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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Mineralwässer, die einen geringen Anteil an Natrium haben. Wenn Sie das Ihren Patienten raten, dann können Sie in den meisten Fällen auf zusätzliche Medikamente verzichten, die den Blutdruck senken. Zwei Dinge sind es, die wichtig sind; Gewichtsabnahme und weniger Kochsalz!«
    Der Vortragende hatte geendet. Die Anwesenden applaudierten und erhoben sich. Yvonne Bergmann half ihrem Mann beim Aufstehen. Sie nahm seinen Arm und führte ihn aus dem Vorlesungssaal hinaus.
    »Ich möchte sagen, daß sich diese Reise nun doch gelohnt hat.« Der Professor stützte sich schwer auf seine Frau. »Was ich eben gehört habe, war so interessant, daß allein dieser Vortrag es wert gewesen wäre, nach Monte Carlo zu kommen.« In der Lobby begegnete ihnen der Pressechef Wichmann.
    »Hat es Ihnen gefallen?«
    »Ich fand es großartig! Ich bin dankbar, daß ich an diesem Symposium teilnehmen kann – wenn auch eigentlich nolens volens! Um Ihnen die Wahrheit zu sagen«, der Professor blickte seine Frau lächelnd an, »hat meine Frau unsere Teilnahme an Ihrem Symposium nur zugesagt, weil sie ein Zimmer für uns haben wollte. Aber nun sind wir beide sehr froh, daß wir hier sein dürfen. Mich wundert nur eines …«, der Professor blickte den Pressechef erstaunt an, »Sie sind doch eine Firma, die selbst Mittel gegen den Bluthochdruck herstellt! Sie sollten doch ein Interesse daran haben, die Ärzte nicht so aufzuklären, daß sie ohne die Mittel auskommen?«
    Der Pressechef lächelte. »Das ist ein Irrtum, der leider verbreitet ist, Herr Professor: Firmen seien nur auf Gewinn aus. Das stimmt nicht immer. Die moderne Auffassung geht dahin, daß wir dem Arzt alle Möglichkeiten aufzeigen, eine Krankheit zu bekämpfen. Sicher würden wir mehr verdienen, wenn wir diese Aufklärung nicht betreiben würden, aber auch pharmazeutische Firmen haben ihre Ethik, genau wie Sie als Ärzte! In Konkurs gehen wir trotzdem nicht. Sie werden es ja selbst wissen, daß man aufklären kann, soviel man will. Es wird keiner noch so gründlichen Aufklärung gelingen, die Menschen von ihren liebgewonnenen Gewohnheiten abzubringen. Die meisten schlucken doch lieber eine Pille, als daß sie selbst aktiv für ihre Gesundheit etwas tun. Es ist ja viel schwieriger, eine strenge Diät einzuhalten, sich viel zu bewegen und sein Gewicht zu reduzieren, als dreimal täglich eine Pille zu schlucken und auf diese Weise seinen Blutdruck niedrig zu halten.«
    Bergmann nickte. »Sie haben vollkommen recht. Der Laie erwartet von der Medizin eben für jede Krankheit die Pille, die sie heilen kann.«
    »Nicht nur der Laie! Da …« Der Pressechef deutete auf eine Gruppe von Männern, die neben dem Ausgang standen. »Das sind Ärzte! Aber bei diesen fünf Herren sehe ich drei Risikofaktoren, die sie an ihren Patienten vielleicht nicht schätzen! Der eine raucht eine Zigarette nach der anderen, die beiden anderen haben ein Übergewicht von mehreren Kilo. Ich würde mich nicht wundern, wenn wenigstens einer von ihnen viel zu hohen Blutdruck hat. Aber ich bin überzeugt, daß er nichts dazu tut, sein Gewicht zu reduzieren, sondern lieber dreimal täglich eine unserer Tabletten schluckt, um auf diese unnatürliche Weise seinen Blutdruck zu stabilisieren. Wenn schon die Ärzte mit schlechtem Beispiel vorangehen, können wir nicht erwarten, daß die Patienten sich anders verhalten. Sie sehen also –«, auf dem Gesicht Jochen Wichmanns erschien ein ironisches Lächeln, »daß unsere Firma niemals Not leiden wird.« Er verneigte sich. »Ich habe noch zu tun, Sie entschuldigen mich. Vielleicht darf ich Sie morgen zum Mittagessen einladen? Es kommen ein paar auserlesene Gäste. Wir wollen ein Spezialitätenrestaurant auf der Haute Corniche aufsuchen. Ich lade Sie gern ein, weil Sie der Chef meines Freundes Bruckner sind. Und auch Sie, gnädige Frau …«
    »Ich werde Ihnen morgen früh Bescheid sagen. Vielen Dank für die Einladung.« Bergmann reichte Jochen Wichmann die Hand.
    »Ein sympathischer Mensch!« Der Professor trat mit Yvonne vor das Hotel. Die Stadt war von tausend Lichtern erleuchtet. Die beiden gingen den Weg hinauf, der zum Spielkasino führte, betraten es aber nicht, sondern nahmen in einem Gartenlokal Platz. Der Abend war herrlich. Die Luft lau und warm.
    »Hier ist es schon besser.«
    »Hier ist es schön, weil du hier nicht nach Erinnerungen suchst, sondern das Leben so nimmst, wie es ist. Ich schlage vor, wir nehmen morgen die Einladung dieses Herrn Wichmann an
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