner Schulter.
    Schnell gelang es Kruzmak mit seinen Kriegsogern alle Gegenwehr auf ihrem Weg im Keim zu ersticken. Wie Mogda feststellte, eskortierten sie jemanden: einen jungen Soldaten des Königs, der schließlich keuchend und mit Angst in den Augen vor Mogda stand.
    »Mein Herr«, begann er zögerlich, anscheinend unsicher, welche Anrede für den Oger unter diesen Umständen angemessen war. »König Wigold hat mich geschickt. Das kleine Mädchen, das euch begleitet hat, es ... es ...«
    »Was ist mit Cindiel?«, fauchte Mogda den Mann an.
    »Sie ist ... einer der fliegenden Dämonen hat sie gepackt und mitgenommen.« »Fort, wohin?«
    Zitternd zeigte der Soldat auf die Spitze des Drachenhorstes.
    »Ihr bleibt hier und beendet, was ihr begonnen habt«, sagte Mogda mit fester Stimme zu Kruzmak und Rator. Er sah, wie Rator etwas einwenden wollte, doch nicht die Kraft fand, die Worte auszusprechen. Unbehelligt rannte Mogda auf den verlassenen Eingang des Berges zu.

51
Die Prophezeiung
 
    Die glühende Scheibe der Sonne hatte sich noch nicht ganz vom Horizont lösen können und warf Mogdas Schatten tief in den Drachenhorst hinein. Beim Betreten der Tunnel hörte er die dumpfen Klänge der Schlacht in seinem Rücken. Schreie von Verletzten und barbarisches Angriffsgebrüll paarten sich mit dem Scheppern von Rüstungen und dem Bersten von Knochen.
    Der Krieg wurde ohne ihn entschieden. Die Zukunft seiner Rasse und das Geschick der Menschen lag nun in den Händen der anderen. Er dagegen kannte seine Bestimmung und folgte ihr, wie von einem Seil gezogen.
    Immer wieder entfalteten sich die Bilder in seinem Kopf. Von Mal zu Mal brannte sich die Vision tiefer ein und verursachte einen stechenden Schmerz in seiner Stirn. Und jedes Mal endeten die Bilder in einem Flammenmeer. Es ist nur mein Ende, das ich sehe, versuchte er sich selbst zu beruhigen.
    Vielleicht konnte er damit viele andere Leben retten ... viele unschuldige Leben,
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