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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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wenn Sie wieder in Köln sind. Aber ich denke, daß wir uns während des Kongresses doch noch sehen werden.«
    »Ich werde nur rasch meinen Mann holen.« Yvonne ging zum Ausgang.
    »Nun, hast du Erfolg gehabt?« fragte der Professor.
    »Ja – aber ich mußte uns als Teilnehmer an einem Natriumkongreß anmelden.« Sie reichte einem der Hotelangestellten, der vorbeigekommen war, die Autoschlüssel. »Stellen Sie bitte den Wagen ein. Wir wohnen hier im Hotel.« Sie half ihrem Mann beim Aussteigen und geleitete ihn in die Hotelhalle.
    »Man kommt von der Arbeit nicht los«, seufzte der alte Herr, während er zuschaute, wie Yvonne den Meldezettel ausfüllte. »Da wollte ich eigentlich Urlaub machen, und was geschieht?« Er setzte seine Unterschrift unter den Meldezettel. »Da nehme ich wieder an einem Ärztekongreß teil!«
    Yvonne nahm seinen Arm und folgte dem livrierten Angestellten, der ihr Gepäck zum Fahrstuhl trug. »Ich möchte fast annehmen, daß du auch im Urlaub ein wenig den Reiz der Medizin brauchst, um dich wirklich erholen zu können.«
    XI
    »Sie hätten uns sagen sollen, wer Sie sind!« Dr. Bruckner sah vorwurfsvoll Dietmar Bursoni an, der im Sessel saß und nervös an einer Zigarette zog. Halb geraucht drückte er sie jetzt im Aschenbecher aus.
    »Wenn dieser Trottel Streiber nicht hier angerufen hätte, wäre nie etwas herausgekommen. Jetzt –« , Bursonis Blicke trafen den riesigen Rosenstrauß, der auf dem Tisch stand, »ist alles aus!«
    Verständnislos blickte Dr. Bruckner den aufgeregten Patienten an. »Es ist doch nicht alles aus. Sie befinden sich auf dem Weg der Besserung. In ein paar Tagen können Sie nach Hause. Eine Bitte hätte ich allerdings.« Er setzte sich auf einen Stuhl neben den Patienten und nahm seine Hand. »Sie haben zugesagt, daß wir Sie morgen vorstellen dürfen. Gilt diese Zusage noch, auch wenn sie ein anderer sind?«
    »Wenn ich Dietmar Bursoni wäre, dann müßte ich für eine Vorstellung sehr viel Geld verlangen! Das würde mein Agent regeln!« Er erhob sich, nahm eine Rose aus dem Strauß heraus und betrachtete sie gedankenverloren. »Ich glaube, diese Gage kann Ihre Klinik nicht bezahlen. Aber –«, er trat vor den Spiegel und schaute hinein, »in dieser Tarnung wird mich niemand erkennen. Bitte, halten Sie nur geheim, daß ich Dietmar Bursoni bin. Ich möchte nach Möglichkeit von Autogrammjägern verschont bleiben, und hätte gern vermieden, daß die Presse von meinem Unfall erfährt. Das wäre ein gefundenes Fressen … Ich möchte morgen nicht als Schlagzeile in allen Boulevardzeitungen erscheinen: Bursoni vom Pferd getreten oder so ähnlich! Diese Tierberührung würde ich gern einem anderen Prominenten überlassen, vielleicht einem Minister …«
    »Das verstehe ich. Es weiß sonst niemand, wer Sie sind? Wir werden Sie also morgen anonym den Studenten vorstellen.« Dr. Bruckner atmete erleichtert auf. »Oder weiß doch noch jemand Bescheid?«
    »Nur Schwester Ariane! Aber –«, er steckte die Rose wieder in die Vase zurück, »die hat sich aus einem mir unerfindlichen Grund plötzlich, als sie es erfuhr, aus dem Staub gemacht. Sie hat mir die Blumen, die ich ihr geschickt habe, zurückgesandt. Es ist mir alles unbegreiflich …«
    »Vielleicht war sie empört, daß Sie sie belogen haben? Oder –«, Thomas Bruckner überlegte, »vielleicht fürchtet sie sich, mit einem so berühmten Star in nähere Beziehung zu treten? Sie wissen doch selbst, was die Zeitungen über Prominente wie Schauspieler und Sänger berichten: Sie sind wie die Schmetterlinge, schillernd und bunt und flattern von Blüte zu Blüte! Ich könnte mir denken, daß sich Schwester Ariane nicht gern als eine von den vielen Blüten mißbrauchen lassen möchte.«
    »Aber ich liebe sie doch!« brach es aus Bursoni heraus. Er ließ sich in den Sessel fallen und verbarg das Gesicht in beiden Händen. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie mit meinen privaten Dingen behellige. Am besten vergessen Sie alles, was ich erzählt habe.«
    »Vielleicht läßt sich alles wieder einrenken. Ich werde mit Schwester Ariane sprechen.«
    Es klopfte an die Tür. Schwester Angelika trat ein. Aufgeregt rückte sie an ihrer Haube. »Schwester Ariane ist verschwunden!« meldete sie.
    »Sie ist verschwunden?« Dr. Bruckner schaute sie fragend an. »Hatte sie nicht heute dienstfrei?«
    »Ja, aber dem Pförtner fiel auf, daß sie mit einem Koffer wegging. Darauf habe ich im Schwesternhaus nachgesehen. Ihr Zimmer ist leer.
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