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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Geld!« Robert Bergmann griff nach seinem Krückstock, stieg aus und stützte sich auf den Arm seiner Frau. Er führte sie zum Meer herunter. Am Ende des schmalen Weges lag der Strand. Er war mit Menschen übersät.
    »Es ist nichts mit der Ruhe – komm, wir gehen! Das ertrage ich nicht.« Er ging mit Yvonne den Weg zurück und bestieg das Auto.
    »Und dein Michel? Wollen wir den noch aufsuchen?«
    Der alte Herr winkte ab. »Lieber nicht! Wahrscheinlich lebt er gar nicht mehr. Und wenn er lebt, wird er ein uralter Mann sein – natürlich –«, er schlug sich mit der Hand vor den Kopf, »er muß ja viel älter sein als ich!«
    Yvonne fuhr den Wagen vorsichtig aus der Parklücke heraus. Der Parkwächter kam auf sie zu. »Vous partez déjà?«
    Bergmann antwortete nicht. Es war, als habe er die Frage nicht gehört. Er saß in sich zusammengesunken da. Yvonne fuhr auf die Hauptstraße.
    »Fahren wir gleich weiter bis Monte Carlo«, meinte Bergmann. »Das ist eine Stadt, die mir schon früher nie imponiert hat. Da kann sich auch heute nicht viel geändert haben.«
    »Man kann nie wissen!« Yvonne trat auf den Gashebel. Der Wagen brauste über die Küstenstraße. Rechts lag das Mittelmeer. Die Strände waren so dicht mit Badegästen besetzt, daß man vom Sand kaum etwas sehen konnte.
    »Wir hätten unseren Urlaub wahrscheinlich besser in der Eifel verbracht. Das hier –«, Yvonne deutete auf das Meer, »ist keine Erholung, sondern eher eine Strapaze.«
    »Und eine Desillusion! Man sollte wirklich nicht als alter Mann versuchen, seine Jugendträume nachzuvollziehen.«
    Immer wieder mußten sie halten, mußten langsam fahren, weil der Verkehr auf der Uferstraße dichter war als in einer Großstadt zu den Hauptverkehrszeiten. Robert Bergmann hatte seine Hand auf Yvonnes Arm gelegt. Mitleidig schaute er sie an. »Wir hätten wirklich die Bahn nehmen sollen. Du machst dich ja kaputt. Diese Fahrerei ist entsetzlich.«
    »Wir sind gleich in Monte Carlo. Da vorn sieht man es schon!«
    Die Straße näherte sich dem ehemaligen Spielerparadies. Der Verkehr war so dicht, daß Yvonne nur noch schrittweise vorwärts kam.
    »Hoffentlich finden wir ein Zimmer. Ich kann nicht mehr.«
    »Man hat mir das Loews-Hotel empfohlen. Es ist eines von den modernen Bauten. Es ist so groß, daß dort sicherlich etwas frei sein wird. Wir hätten auch daran denken sollen, von Marseille aus Zimmer zu bestellen.«
    Yvonne fragte nach dem Weg. Ein Polizist wies ihn ihr. Sie fuhr vor die große Eingangshalle des Hotels. »Warte hier«, bat sie ihren Mann. »Ich werde mich erkundigen.«
    Sie schritt durch die Drehtür in die große Halle, ging zum Empfang und fragte, ob Zimmer frei seien.
    Der Empfangschef machte ein bedenkliches Gesicht. »Wir haben gerade einen Kongreß hier.« Er deutete auf eine große Tafel, die in der Halle stand. Schwarz-Melusin, las Yvonne. Natrium-Symposium.
    »Wir haben alle Zimmer für Kongreßteilnehmer reserviert.« Der Chef sah Frau Bergmann bedauernd an.
    »Mein Mann und ich sind Ärzte. In Deutschland. Wir würden gern an dem Symposium teilnehmen.«
    »Sprechen Sie bitte mit dem Pressechef der Firma. Herr Wichmann!« Der Empfangschef winkte einem Herrn zu, der in der Halle stand und mit einigen Kongreßteilnehmern sprach. Er kam jetzt herbei.
    »Die Herrschaften möchten bei uns wohnen, aber ich habe nur Zimmer für Kongreßteilnehmer frei.«
    »Mein Mann und ich sind Ärzte. Wir würden gern an dem Kongreß teilnehmen. Vielleicht kennen Sie Professor Bergmann aus Köln?«
    »Von der Bergmann-Klinik?« Jochen Wichmann nickte. »Ich kenne dort Ihren Oberarzt Dr. Bruckner sehr gut. Wir sind –«, er lächelte, »befreundet. Selbstverständlich haben wir ein Zimmer für Sie. Bitte«, wandte er sich an den Empfangschef, »geben Sie den Herrschaften ein Zimmer von unserem Kontingent. Wollen Sie wirklich am Kongreß teilnehmen?« fragte der Pressechef die Frau des Professors.
    »Ich denke schon, daß sich mein Mann für den einen oder anderen Vortrag interessiert. Es geht doch hier wahrscheinlich um Bluthochdruck?«
    Der Pressechef bestätigte: »Um die Bedeutung des Natriums, also besonders um die Bedeutung des Kochsalzes bei der Entstehung des Bluthochdrucks. Ich darf Ihnen zwei Teilnehmerkarten geben.« Er griff in die Tasche, riß von einem Block zwei Karten ab und reichte sie Yvonne Bergmann. »Den Namen füllen Sie bitte selbst aus. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Und grüßen Sie bitte Dr. Bruckner,
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