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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman]
Autoren: Bastei Lübbe
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gewöhnlicher Tag sei.
    »Wäre es nicht besser, Truganost auch einen Helm aufzusetzen?«, fragte Mogda vorsichtig.
    Gantruost schüttelte den Kopf. »Nein, er mag keine Rüstungen. Er sagt, Metall behindert ihn nur. Und ehrlich gesagt, gibt es nicht viel an seinem Kopf, was zu Schaden kommen könnte.«
    Der Ettin grinste leicht, aber Mogda war im Moment nicht zu Scherzen aufgelegt und nickte deshalb nur mitfühlend. Der Sonnenaufgang war vielleicht noch eine Stunde entfernt. Plötzlich erhob sich Gantruost. »Es ist so weit«, sagte er und zog das Runenschwert.
    »Warte, warte!«, versuchte Mogda ihn aufzuhalten.
    »Ist es nicht besser, wir warten, bis es hell geworden ist? Wir sind noch nicht vorbereitet, und vielleicht sind die Menschen auch noch nicht in Stellung gegangen.«
    Gantruost machte keine Anstalten, auf Mogdas Vorbehalte einzugehen. »Die Menschen wissen schon Bescheid, und die meisten Oger sind wach und warten auf Befehle. Nur die kleine Gruppe hier schlummert noch ahnungslos, und das wird sie auch noch weiter tun, wenn du sie nicht gleich weckst.«
    Mit diesen Worten rammte Gantruost das Runenschwert vor einem großen Felsen in die Erde, löste einen Lederbeutel vom Gürtel und öffnete ihn vorsichtig. Er verstreute den Inhalt vor dem Felsen. »Verlier keine Zeit! Wir müssen die Überraschung nutzen, wenn wir einen Vorteil haben wollen, denn das Zentrum der Schlacht wird hier sein.«
    Hastig machte sich Mogda daran, seine Kumpane zu wecken. In groben Zügen erklärte er ihnen die Situation. Die geringe Aufmerksamkeit, die ihm dabei entgegengebracht wurde, lag weniger an dem Umstand, dass er die Oger aus dem Tiefschlaf geweckt hatte, sondern eher an der Anwesenheit des Ettins. Noch nie zuvor hatten sie ein Wesen gesehen, das ihnen so ähnelte und zugleich so fremd war. Nur Rator blieb bei dem Anblick gelassen und stellte sich neben ihn.
    »Krieg beginnt?«, fragte er unbeeindruckt.
    »Ja«, bestätigte Gantruost, ohne den Blick zu heben. »Jetzt ist unsere Zeit gekommen ... oder abgelaufen.«
    Rator, der nur wenig von solchen Floskeln hielt, drehte sich um und stellte sich an den Rand der Erhebung. Er starrte in die Dunkelheit, genau wissend, dass dort Tausende lagerten, die ihnen in wenigen Augenblicken als Feind gegenübertreten würden. »Die ewige Schlacht Tabals«, murmelte er.
    Im selben Augenblick wurde die Anhöhe in gleißendes Licht getaucht. Die Quelle des weißlichen Scheins war der Felsen, an dem Gantruost kurz zuvor gesessen hatte. Das Licht strömte wie in Wellen über die Ebene. Langsam fügten sich die einzelnen Lichtebenen zusammen und bildeten einen in den Himmel gerichteten Trichter, der sich schließlich zu einem Strahl zusammenschloss. Das Licht durchbrach den Dunstschleier und schien nach und nach die diesigen Schwaden aufzufressen, die an ihm vorbeizogen.
    »Katapulte bereit!«, schrie Mogda, der den Blick nur schwerlich von dem Schauspiel abwenden konnte.
    Sofort machten sich die eingeteilten Oger daran, die Wurfschalen mit klobigen Gesteinsbrocken zu füllen. Jede Schale fasste ein Dutzend der zentnerschweren Felsen. »Feuer!«, befahl Mogda.
    Mit ungeheurer Wucht wurden die Wurfarme von den schweren Gewichten in die Höhe gerissen. Unter lautem Ächzen arretierten die Katapulte und gaben ihre Last in fast senkrechter Richtung frei. Ein kurzer Augenblick der Stille trat ein. Dann prasselten die ersten Geschosse zu Boden. Nur etwa hundert Schritt vor ihnen schlugen sie in die Lager der Orks ein. Man konnte die Treffer an den angsterfüllten Schreien ausmachen.
    Mogda schaute zu Gantruost, der sich umgedreht hatte, das Schwert gen Himmel gerichtet, und auf den Drachenhorst starrte. Gebannt wandte Mogda sich um und erkannte die hünenhaften Gestalten, die sich aus dem Felsen zu lösen schienen. Mit lautem Gebrüll zeigten sich immer mehr von ihnen im schwachen Schein der aufgehenden Sonne. Nur zufällig nahm Mogda die Bewegungen am Fuß des Berges war. Gesteinsbrocken wurden beiseitegerollt, und lange Arme und Beine kletterten in Panik über sie hinweg. Kaum auszumachen waren die Geschöpfe, die sich dort verschanzt hatten. Aber ihre Bewegung verriet sie. Trolle!
    Das pure Entsetzen scheuchte sie aus ihren Stellungen. Mogda erkannte, wie sie sich in ihrer Furcht gegenseitig niedertrampelten oder mit Waffengewalt einen Weg bahnten. Und sie flüchteten genau auf die Anhöhe zu.
    »Seid ihr denn total verrückt, ihr dämlichen Fleischklöße«, bellte eine heisere Stimme.
    Rator
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