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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren
Autoren: Robert Gordian
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Sieg geführt. Du kennst die Beweise! Es gibt zahlreiche Schreiben von seiner Feder, in denen römischen Bischöfen dringend empfohlen wird, den Widerstand ihrer Stadt gegen Chlodwig einzustellen. Und nicht wenige waren tatsächlich so schwach, der ›Empfehlung‹ des falschen Heiligen Folge zu leisten, statt Christus und den Märtyrern nachzueifern und ihr Blut zu vergießen!«
    »Hätte ich euch nur alle davongejagt!«, sagte Syagrius, der diesen Ausführungen Chundos mit grimmiger Ungeduld gefolgt war. »Bischöfe, Priester, Diakone … Heuchler, Verräter, Mordbuben! Hätte ich nur meine Macht benutzt, um euch loszuwerden! Was gingen mich noch die verwirrten Kaiser Konstantin und Theodosius an? Fluch über sie, die euch Einfluss gaben, die den christlichen Irrsinn zur Staatsreligion machten! Wäre ich nur dem Beispiel Julians gefolgt und hätte die alten Götter zurückgeholt! Ich hätte mein Reich mit ihrer Hilfe behauptet. Ja, das hätte ich! Jupiter wäre auf meiner Seite gewesen!«
    »Du schmähst den lebendigen Gott, wenn du dich nach den toten Götzen zurücksehnst«, sagte Chundo im Ton einer pflichtgemäßen Ermahnung, die wenig nützen würde. »Was kann ich mit meinen Gebeten erreichen, wenn du gleichzeitig lästerst?«
    »Gebete!«, höhnte Syagrius. »Lebendiger Gott! Ich baue lieber auf den Verstand unserer Gastgeber. Sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. Verbrecher schließen nur Frieden, wenn sie vorübergehend geschwächt sind. Chlodwigs Horden sind ausgeblutet, erschöpft nach fast fünf Jahren Krieg und Raub. Jetzt ist die Gelegenheit da, drei Viertel Galliens zu gewinnen. Das war bis jetzt Leos Plan, noch vor kurzem hat er ihn mir ausführlich erläutert. Was mich betrifft, so bin ich dabei unverzichtbar. Ich in meiner Person gebe dem Unternehmen die Rechtfertigung. Und warum auch nicht? Ich gelange zurück auf meinen Posten und übe ihn unter den Goten aus. Es gibt keine Macht weit und breit, die mehr Sicherheit bietet. Auch Alarich will es! Nur äußerlich gibt er sich zurückhaltend, friedfertig. Scylla hat ihn schon so weit, sie erfüllt ihre Aufgabe. Ja, das tut sie! Sie teilt sein Bett und dient damit meinen Interessen. Und erreicht mehr als ihr Gottesmänner mit Beten, Morden und Brennen!«
    Syagrius setzte sich wieder auf das Ruhebett und sah Chundo herausfordernd an. Noch immer zitterte seine Hand, aber er hielt sie jetzt nicht mehr fest.
    Chundo lächelte bekümmert. Das Öllämpchen und die wenigen flackernden Kerzen warfen den länglichen Schädel mit der Hakennase und den dünnen, gebogenen Rücken gleich mehrmals als verschwommenes Schattenbild auf die Zeltwand.
    »Gefährlich ist es, einem Weib zu vertrauen«, sagte er, »die dem wahren Glauben untreu wird und die Dreifaltigkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes leugnet. Ein solches Weib wird auch dem Manne untreu, und ihr ganzes Treiben wird Lug und Trug sein. Diejenige, von der du sprichst, hat die Irrlehre des verfluchten Arius angenommen und unserem Herrn Jesus Christus die Gottgleichheit abgesprochen, um sich dem Gotenkönig, einem Menschen, gefällig zu zeigen. Ich wage nicht, mir die Strafe vorzustellen, die sie im Jenseits erleiden wird. Wie kannst du von so einer erwarten, dass sie das Rechte tut und …«
    Er verstummte plötzlich. Zwischen die krummen Schattengebilde auf der Zeltwand hatte sich ein hoher, schlanker, aufrechter Schatten gedrängt, der rasch größer wurde. Chundos Hakennase zuckte nach hinten.
    Scylla war lautlos ins Zelt getreten. Die Wache hatte sie anstandslos passieren lassen. Sie musste die letzten Worte des Diakons mitgehört haben.
    »Wie bist du heruntergekommen, dass du solche Gesellschaft duldest«, sagte sie zu Syagrius. »Wie kannst du dir so etwas anhören, ohne zornig zu werden. Schicke ihn fort!«
    Syagrius bedeutete Chundo eilfertig mit einer Geste, er möge verschwinden.
    Als der Diakon zögerte, rief Scylla: »Hinaus! Und vermeide es, hierher zurückzukehren!«
    Chundo verstand die Drohung. Er stand rasch auf, nahm die Lampe und hinkte zum Ausgang. Dort, hinter dem Rücken der Dame, hob er den Zeigefinger der rechten Hand und zeigte zum Himmel. Dabei nickte er dem Patricius bedeutsam zu.
    Wie es weitergeht, erfahren Sie in:
    Robert Gordian
    DIE MEROWINGER
    Familiengruft
    Dritter Roman
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