Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
1
    Ein Schuß zerriß die Stille. Captain Hurley Brown fuhr herum - er wußte sofort, was geschehen war.
    Reggie Weldrake! Der junge Mann war mit verstörtem Gesicht an ihm vorbei in sein Zimmer gerannt und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen. Hätte er ihn nur aufgehalten ...
    Hurley Brown hatte einen solchen Gesichtsausdruck schon einmal bei einem Menschen gesehen. Auch jener Mann - genau wie Reggie Weldrake ein junger Offizier - war eben von einer letzten Unterredung mit Emil Louba zurückgekommen . Auch damals fiel gleich darauf ein Schuß.
    Nachdem der Captain vorher Reggie gesehen hatte, war er voll Unruhe im Gang stehengeblieben und hatte eine Zigarette nach der anderen gepafft, unschlüssig, ob er sein eigenes Quartier aufsuchen sollte. Unentwegt mußte er an das verzerrte Gesicht Weldrakes denken. Als der Captain sich eben entschloß, doch an der Tür seines Kameraden zu klopfen, krachte der Schuß. Mit zwei Sätzen war Brown an der Tür und rüttelte an der Klinke.
    Es war abgeschlossen, und obwohl er mit aller Kraft gegen die Tür hämmerte und laut rief, kam keine Antwort - er erwartete auch keine. Mit seinen schweren Schuhen trat er gegen das Schloß und hatte es schon beinahe zertrümmert, als McElvie, Weldrakes Bursche, und ein paar Offiziere und Diener die Treppe heraufstürzten. Ihren vereinten Kräften gab das Schloß so plötzlich nach, daß sie alle miteinander einige Schritte in das Zimmer hineintaumelten.
    Reggie Weldrake aufzurichten, ihm zu helfen, war sinnlos. Schon ein oberflächlicher Blick genügte, um festzustellen, daß er tot war. Den Raum durchzog ein beißender Geruch; Weldrakes Finger hielten immer noch krampfhaft den Armeerevolver umspannt.
    »Dieser verfluchte Louba, der Teufel soll ihn holen!« Brown brach als erster das unheimliche Schweigen, und die anderen stimmten mit kräftigen Verwünschungen ein.
    »Wenn sich doch jemand finden würde, der diesen Dreckskerl umlegt. Malta wäre bedeutend sauberer«, erklärte McElvie grimmig. Kein Mensch war anderer Meinung. Es war jedem ganz klar, daß Louba die Ursache dieser Tragödie war. Schließlich war es kein Einzelfall!
    Captain Brown haßte Louba besonders. Schon zu oft hatte er es miterlebt, wie nette, ein wenig leichtsinnige Burschen durch ihn und seinesgleichen ruiniert wurden. Er hatte auch längst den Entschluß gefaßt, diesen Louba aus Malta hinauszubefördern. Sein erster Schritt war es deswegen gewesen, sich mit seinen Vorgesetzten auf der Militärbehörde in Verbindung zu setzen - mit allem Nachdruck hatte er sie auf den schlimmen Einfluß aufmerksam gemacht, den Loubas Unternehmen auf die Truppen der Insel ausübte.
    Brown hatte das Unheil, dem Reggie Weldrake entgegensteuerte, kommen sehen. Hätte der Junge nur ein wenig mehr Vertrauen zu ihm gehabt - aber alle seine Versuche, ihn zu warnen, waren fehlgeschlagen. Wahrscheinlich hatte Reggie schon zu tief in der Sache dringesteckt, als daß er sich noch hätte frei machen können.
    Der Captain strich sich mit der Hand über die Stirn und riß sich zusammen. Die andern hatten inzwischen den Toten aufs Bett gelegt - sie überließen ihn jetzt seiner Einsamkeit. Mit einem kurzen Entschluß trennte sich Brown von den Kameraden und ging quer über die Straße; dorthin, wo eine grell aufflammende Reklameschrift den Eingang zu Loubas Lokal kennzeichnete.
    Das Kabarett, das er betrat, war nur eine prunkvolle Attrappe für den anderen, bedeutend wichtigeren Teil des Unternehmens. Nach einigen Schritten blieb er stehen - irgend etwas Außergewöhnliches mußte passiert sein.
    Das Lärmen der Jazz-Musik war verstummt, die allgemeine Unterhaltung wie abgestorben. Auf den Tischen standen die Gläser unberührt, und alle Augen starrten neugierig nach einer Richtung. Auf der niedrigen Bühne im Hintergrund des Saales schien zwischen einem der Gäste und der Sängerin der Jazz-Band eine Auseinandersetzung im Gang zu sein. Der Mann, mit dem sich das Mädchen zankte, war sehr dick. Er hatte ein volles, hochrotes Gesicht, und neben der aufdringlichen Eleganz seiner Kleidung schien ihn vor allem seine Zungenfertigkeit auszuzeichnen.
    Brown näherte sich langsam der Tür zu den Spielsälen. Im gleichen Moment wurden die verdeckenden Vorhänge davor beiseite geschoben, und Emil Louba trat ein.
    »Gut, daß du kommst«, unterbrach der beleibte Herr seinen Redefluß.
    »Ah, da Costa - mein Freund da Costa! Schau mal einer an . «, ließ sich Louba mit einer geradezu katzenschnurrenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher