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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren
Autoren: Robert Gordian
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Entfernung von fünfzig Schritten ein paar Franken auf den Stufen des kleinen Tempels. Einen Augenblick lang schien es, als wollte er fortlaufen. Doch rechtzeitig ermannte er sich, drückte die Brust heraus, schüttelte seine Locken und die Reife an seinen Armen und sagte mit bebender Stimme:
    »Das klingt ja wie eine Drohung! Hast du mich deshalb hierhergelockt? Was willst du? Die Städte, die mein Vater erobert hat? Er hat sie nicht dir genommen, also hast du auch keinen Anspruch darauf. Ich werde nichts hergeben – nichts! So wie ich das Reich der Westgoten übernommen habe, vererbe ich es mal meinen Nachkommen! Das schwöre ich! Ist dir ein Drittel Galliens noch nicht genug?«
    »Nicht, solange mein Feind am Leben ist«, sagte Chlodwig. »Und solange er einen Herbergsvater hat, der versuchen könnte, ihm wieder aufzuhelfen.«
    Alarich, der anscheinend jetzt erst begriff, machte eine heftige Abwehrbewegung. Doch er beruhigte sich ein wenig. Es war ihm unangenehm, sich aus Furcht so ereifert zu haben. Er fühlte sich nun auch sicherer. Die Goten hatten seine laute Stimme gehört und Gefahr gewittert. Einige seiner Lanzenträger traten auf den Weg und blickten herüber.
    »Du sprichst von Syagrius?«, fragte er kühl.
    »Seit Jahren suche ich ihn, und ich will ihn haben. Städte, Festungen, Klöster … wohin ich kam – er war schon fort. Und nun erfahre ich, dass er bei dir steckt.«
    »Er ist mein Gast. Warum auch nicht? Ja, ich gewähre ihm Asyl. Wer einen Heimatlosen aufnimmt, tut ein christliches Werk. Das kannst du als Heide nicht verstehen. Ich habe es jedenfalls nicht nötig, mich dafür vor dir zu rechtfertigen.«
    »Ob du das nötig hast oder nicht, ist deine Angelegenheit. Ich weiß, dass er hier bei dir im Lager ist. Meine Spürnasen haben ihn schon gerochen. Ich gebe dir drei Tage Zeit. Hast du ihn dann nicht über den Fluss geschafft, kommen wir zu euch und holen ihn uns.«
    »Das ist Erpressung!«, rief Alarich.
    »Nein«, sagte Chlodwig, »das ist ein Angebot, um dir zu helfen. Um dir Ungelegenheiten zu ersparen. Du hast einen aufgenommen, dessen Zeit um ist. Solange er aber lebt, gibt es noch manchen, der glaubt, dass er zurückkommen wird. Das bereitet mir viel Ärger. Der allgemeine Widerstand ist zwar gebrochen, aber noch immer werden aus dem Dunkel heraus Angst und Schrecken verbreitet. Bezahlte Banden überfallen fränkische Abteilungen. In unseren Quartieren wird Feuer gelegt. Freunde der Franken unter den Galloromanen werden ermordet. Eine Festung musste ich zweimal erobern. Das alles kommt von jenseits des Flusses, von eurer Seite.«
    »Davon weiß ich nichts!«, sagte Alarich. »Ich versichere dir, dass ich nichts damit zu tun habe!«
    »Das glaube ich dir sogar«, sagte Chlodwig. »Woher solltest du da unten in deiner Hauptstadt Toulouse auch wissen, was deine Gäste hier treiben? Hier oben an der Loire, in aller Heimlichkeit. Aber versetze dich in meine Lage. Für mich ist es schwer zu unterscheiden, ob eine Bande von euch, den Goten, geschickt wird oder von diesem abgehalfterten römischen Statthalter. Es tut mir leid für dich, dass du in falschen Verdacht gerätst. Aber das hättest du voraussehen müssen, als du ihn aufnahmst. Das war ein Fehler, und ich helfe dir jetzt, ihn wieder gutzumachen.«
    Sie waren weitergegangen und am Ausgangspunkt ihres Spaziergangs angekommen.
    Auf ein Zeichen ihres Königs bildeten die hundert schwerbewaffneten Goten eine Gasse zur Anlegestelle seiner Galeere. Das war eine Maßnahme zu seiner Sicherheit, die er jetzt wohl für notwendig hielt. Mit dieser Truppe im Rücken fühlte er sich stark genug, dem Franken eine stolze Antwort zu geben.
    »Ich danke dir, aber auf solche Hilfe kann ich verzichten! Und ich bitte dich, eines nicht zu vergessen. Die Erben der Römer im Westen sind wir, die Goten. Wir beherrschen den größten Teil Galliens, wir stehen in Spanien und haben jetzt auch wieder Italien. Mit euch, den kleineren Völkern, wünschen wir uns zu verständigen und in Frieden zu leben. Aber wir erlauben euch nicht, euch in unsere Verhältnisse zu mischen. Was diesen Fall betrifft … Gegenüber Geschlagenen sind wir großmütig, Rachegefühle kennen wir nicht. Und die Römer sind für uns längst keine Feinde mehr. Daran ändern auch Drohungen und Erpressungen nichts.«
    »Ist das deine Antwort?«, fragte Chlodwig.
    »Ja«, sagte Alarich. »Es hat mich gefreut, dich getroffen zu haben. Unsere Begegnung war sehr aufschlussreich. Ich denke aber,
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