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Die Nacht im Stau (German Edition)

Die Nacht im Stau (German Edition)

Titel: Die Nacht im Stau (German Edition)
Autoren: Sylvia Smuda
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doch nicht der richtige war.
    Andererseits : Hatten nicht alle Paare ab und zu mal Knatsch? Ihre Schwester und ihr Schwager, die stritten sich doch auch regelmäßig und waren trotzdem seit Jahren ein Paar.
    Es würde sich alles beruhigen, tröstete sie sich dann. Robert würde im Lauf der Zeit reifer werden. Sie beide müssten sich einfach nur noch besser kennen lernen.
     
    Urplötzlich lassen die Rücklichter von zig Autos die feinen Schneeflocken, die jetzt fallen, rosarot erscheinen. Es gelingt Sonja gerade noch ihren PKW zum Stehen zu bringen. Kurzer Blick in den Rückspiegel – auch der Hintermann hat es geschafft.
    Mist! Bisher ist alles so gut gelaufen – und nun das! Wo genau befindet sie sich denn überhaupt? Sie hat viel zu wenig aufgepasst, war während der letzten Kilometer absolut in ihre Gedanken versunken. Natürlich ist weit und breit kein Schild zu sehen, das käme ja auch einem Wunder gleich. Wichtig wäre jetzt vor allem zu wissen, warum der Verkehr hier eigentlich zum Stehen kommt. Sie späht so weit wie möglich nach vorne. Nichts von einem Unfall zu sehen. Oder ist das eine vorübergehende Baustelle? Warum hat sich denn der Verkehrsfunk nicht eingeschaltet? Sie hat doch das Radio so eingestellt, dass sich der Sender bei einer Verkehrsdurchsage automatisch anschaltet – oder etwa nicht?
    Sonj a betätigt die entsprechende Taste. Wie ärgerlich, das Autoradio war aus! Kein Wunder, dass sie keine Verkehrsmeldungen hören konnte. Ein Blick zur Uhr: Die aktuellen Informationen wieder erst wieder in einer knappen halben Stunde durchgegeben.
    I rgendwo hinter Leonberg muss sie sein. Das ist das letzte, an das sie sich erinnern kann. Aber wo?
    Sie löst den Sicherheitsgurt und nimmt das Navi aus der Halterung. Wie war das nochmal? Da kann man doch seinen Standpunkt herausfinden. Sie drückt auf ‚Einstellungen‘. Ja, da steht es: ‚Hilfe‘ und weiter: ‚Wo bin ich?‘
    Sogleich gibt das Navi die Koordinaten an: 8,57 Längengrad, 4,82 Breitengrad. Was soll sie denn damit anfangen? Frustriert drückt sie weiter auf den Bildschirm, bis sie auf die Seite mit der Landkarte kommt. So, nun muss sie nur noch den Maßstab verändern. Geschafft! Sie befindet sich also kurz hinter Pforzheim. Die letzte Ausfahrt war erst vor kurzem, bis zur nächsten Abzweigung sind es knappe zwanzig Kilometer.
    Sonja atmet tief durch und befestigt das Navi wieder in der Halterung. H offentlich löst sich der Stau bald auf.
    Wenn man doch nur mehr sehen könnte! Sie stellt die Scheibenwischer auf Intervallbetrieb. Das genügt, denn der Schneefall ist noch nicht sehr dicht. Wie gut, dass die Heizung des Autos funktioniert. Bei dem alten Opel, den sie fährt, kann man nie wissen. Während ihres Studiums konnte sie sich kein teures Auto leisten. Sie musste mit dem Bafög-Geld, der Halbwaisenrente und einem kleinen Zuverdienst auskommen. Nun erhält sie seit wenigen Monaten ihr erstes Gehalt, aber noch hat es nicht für ein neues Auto gereicht.
    Sie könnte ein bisschen Musik hören, denkt sie, aber sie will die Autobatterie nicht allzu sehr belasten. Nicht, dass der Motor auch noch stehen bleibt! Außerdem ziehen ihre Gedanken immer wieder zu Robert, zu ihren Beziehungsproblemen und dem Wochenende, von dem beide so viel Positives erhoffen.
     
    Gründe für Streitereien zwischen ihrem Freund und ihr gab es genügend. Mal hatte er einer hübschen Frau zu tief ins Dekolleté geschaut und sie war eifersüchtig geworden. Mal ging ihr seine Qualmerei auf die Nerven.
    Im Laufe ihres zweiten gemei nsamen Jahres fiel ihr auf, dass sich Roberts Ton veränderte. Er wurde zusehends aggressiver.
    „Wenn du jetzt noch etwas dazu sagst, gehe ich nach Hause“, drohte er ihr einmal.
    Ein anderes Mal warf er ihr vor: „Du bist so humorlos. Wegen jedem kleinen Witz regst du dich auf.“
    Sie widersprach ihm, sagte, das stimme so einfach nicht. Es gab Wi tze, die fand sie wunderbar, doch wenn die Sprüche unter der Gürtellinie lagen, nervte es sie. Ihrer Ansicht nach war das auch keine Frage der Toleranz. Es war eher eine Frage des Niveaus und sie wollte sich da einfach nicht verbiegen lassen.
    In einer Situation, an die sie sich nicht mehr erinnerte, fuhr er sie an: „Was sind denn das für Sitten? Mich da einfach stehen zu lassen? Ich glaube, du hast einen Vogel.“
    Dafür entschuldigte er sich zwar, aber einen Tag später wurde er erneut ausfällig: „Ich möchte dir am liebsten den Hals umdrehen.“
    Mit solchen emotionalen Aufs und
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