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Die Nacht von Shyness

Die Nacht von Shyness

Titel: Die Nacht von Shyness
Autoren: Aufbau
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tiefen Schatten des Wohngebiets weichen größerengewerblichen Gebäuden mit hohen Mauern und Stacheldraht. Einige der größten Gebäude haben sogar Wachtürme und Scheinwerfer. Wir biegen links in eine weitere endlose Gewerbestraße ein.
    Es ist weit vom Park bis nach Panwood. Ich seufze. Sämtliches Adrenalin ist aus meinem Körper gewichen. Ich könnte jede Sekunde weggleiten.
    »War das echt nur eine Nacht?«
    , frage ich.
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Für meine Mutter schon.«
    »Ich bin mir sicher, dass es nur eine Nacht war. Erkennst du, wo wir sind?«
    »Nein.«
    »Eine Straße weiter ist das Little Death.«
    Das kommt hin. An der Straße, auf der wir uns befinden, stehen links und rechts Bergarbeiterhäuschen wie auf den Straßen in der Nähe des Clubs.
    »Wir sind fast wieder da, wo wir angefangen haben. Ortolan wohnt in einer Seitenstraße der Grey Street.«
    Ich kapiere immer noch nicht, was er meint.
    »Komm mit, dann siehst du es.« Er zieht mich am Arm. Das ist auch nötig. Für eine Tasse Tee würde ich einen Mord begehen. Heißer, süßer Tee mit Milch. Die Hinterseiten meiner Beine tun weh.
    Die Reihe der Bergarbeiterhäuschen endet an einer breiten Durchgangsstraße mit leeren Geschäften und toten Laternenmasten.
    »Ist das die Grey Street?«
    , frage ich.
    »Fast.« Wolfboy hat es jetzt eilig; er geht mit weit ausholenden Schritten, sodass ich kaum mitkomme. Wir gelangen zu einer Kreuzung von vier breitenStraßen. »Hier ist die Grey Street. Und guck, das Diabetic.«
    Auf der anderen Straßenseite sehe ich den grünen Pub, in dem ich Wolfboy vor so vielen Stunden kennengelernt habe. Das Neonschild leuchtet und es laufen immer noch viele Leute herum dafür, dass es so spät in einer Freitagnacht ist. Oder so früh am Samstagmorgen. Der Pub sieht anders aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Ich komme mir vor wie eine Zeitreisende. Ich versuche mir vorzustellen, wie ich durch die Eingangstür gehe, beschwipst von billigem Wein, beseelt von dem Wunsch zu vergessen. Da hatte ich noch keine Ahnung, was mich erwartet. Der Himmel über dem Pub ist violett, nicht schwarz.
    »Was ist hier los?«
    »Weiß nicht.«
    Drei Polizeiautos parken draußen und der Eingang ist mit gelbem Absperrband verklebt. Mehrere Leute sitzen auf dem Bordstein. Ein einsamer Träumer wandelt mitten auf der Kreuzung wie ein dahintreibender Eisberg.
    Wolfboy zieht mich weg. »Egal was, das hat nichts Gutes zu bedeuten.«
    Im Weggehen schaue ich über die Schulter. »Hoffentlich ist mit Neil und Rosie alles okay.«
    »Die sind bestimmt schon vor Stunden gegangen. Mach dir keine Gedanken.«
    Ein Stück von der Kreuzung entfernt bleiben wir vor einem Kostümverleih stehen. Ich merke, dass ich immer mehr trödele. Auf einmal ist da viel zu viel, was ich sagen will.
    »Hier lasse ich dich allein«, sagt Wolfboy und sieht mich an.
    »Okay.« Ich senke den Blick. Ich hasse Abschiede. Nichts, was ich jetzt sagen könnte, würde auch nur annähernd beschreiben, wie krass und verrückt diese Nacht war.
    »Das ist die O’Neira Street. Hier fängt Panwood an. Wenn du ein paar Straßen weitergehst, siehst du einen Laden für Sportgeräte und ein paar Restaurants. Da stehen normalerweise immer ein paar Taxis.«
    »Alles klar«, sage ich, obwohl ich nur die Hälfte kapiert habe. »Wo gehst du lang?«
    »Die Grey Street wieder zurück.«
    Wolfboy nimmt mich fest in den Arm und ich schmiege das Gesicht an seine Schulter. Ich versuche jede Einzelheit dieses Augenblicks festzuhalten.
    Schließlich muss ich mich losreißen. Ich hole den Brief aus der Tasche. Da steht einiges drin, was ich sagen möchte. »Der ist für dich. Lies ihn später.«
    »Steht deine Handynummer drauf?«
    Wenigstens sagt er nichts wegen meiner Lüge vorhin.
    Ich schließe seine Hand um den Brief, sodass er zerdrückt wird. »Behalt ihn einfach.«
    Wolfboy beugt sich herunter und küsst mich, nur eine Sekunde lang, aber das genügt. Ich schaue ihm in die Augen, knipse ein Gedankenfoto, dann drehe ich mich um und gehe.

32
    Während Wildgirl fortgeht, verklingt das Geräusch, das sie macht, als sie unmelodisch an ihrer Ukulele zupft. Ich warte, bis ich ihre Glitzerjacke nicht mehr sehen kann. Dann wende ich mich zur Grey Street. Als ich ein gutes Stück am Diabetic vorbei bin, muss ich nur einmal über die Straße, dann bin ich auf der PanwoodSeite.
    Auf der Grey Street ist nicht viel los. Die einzigen Leute, die ich sehe, sind in der Bäckerei und legen Brote auf große
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