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Die Nacht im Stau (German Edition)

Die Nacht im Stau (German Edition)

Titel: Die Nacht im Stau (German Edition)
Autoren: Sylvia Smuda
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abzuschalten und sich nur ihren Gefühlen hinzugeben. Einer der Songs hieß „I will always love you.“ Sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken, seine stärker werdende Umarmung und ein Kribbeln durchfuhr ihren Körper. Ganz schwach wurde sie vor Sehnsucht und ohne weiter nachzudenken, legte sie ihren Kopf an seine Halsbeuge. Er reagierte sofort, indem er sie noch fester an sich drückte. Minutenlang saugte sie dieses Gefühl der Wärme, der Geborgenheit in sich auf und ließ sie sich wohlig fallen.
    Als Robert sie schließlich, den Arm um ihre Schultern gelegt, zu ihrem Platz zurückführte, war die Situation zwischen ihnen eine andere als zuvor, nicht mehr ganz so unbeschwert, nicht einfach so, als ob zwei Mitschüler nur unverbindlich miteinander getanzt hätten.
    „Ich tanze für me in Leben gerne“, hatte Sonja bei der nächsten Tanzrunde gesagt und etwas traurig auf die anderen geschaut, die sich zu Jife oder Disco Fox bewegten.
    „Ich habe vor, im Frühjahr einen Tanzkurs zu machen“, entgegnete Robert wie aus der Pistole geschossen. Sonja musste schmunzeln. Ob es nun wahr war oder ob Robert das soeben erfunden hatte – sie fand es anrührend, wie er ihr gefallen wollte.
    Gegen Ende des Abends – die Verabschiedung stand unmittelbar bevor – wagte er einen weiteren Vorstoß.
    „Am nächsten Freitag ist eine Party in Maggies Keller. Ich möchte dich gerne dazu einladen. Hast du Lust?“
    Sonja zögerte mit ihrer Antwort. Einerseits tat ihr s ein offensichtliches Interesse gut, andererseits wollte sie ihm keine großen Hoffnungen machen und so kam es ihr gerade recht, dass sie mit triftigem Grund absagen musste.
    „Diesen Freitag habe ich versprochen den Hund unserer Friseurin auszuführen. Damit verdiene ich mir etwas Geld“, erklärte sie wahrheitsgemäß. „Wobei es mir gar nicht nur ums Finanzielle geht“, fügte sie schmunzelnd dazu. „Ich liebe Hunde.“
    „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich bei deinem Hundespaziergang begleite?“, hatte er ohne zu Zögern gefragt. „Zu dieser Party bei Maggie muss ich nicht unbedingt gehen.“
    Sonja zuckte die Schultern. Warum sollte er nicht mitgehen, wenn sie mit dem Hund unterwegs war? Sie konnte ihm damit immerhin beweisen, dass sie nicht geschwindelt hatte und außerdem würde er sicher bald begreifen, dass zwischen ihnen nichts lief.
    Wenige Tage später waren sie fast zwei Stunden lang durch ihr Stadtviertel gebummelt. Die Zeit verging wie im Flug. Mitschüler und Lehrer boten einen fast unendlichen Gesprächsstoff. Sonja genoss es, nicht alleine gehen zu müssen. Mit Robert an ihrer Seite tat der Verlust Helmuts nicht ganz so weh. Wie oft hatte ihr Exfreund sie auf diesen Runden begleitet, vor allem zu Beginn ihrer Beziehung! Später war es nicht mehr so oft vorgekommen – das Ende hatte sich schon abgezeichnet.
    Gleich am nächsten Tag hatte sich Robert telefonisch bei ihr gemeldet. Er müsse noch Weihnachtsgeschenke für seine Schwester und seine Mutter kaufen. Ob sie vielleicht Lust hätte, ihn nach Stuttgart zu begleiten. Er wäre sehr dankbar, wenn sie ihn bei der Auswahl beraten könne.
    Sonja zögerte nicht lange. Alles war besser, als alleine zu Hause herum zu hängen und darauf zu warten, ob Helmut vielleicht doch noch anrief.
    Eine Stunde später traf sie Robert an der S-Bahn Haltestelle, gemeinsam fuhren in die Innenstadt.
    Damals , zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest, erstrahlten die Gebäude und Straßen in festlichem Schmuck. Unzählige Menschen hasteten durch die Königsstraße. Auf dem großen Platz vor dem Rathaus drängten sich die Buden des Weihnachtsmarkts. Sie beschlossen, dass sie zunächst dort bummeln würden, in der Hoffnung, vielleicht etwas Schönes für seine Familie zu finden. Bratwurstduft stieg ihnen verführerisch in die Nase, der Geruch von frischen Lebkuchen lockte, doch bevor ans Essen zu denken war, wollten sie möglichst das eine oder andere Geschenke gefunden haben.
    Was wur de an den Ständen nicht alles feilgeboten: alle Arten von Haushaltsgeräten, von der Handreibe über die Zitronenpresse bis hin zu angeblich unverwüstlichen Pfannen. Ein paar Schritte weiter konnte man warme Unterwäsche erstehen, daneben Pullover, Handschuhe, Mützen und Schals.
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich meiner Mutter schenken könnte“, jammerte Robert angesichts der vielen Auslagen. Sonja warf ihm einen skeptischen Blick zu. Sie fühlte sich ziemlich überfordert. Wie sollte sie ein Geschenk für
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