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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin
Autoren: Neil Gaiman
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eine Armeslänge von ihm entfernt an. Er durchsuchte seine Tasche, bis er eine Münze fand – einen winzigen Kupferpfennig –, und warf sie ihr zu. Sie fing sie auf, nickte und trat näher. Er löste den Strick, der ihm als Gürtel diente, und seine Kutte glitt auseinander. Er war behaart wie ein Bär. Sie drängte ihn zurück, bis er im Moos lag. Eine ihrer Hände kroch spinnenartig durch das dichte, buschige Haar und schloss sich dann um seine Männlichkeit, während die andere Hand seine linke Brustwarze umkreiste. Er schloss die Augen und schob eine seiner riesigen Hände unter ihren Rock. Sie legte den Mund auf die Brustwarze, die sie gereizt hatte, ihre glatte Haut schimmerte weiß auf seinem pelzigen braunen Leib.
    Sie schlug die Zähne in seine Brust. Er riss die Augen auf, schloss sie wieder und sie trank.
    Sie saß rittlings auf ihm und labte sich. Und während sie trank, begann eine schwärzliche Flüssigkeit zwischen ihren Beinen herabzutröpfeln …
    »Wisst Ihr, was die Reisenden von unserer Stadt fern hält? Was mit dem Waldvolk geschieht?«, fragte der Herr des Marktes.
    Ich wickelte den Spiegel in seine Lederhülle und sagte meinem Besucher, dass ich es persönlich auf mich nehmen werde, den Wald wieder sicher zu machen.
    Das musste ich tun, obwohl ich mich fürchtete. Aber ich war die Königin.
    Eine törichte Frau wäre auf der Stelle in den Wald gegangen und hätte versucht, die Kreatur einzufangen, doch ich war bereits einmal töricht gewesen und wollte es kein zweites Mal sein.
    Ich las in alten Büchern. Ich sprach mit den Zigeunerfrauen (die Zigeuner kamen jetzt über die Berge im Süden in unser Land, nicht mehr durch den Wald im Norden und Westen).
    Ich traf meine Vorbereitungen und trug alles zusammen, was ich brauchen würde. Als der erste Schnee zu fallen begann, war ich bereit.
    Nackt und allein begab ich mich auf die Zinnen des höchsten Turms meines Palastes. Dort stand ich unter freiem Himmel und der Wind kühlte meinen Leib aus, eine Gänsehaut kroch über Arme, Brust und Schenkel. Ich trug eine Silberschale und einen Korb, in dem ein Silbermesser lag, eine silberne Nadel, eine Zange, ein graues Gewand und drei grüne Äpfel.
    Ich stellte alles auf den steinernen Boden und stand dort unbekleidet auf dem Turm, demütig vor dem Nachthimmel und dem Wind. Hätte irgendwer mich so gesehen, ich hätte ihn blenden lassen, doch niemand war dort, um mir nachzuspionieren. Wolken trieben über den Himmel, versteckten und enthüllten den abnehmenden Mond.
    Ich ergriff das Silbermesser und schnitt in meinen linken Arm – eins-, zwei-, dreimal. Das Blut rann in die Schale und schien im Mondlicht schwarz statt rot.
    Ich fügte das Pulver aus der Phiole hinzu, die ich um den Hals trug. Es war feiner brauner Staub aus getrockneten Kräutern, der Haut bestimmter Kröten und gewissen anderen Zutaten. Er verdickte das Blut und verhinderte, dass es gerann.
    Nacheinander nahm ich die drei Äpfel und stach mit der Silbernadel kleine Löcher in die Schale. Dann legte ich die Äpfel in die Silberschale und ließ sie dort, während die ersten zarten Schneeflocken des Jahres langsam auf mich niederschwebten, auf die Äpfel und das Blut.
    Als der Sonnenaufgang den Himmel erhellte, hüllte ich mich in den grauen Umhang, nahm die roten Äpfel nacheinander aus der Silberschale, wobei ich sie behutsam mit der Silberzange herausholte und sicherging, dass ich sie nicht berührte. Nichts von meinem Blut und dem braunen Pulver war in der Schale übrig, nichts als ein schwärzlicher Rückstand wie Grünspan.
    Ich vergrub die Schale. Dann belegte ich die Äpfel mit einem Zauber, der sie begehrenswert und unwiderstehlich erscheinen ließ (einmal zuvor hatte ich an einer Brücke mich selbst mit einem ähnlichen Zauber belegt). Und so wurden sie die wundervollsten Äpfel der Welt und das leuchtende Rot ihrer Schale hatte die warme Farbe von frischem Blut.
    Ich zog die Kapuze meines Umhangs tief ins Gesicht. Ich nahm bunte Bänder und Haarschmuck und legte ihn auf die Äpfel in den Binsenkorb und dann ging ich allein in den Wald, bis ich zu ihrer Behausung kam: einem steilen Sandsteinhügel, durchbrochen von tiefen Höhlen, die sich tief in den Felsen zogen.
    Am Fuße des Hügels wuchsen Bäume und hohe Findlinge ragten dort auf. Lautlos schlich ich von Baum zu Baum, ohne auch nur einen Zweig oder ein gefallenes Blatt zu berühren. Schließlich fand ich ein Versteck, wo ich mich auf die Lauer legte und wartete.
    Nach
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