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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren
Autoren: Robert Gordian
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ehemaligen Statthalter, weil er dem immer wieder Verzweifelnden geistlichen Trost bot und weil er auch sonst die allgemeine Mutlosigkeit nicht teilte. Er wurde nicht müde, zum Widerstand gegen den Vormarsch der Gottlosen aufzurufen – mit »Feuer und Schwert«.
    Was Chlodwig dem König der Westgoten vorwarf, war zumeist von Chundo und den Seinen ins Werk gesetzt: Überfälle auf kleinere fränkische Abteilungen, Morde an Sympathisanten der Franken, Brandstiftungen.
    Da der Diakon Geld hatte, fand er auch leicht willige Helfer, gewöhnlich unter den Flüchtlingen aus Britannien.
    Erst vor wenigen Tagen war der kriegerische Gottesmann von einem erfolgreichen Unternehmen jenseits der Loire zurückgekehrt. Nach seiner Zählung waren etwa zweihundert Franken, die auf dem Marsch in verlassenen Hütten genächtigt hatten, zur Ehre des Herrn in Asche verwandelt worden. Wahrscheinlich waren es höchstens zwanzig, aber Chundos prahlerische Erfolgsmeldung wurde auf gotischer Seite ernst genommen und kam schlecht an.
    Syagrius wurde zu dem Minister Leo bestellt, der ihm ernsthafte Vorhaltungen machte. Er möge doch seinen Untergebenen, diesen verrückten, fanatischen Unheilstifter, künftig zurückhalten, wenn er nicht die Gunst des Königs und damit sein Asyl riskieren wolle. Es sei nicht im Interesse Alarichs, solchen gefährlichen Unfugs wegen, der leider von gotischem Boden ausgehe, mit dem neuen mächtigen Nachbarn, dem König der Francia, in Konflikt zu geraten.
    Es schmerzte Syagrius, hier zum ersten Mal aus dem Mund des höchsten gotischen Würdenträgers den Namen des Reiches nennen zu hören, das so brutal und gegen alles Recht auf römischem Boden errichtet war. Bisher hatte man in seiner Gegenwart stets rücksichtsvoll von »okkupierten Gebieten« und »unrechtmäßig besetzten Städten« gesprochen. Plötzlich, kurz vor dem Treffen des Königs mit Chlodwig, war das die »Francia«. Er selber aber wurde verwarnt und mit dem Entzug des Asyls bedroht.
    Chundo saß vornübergeneigt und murmelte unablässig Psalmen. Der Patricius hielt es schließlich nicht mehr aus. Er erhob sich ächzend, wobei er die zitternde linke Hand mit der rechten festhielt.
    »Genug, genug! Ich kann es nicht mehr hören. Was sollen uns jetzt Gebete, die retten uns nicht!«
    Chundo schwieg und sah Syagrius mit dem halb tadelnden, halb spöttischen Blick des Wissenden und Eingeweihten an, der es für unnötig hält, einem törichten Kritiker zu antworten.
    Der Patricius lief im Zelt auf und ab.
    »Aber hättest du nur immer gebetet, das hätte unserer Sache wenigstens nicht geschadet. Die Morde, die Brandschatzungen … ich habe das niemals gutgeheißen! Für die Franken waren das Mückenstiche, aufgehalten hat es sie nirgends. Und die Goten sind verärgert, weil das ihre langfristig angelegten Pläne stört. Was habt ihr erreicht … du und deine mordenden, brennenden Gottesmänner? Nur eines: dass mich viele hier loswerden wollen!«
    »Sie haben den falschen Glauben«, erklärte Chundo geduldig, mit leiser, knarrender Stimme. »Der terror Domini ist eine Vorwegnahme des himmlischen Strafgerichts, und wer ihn ausübt, ist ein Gerechter vor dem Herrn und wird der ewigen Seligkeit teilhaftig.«
    »Ach, schweig! Was geht mich deine Seligkeit an?«, rief Syagrius zornig. »Hier geht es um meinen Hals, meinen Kopf! Bevor die Goten mich aufnahmen, musste ich ihnen schwören, alles zu unterlassen und nichts zu unternehmen, was auf die Rückeroberung meines Reiches zielte. Ich schwor es – und ich selbst unternahm ja auch nichts. Und was dich betrifft, so wusste ich niemals, was du vorhattest, und verlangte nur Vorsicht und Verschwiegenheit. Doch du … was hast du getan? Lärm gemacht wie eine Schlachttrompete, dich deiner Heldentaten gerühmt!«
    »Sollte ich die Siege, die im Namen des wahren Glaubens errungen wurden, vor dem Volke verschweigen«, fragte Chundo, »während ein angemaßter Heiliger den heidnischen Heerscharen voranschreitet und schamlos ihre Triumphe als die seinigen feiert?«
    »Nun, übertreibe nicht! Ich halte auch nicht viel von Remigius, er ist wie ein Floh und kann einem empfindsamen Menschen recht lästig werden. Aber ein Vieh wie Chlodwig spürt ihn kaum. Wie würde er sich von ihm lenken lassen?«
    »Du willst nicht begreifen, dass dein ganzes Unglück nur von Remigius kommt. Natürlich kann er Chlodwig nicht sagen: ›Tue dies, lasse jenes!‹ Dazu fehlt ihm die Autorität. Und trotzdem hat er die Franken zu manchem
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