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Die Nachtwanderin

Die Nachtwanderin

Titel: Die Nachtwanderin
Autoren: T. J. Hudspeth
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Handtasche. Wenn es ihr draußen tatsächlich zu kalt werden würde, könnte sie diese Dinge immer noch heraus holen und über ziehen. Zum Abschluss holte sie brandneue und noch nie getragene Winterstiefel heraus, die innen gefüttert waren und eine dicke Sohle hatten. Mimma setzte sich auf den Rand des Bettes, um die Winterstiefel anzuziehen. Sie waren bequem und im Gegensatz zu ihrer äußeren Erscheinung sehr leicht. Als sie fertig war, ging sie mit der geschulterten Handtasche und dem Mantel über ihren Arm die Treppe hinunter, um sich von Ardric zu verabschieden. Der saß gelangweilt auf der Couch und zappte durch die unzähligen Fernsehsender. Mimma kam zu ihm und setzte sich neben ihn.
"Und? Bist du ausgehbereit?", fragte Ardric sie ohne jeden Ausdruck.
"Ja bin ich", sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. So sehr sie sich über ihren bevorstehenden Alleingang auch freute, fühlte sie sich unbehaglich, denn es war das erste Mal seit Wochen, dass sie ohne Ardric loszog.
"Ist das meines?", fragte sie und deutete auf das Glas mit der roten Flüssigkeit, das vor Ardric auf dem Tisch stand.
"Na was glaubst du denn!", erwiderte er patzig.
"Hätte ja sein können, dass du dir das Blut aus einer Blutkonserve in ein Glas abgefüllt hast", meinte Mimma und griff nach dem Glas.
"Warum sollte ich das tun?", fragte Ardric.
"Keine Ahnung. Aus Stilgründen, oder zwecks der Etikette. Was weiß ich. Ich kann schließlich nicht deine Gedanken lesen", antwortete Mimma und zuckte mit den Schultern.
"Aha", erwiderte Ardric schwach. Mimma bemerkte Ardrics Übellaunigkeit und trank schnell das Blut aus, um nicht noch länger seiner schlechten Laune ausgesetzt zu sein, denn dies artete bei ihnen meist in einem handfesten Streit aus.
"Igitt, das war ja schon kalt!", jammerte Mimma und schüttelte sich angewidert.
"Selbst schuld. Du hast mich doch angewiesen dir das Blut gleich anzurichten und dann hast du so viel Zeit im Badezimmer vor dem Spiegel vertrödelt", erinnerte sie Ardric.
"Ja schon klar. Ich hab auch nicht gesagt, dass es deine Schuld wäre!", gab Mimma genervt von sich. Ardrics argwöhnischer Tonfall missfiel ihr und war ein Zeichen dafür, dass sie schleunigst aufbrechen sollte, bevor die Stimmung endgültig zu kippen drohte. Sie stand von der Couch auf und streifte sich den Mantel über. Anschließend räumte sie ihr benütztes Glas in die Spülmaschine. Als sie auf sah, stand Ardric vor ihr auf der anderen Seite des Küchentresens. Verdutzt sah sie ihn an und vermutete das Schlimmste. Sie ballte ihre Hand, in der sie den Schlüssel hielt zu einer Faust und war bereit für ihr Recht auf Freiheit aufs Ganze zu gehen. Selbst wenn sie gegen Ardric nichts ausrichten konnte, so wollte sie dennoch nicht kampflos aufgeben. Angespannt wartete sie darauf, dass er etwas sagte.
"Hier hast du etwas Geld", sagte er und legte ein dickes Bündel mit Hunderterscheinen auf den Küchentresen. Überrascht sah sie das viele Geld an.
"Na nimm es schon endlich. Ohne kommst du schließlich nicht weit", sagte er und schob es zu ihr hinüber. Mimma nahm das dicke Geldbündel an sich und verstaute es in ihrer Tasche.
"Ich glaube zwar nicht, dass ich so viel Geld benötigen werde, aber trotzdem danke. Ich weiß das zu schätzen", sagte sie und ging zum Aufzug hinüber. Ardric begleitete sie stumm. Mit klopfenden Herzen drückte Mimma auf den Knopf und erwartete ungeduldig das ankündigende Läuten des erscheinenden Aufzugs.
"Was wirst du machen, solange ich fort bin?", wollte Mimma von Ardric wissen.
"Ich wanke noch zwischen zwei Möglichkeiten.
Entweder bleibe ich hier und sitze die Zeit bis zu deiner Rückkehr nervös, wie ein ängstlicher Elternteil auf der Couch ab.
Oder ich nehme nach wenigen Minuten deine Verfolgung auf und werde dir wie ein zweiter Schatten an deiner Verse kleben und wie ein Stalker jeden deiner Schritte überwachen", offenbarte Ardric Mimma seine Überlegung. Mit offenem Mund starrte sie ihn an.
"Das war doch gerade nicht dein Ernst, oder?", fragte sie ihn skeptisch.
"Nein, aber natürlich nicht.
Ich führe schließlich auch noch ein Leben und bin froh, wenn ich nicht ständig für dich den Babysitter spielen muss!", antwortete er und tat so, als ob er über diesen bedauerliche Tatsache hocherfreut wäre. Doch tatsächlich war ihm nichts lieber, als seine gesamte Zeit mit Mimma zu verbringen. Sei es lachend, weinend, streitend oder gar schweigend. Hauptsache war, dass sie bei ihm war und nicht bei einem anderen Mann.
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