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Die Nacht im Stau (German Edition)

Die Nacht im Stau (German Edition)

Titel: Die Nacht im Stau (German Edition)
Autoren: Sylvia Smuda
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Abs verging das gesamte zweite Jahr. Auf jedes Ausrasten folgte eine Versöhnung.
    „Ich liebe dich ganz, ganz arg “, schwor er ihr dann und sie glaubte es ihm.
    Trotz all diesem Negativen stellte sie im Laufe der Zeit zu ihrer eigenen Überraschung fest, dass sie Robert als ihren zukünftigen Mann akzeptiert hatte. War es nicht so, dass jeder, sie selbst inbegriffen, eine kleine Macke hatte? Bei Robbie, wie sie ihn zärtlich nannte, wusste sie wenigstens, was sie hatte. Er konnte so zärtlich sein, war manchmal so verletzlich. Eigentlich war er wie ein lieber Bub, der nur hin und wieder ausrastete, vor allem, wenn er unter Alkoholeinfluss stand. Und das, so hoffte sie, würde sich sicher noch legen, wenn er nur weg von dieser Clique käme.
    An ihrem zweiten Kennlerntag verlobten sie sich, ganz offiziell, mit einem kleinen Fest für die wenigen Verwandten, die sie hatten: die Mütter, die eine geschieden, die andere verwitwet, die Schwestern und die Oma. Man ging Essen, freute sich über die Geschenke und genoss den Tag.
    Doch die nächsten Streitigkeiten kamen und damit waren auch die Zweifel wieder da. Belog sie sich in Wirklichkeit nicht, was diese Beziehung anging, erfand sie nicht ein Märchen? Wollte sie nicht einfach, es solle schön sein, erträumte, alles würde gut enden, obwohl die Differenzen zwischen ihnen immer größer wurden? Sie war jetzt im dritten Semester. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie immer gehofft hatte, an der PH ihrem Wunschprinzen zu begegnen. Doch dem war bisher leider nicht so gewesen. Am Institut waren die weiblichen Wesen prozentual absolut in der Überzahl, die wenigen Männer waren entweder vergeben oder wirklich nicht sehr attraktiv.
     
    Seit Anbeginn ihrer Freundschaft hatte sie geglaubt, Robert könne seinen Alkoholkonsum in den Griff bekommen, doch in schönster Regelmäßigkeit trank er zuviel über den Durst. Würde sich das jemals legen?
    Einmal hatte er nach zwei großen Bier gesagt, als Junggeselle habe man es doch in jeder Beziehung besser als ein Ehemann. Man hätte mehr Geld, müsse nicht jeden Abend daheim hocken, lebte nicht immer im gleichen Trott, bräuchte sich nicht das Kindergeschrei und die Vorwürfe der Frau anzuhören.
    „U nd warum willst du dann trotzdem heiraten?“, fragte sie ihn einigermaßen verblüfft.
    „Weil ich blöd bin. Jeder Mann, der liebt, ist blöd.“
    „Wenn das so ist, dann sollten wir unsere Verbindung besser auflösen“, schoss es aus ihr heraus und ein eiskalter Schauer jagte ihr den Rücken hinunter.
    „Ja, glaubst du denn, ich will mich vor der ganzen Verwandtschaft blamieren?“
    „Wenn es nur deshalb ist…“
    „Ja, nur deshalb.“
    Der Schmerz, den Sonja verspürte, war unbeschreiblich. Angst überkam sie, Angst vor dem Ende, vor den Reaktionen der anderen, vor ihren Blicken. Vor allem aber: Angst davor, alleine zu sein.
    Wie in einem Film stand sie plötzlich neben sich, beobachtete diese beiden jungen Leute und fragte sich, wie um alles in der Welt das nun mit ihnen nach dieser Aussage weitergehen sollte. Sie hatten sich völlig verrannt, dachte Sonja. Robert meinte es vermutlich nicht so. Aber dennoch war an seiner Aussage etwas dran. Er fand es blöd, dass er bald ein verheirateter Mann sein würde. Hatte er Angst davor? Aber er hatte es doch gewollt! Zweifelte er an seinen Gefühlen ihr gegenüber? Oder gab es andere Gründe, Gründe, die sie noch nicht kannte?
    Erneut kroch ihr der kalte Schauer den Rücken hinauf. Wie sollten sie jemals aus dieser Sackgasse herausfinden?
    O hne zu einer Lösung gekommen zu sein und in größter Anspannung gingen sie am Abend auseinander.
    Tags darauf versuchten sie gemeinsam eine Schadensbegrenzung. Sonja wollte nicht, dass sie sich in ihrem Zimmer trafen, und so hatten sie sich in ihrer Lieblingskneipe verabredet. Ihr kleines Studierzimmerchen sollte unbelastet bleiben. Schon einige Male hatte Sonja die Erfahrung gemacht, dass einem Raum ein unangenehmes Gespräch lange anhaftete. Hatten sie sich zum Beispiel in einem bestimmten Café gestritten oder im Schwimmbad, so war diese Räumlichkeit für lange Zeit mit dem belastenden Gespräch belegt, zumindest so lange, bis die unangenehme Erfahrung durch eine positive überschrieben wurde. Ihre Stammkneipe war bisher nur positiv besetzt, und selbst wenn dieses Gespräch nun ungünstig verlaufen sollte, war es allemal besser, es an diesem neutralen Ort zu führen, als in ihrem Zuhause.
    Son ja war mit Absicht etwas zu
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