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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman]
Autoren: Bastei Lübbe
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sich nutzen.
    »Na gut«, setzte Mogda erneut an, »dann scheinen wir uns ja ebenbürtig zu sein. Lass uns die Sache zu Ende bringen. Ich will endlich wieder an die frische Luft.«
    Mogda hob die Arme und fuchtelte wild herum. Dazu intonierte er ein unverständliches Kauderwelsch.
    Der Meister schien von der gebotenen Vorstellung mehr belustigt als eingeschüchtert.
    »Lauf Mogda! Renn um dein Leben. Er wird dich töten«, schrie plötzlich eine Kinderstimme aus der Dunkelheit. Es war Cindiel.
    Der Meister ließ sich nicht aufhalten. Sein Stab zuckte vor, und aus dem Kristall an der Spitze löste sich eine flammende Kugel, die auf dem Weg zu ihrem Ziel ständig anwuchs. Und das Ziel war Mogda.
    Als der Zauber ihn traf, stand er noch immer da und murmelte seine unsinnigen Formeln. Er hörte Cindiels Stimme, die in einem Schluchzen unterging. Mogda stürzte in Flammen gehüllt rückwärts in eine der Gefängnisgruben.
    »Du stinkende Missgeburt«, schrie der Meister euphorisch. »Du hast doch nicht wirklich geglaubt, gegen mich bestehen zu können? Ich werde dein geröstetes Fleisch an die Orks verfüttern.«
    Mogda hörte die Stimme des Meisters wie aus weiter Ferne. Die Luft um ihn war stickig und sengend heiß. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu husten. Nur noch einen Augenblick, dann bekäme er seine Chance.
    Die Erde zitterte, und kleine Steine stürzten in die Grube. Ein Effekt, der nicht von dem Feuerzauber herrühren konnte. Leider blieb ihm keine Zeit herauszufinden, wer oder was die Erschütterungen verursachte. Er hörte, wie sich die Schritte des Meisters näherten.
    »Wo bist du, tumber Tor?«, zischte der Nesselschrecken. Das war Mogdas Stichwort. Er rappelte sich mit letzter Kraft auf und zog das Schwert; im gleichen Moment beugte sich der Meister tief über der Erdkuhle. Mogda zielte auf seinen Hals. Kurz bevor er den tödlichen Treffer anbringen konnte, rollte der Meister zur Seite weg und blieb auf der rötlich staubigen Erde liegen. »Was soll das?«, fragte er heiser. »Willst du mich mit billigen Gauklertricks täuschen?«
    Wieder bebte die Erde.
    Mogda hatte seine Chance vergeben. Er war in einer aussichtslosen Lage. Bevor er es schaffen konnte, aus der Grube zu entkommen, würde der Meister ihn mit seinen Zaubern töten.
    Die Erde grollte erneut. Der Meister lag nach wie vor auf dem Rücken und wollte sich gerade erheben, als der Boden unter ihm wegbrach und seine Beine bis zur Hälfte im roten Gestein versackten. Der Aufschrei des Meisters erstickte in seiner Kehle. Dann tat sich die Erde erneut auf, und der Schattenwurm erhob sich hinter dem Meister. Sein weit aufgerissenes Maul offenbarte unzählige Zahnreihen. Von oben herab schlug der Dämon zu und stülpte das Maul über den Nesselschrecken, bevor er wieder in der Erde verschwand. Alles, was übrig blieb, war ein kleiner Fleck gelblicher Flüssigkeit, die an einem Stein klebte.
 
    Mogda stand fassungslos da und starrte auf die spärlichen Überreste des Meisters. Zwischen den Felsen im hinteren Teil der Höhle wurde ein Licht entzündet. Cindiel trat aus den Gesteinsmassen hervor und weitere Kinder folgten ihr ängstlich. Immer mehr von ihnen kletterten ins Freie. Cindiel rannte mit tränenüberströmtem Gesicht auf den Oger zu und klammerte sich an sein Bein.
    »Wie hast du das geschafft? Ich dachte, du wärest tot. Ich hab gesehen, wie der Feuerball dich getroffen hat.«
    Mogda hatte die Kontrolle über seine Stimme noch nicht ganz zurückgewonnen. Wortlos öffnete er die Hand und ließ drei kleine Phiolen zu Boden fallen. Cindiel bückte sich und griff nach einer. Der fein säuberlich geschriebene Aufdruck lautete: TRANSLOKATION.
    Gleichzeitig lachend und weinend drückte Cindiel sich wieder an ihn.
    »Das Zeug hat mich geschützt. Ich ... ich wusste nicht, ob eine reicht. Deshalb hab ich ... ich sie alle genommen«, stammelte Mogda. »Es war, als wäre ich nicht an diesem Ort. Das Feuer hat mich nicht richtig verbrennen können.« Er seufzte. »Hast du das eben gesehen?«, fuhr er fort. »Das war der Schattenwurm. Er hat ihn einfach verschlungen.«
    »Und ihr habt die ganze Zeit an meinen Zauberkünsten gezweifelt. Das ist der Beweis, dass der Bannspruch funktioniert hat«, sagte Cindiel.
    »Du hattest Recht! Für mich bist du ab sofort die größte Hexe der Welt«, erwiderte Mogda lachend.
    Um die zweihundert Kinder standen mittlerweile im Kreis um die beiden herum. Sichtlich erschöpft und ängstlich hielten sie Abstand zu
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