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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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müssen, um zu einer Ganzheitsdiagnose zu kommen!«
    Der Pfleger Chiron schob jetzt Dietmar Bursoni hinein. Als Ariane Quenstadt ihn sah, stutzte sie. Einen Augenblick lang sah es aus, als ob sie ihre Vorlesung abbrechen wollte, aber dann nahm sie sich zusammen. Mit betont nüchterner Stimme beschrieb sie das Krankheitsbild, ohne den Kranken weiter zu beachten.
    Die Vorlesung wurde ein voller Erfolg. Selten hatte der Hörsaal der Klinik solche Beifallsstürme erlebt wie nach dieser Vorlesung.
    Als Ariane Quenstadt den Hörsaal verließ, wartete Dietmar Bursoni draußen auf sie. »Ich muß Sie sprechen …«, bat er.
    »Ich glaube, wir haben uns nichts mehr zu sagen. Was zu sagen war, hätten Sie mir vor elf Jahren in Monte Carlo sagen sollen. Sie haben sich um Ihren Sohn nicht gekümmert, obgleich Sie wußten, daß es ihn gab. Wollen Sie mich glauben machen, daß Sie das alles vergessen haben?«
    »Vor elf Jahren in Monte Carlo?« Erschrocken schaute Bursoni Ariane an. »Moment – vor elf Jahren war ich in den Staaten, Ach, jetzt kann ich mir denken, was geschehen ist. Sie waren mit meinem Bruder zusammen! Der hat sich oft für mich ausgegeben, weil er als kleiner Musiker gern den großen Mann spielen und sich bewundern lassen wollte.«
    »Ihr Bruder?« Zweifelnd schaute Ariane Dietmar an.
    »Ja; mein Bruder Daniel! Er war damals fünfundzwanzig Jahre alt und ist leider tödlich verunglückt. Er war außerdem ein Flugzeugnarr …«
    »Ich weiß! Ist er etwa – abgestürzt?«
    »Ja! Ariane, Sie müssen mich besuchen. Ich kann Ihnen in meiner Wohnung das Bild meines Bruders zeigen. Dann werden Sie mir glauben. Und er hatte einen Sohn?« Er atmete tief durch. »Der bei Ihnen lebt? Was kann ich mir mehr wünschen! Daniels Vermächtnis – sein Sohn! Und ich liebe Kinder …«
    Dr. Bruckner trat an die beiden heran. »Warum waren Sie gestern plötzlich verschwunden? Ich hatte schon befürchtet, Sie würden nicht wiederkommen.«
    »Ich wollte es auch nicht, aber heute morgen, unter der Dusche, habe ich mir die Sache anders überlegt. Einmal durfte ich Sie –«, sie zeigte auf Dr. Bruckner, »nicht im Stich lassen, zum anderen wollte ich doch noch mit Ihnen abrechnen, Herr Bursoni!«
    »Das haben Sie ja nun getan. Und zwar auf eine viel nettere Weise, als Sie es ursprünglich vorhatten …«
    Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn Ariane hatte ihm den Mund verschlossen – mit einem Kuß, über den sie nachträglich selbst erschrak.

Der Fachmann schreibt:
    Jeder Lungenflügel ist von ›Lungenfell‹ umgeben, das sich auf die Brustwand als ›Rippenfell‹ fortsetzt. Zwischen den beiden ›Fellen‹ befindet sich ein spaltförmiger Raum, die ›Pleurahöhle‹. Dringt in diesen Spalt Luft ein, fällt die Lunge der beschädigten Seite zusammen. Es entsteht ein ›Pneumothorax‹, eine ›Gasbrust‹.
    Die Lungenärzte haben früher sehr viel von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Befand sich in einem Lungenlappen ein tuberkulöser Herd, dann ließen sie in den Pleuraspalt Luft ein. Die Lunge fiel zusammen, der Herd konnte abheilen. Heute wird von dieser Möglichkeit kaum mehr Gebrauch gemacht, da die modernen Tuberkuloseheilmittel einen solchen Herd zur Abheilung bringen können.
    Ein Pneumothorax kann aber bei perforierenden Verletzungen entstehen, wenn z.B. ein Metallgegenstand die Brustwand durchbohrt. Dann wird bei jeder Einatmung Luft durch die Wunde in den Pleuraraum gesaugt und entweicht bei jeder Ausatmung. Man hört ein schlürfendes Geräusch an der verletzten Stelle.
    Die Gefahr eines solchen ›offenen Pneumothorax‹ ist das Pendeln des Mittelfells, in dem das Herz, die Speiseröhre und die großen Gefäße liegen. Beim Einatmen pendelt es nach der gesunden Seite und drückt dort die Lunge zusammen, so daß sie keine Luft einsaugen kann. Der Verletzte muß ersticken, wenn keine Hilfe kommt.
    Die Erste Hilfe ist in diesen Fällen ganz einfach. Das Loch in der Brustwand muß provisorisch verschlossen werden. Dazu genügt meist eine Mullkompresse, die auf die Wunde gedrückt wird. Sofortiger Transport in ein Krankenhaus ist erforderlich, damit die Wunde operativ verschlossen werden kann. Zur Not genügt es, zur Ersten Hilfe ein Taschentuch so fest auf die Wunde zu drücken, daß das schlürfende Geräusch nicht mehr hörbar ist.
    Wird nur die Lunge ohne äußere sichtbare Verwundung verletzt, gelangt bei jeder Atmung Luft in den Pleuraspalt, so daß schließlich eine lebensbedrohende
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