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Die Nachtwanderin

Die Nachtwanderin

Titel: Die Nachtwanderin
Autoren: T. J. Hudspeth
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und sprang mit dem Schlüssel in der Hand aufgeregt in Richtung des Badezimmers.
"Du musst aber heute noch deine tägliche Dosis Vitamin V zu dir nehmen, bevor du außer Haus gehst!", rief Ardric ihr ermahnend nach.
"Ja mach das Glas schon mal bereit. Ich trink es sobald ich fertig bin!", entgegnete sie ihm und verschwand im Badezimmer. Obwohl es schon später Nachmittag war und das Tageslicht sich langsam davon schlich, putze sich Mimma erneut die Zähne. Sie wollte einen frischen Atem haben für ihr einsames Date mit der Freiheit. Außerdem konnte man ja nicht wissen, wen man auf den Straßen zufällig begegnen könnte. Eventualitäten abwägen und dabei mit frischem Minzatem aufzutrumpfen, war nie verkehrt. Als sie nach der Haarbürste griff, um ihr verwuschelte Mähne zu zähmen, fiel ihr Blick kurz auf ihren Unterarm. Genau an die Stelle, an der noch vor knapp zwei Wochen, Fäden ihre Haut zusammenhielten und zusätzlich durch einen Druckverband unterstützend verhinderte, dass sie verblutete. Sie taste die Stelle vorsichtig mit zwei Fingern ab. Es war weder etwas zu sehen, noch zu spüren. Nicht einmal eine kleine Narbe blieb zurück. Nichts zeugte mehr davon, dass sieben Stiche notwendig waren, um die tiefe Schnittwunde zuzunähen. Ardrics Vampirblut in Mimmas Organismus, beschleunigte ihren natürlichen Heilungsprozess um ein Vielfaches. Mimma konnte darüber nur staunen und begann damit ihre Haare zu bürsten. Anschließend legte sie ein wenig Make-up auf, um im fahlen Licht, das der Winter mit sich brachte, nicht allzu blass zu wirken. Nur ein wenig und sehr dezent. Genug, um ihrem Gesicht einen leichten Glanz zu geben, doch zu wenig um unnatürlich oder gar überschminkt zu wirken.
Zu dieser kalten Jahreszeit, in der sich die Sonne nur rar am Firmament zeigte, stürmten viele Menschen die Sonnenstudios der Stadt und nahmen das reichhaltige Bräunungsangebot durch künstliche UV-Bestrahlung wahr. Doch künstliche Bräune von der Sonnenbank war für Mimma nichts. Sie bevorzugte noble Blässe. Selbst im Sommer nahm ihre Haut kaum Farbe an. Während andere Menschen, wie die Sardinen am Strand lagen und sich im Viertelstundentakt auf ihren Handtüchern herumdrehten, um schön von allen Seiten von der Sonne knusprig gebraten zu werden, zog Mimma es vor, sich dem Massengrillen am Strand zu entziehen und ihre zarte Haut vor der herunterbrennenden Sonne, in klimatisierten Gebäuden zu schützen. Sie mochte ihren Porzellanteint gerne und stach vor allem im Winter mit ihrem blassen Aussehen und ihren tiefblau leuchtenden Augen, zwischen all den Instantgebräunten Menschen hervor.
Als sie im Badezimmer fertig war, rannte sie aufgeregt ins Schlafzimmer, um sich passend und vor allem den kalten Wetterverhältnissen entsprechend anzukleiden. Den Schlüssel hielt sie dabei noch immer fest in ihrer Hand, aus Angst Ardric könnte es sich doch noch anders Überlegen, seine Meinung ändern und ihr den Schlüssel wieder abnehmen. Selbst wenn dem so wäre, könnte Mimma gegen ihn nichts ausrichten. Durch seine enorme Stärke und Geschwindigkeit, konnte Ardric ihr den Schlüssel jederzeit aus der Hand nehmen oder ihr gar den Weg zum Aufzug versperren. Das war Mimma durchaus bewusst, doch sie fühlte sich mit dem Schlüssel in ihrer Hand einfach wohler. Das Gefühl der Freiheit, nach Belieben das Apartment verlassen zu können, wurde dadurch realer, als wenn der Schlüssel irgendwo lag.
Mimma betrachtete sich von allen Seiten vor dem Spiegel und zupfte ihre Kleidung zu Recht. Ihr Outfit bestand aus einer engen, schwarzen Hose, eine Röhre, die aus einem Mix zwischen Jeans und Thermounterwäsche bestand. Sie war bequem und passte sich dem Körper an, zudem froren Mimmas Beine in dieser Hose nicht. Dazu noch einen grauen Wollpullover mit V-Ausschnitt. Darunter trug sie ein rosa T-Shirt, das länger war als der Wollpullover. Es lugte am Bund des Wollpullovers hervor und auch im V-Ausschnitt war es zu sehen. Mimma gefiel ihre Wahl. Aus dem Schrank holte sie einen gut gefütterten Mantel hervor, denn sie zuvor noch nicht getragen hatte. Wie all ihre Kleidung, war auch der Mantel von höchster Qualität. Darauf hatte Ardric stets ein Auge, denn er wollte nicht, dass sich Mimma in irgendwelche billigen Fetzen kleiden musste. Zur Sicherheit, um draußen nicht zu frieren, nahm sie sich noch zusätzlich eine Mütze, einen Schal und Handschuhe heraus. Den Schal band sie sich gleich um, die Mütze und die Handschuhe verstaute sie in ihrer
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