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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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erwiderte er.
    „Wie wollen Sie es verhindern? Indem Sie mir in den Rücken schießen?“
    „Ich habe den Befehl, für Ihre Sicherheit zu sorgen. Sie können nicht gehen.“
    „Dann passen Sie mal auf.“ Sie hängte sich den Rucksack über die Schulter und wollte gerade das Tor aufstoßen, als eine schwarze Limousine in die Einfahrt rollte und direkt vor ihr hielt. Ein Chauffeur stieg aus und öffnete den Wagenschlag.
    Ein älterer Herr trat ins Freie. Er war rundlich und hatte kaum noch Haar, aber er trug seinen Maßanzug mit lässiger Eleganz. Einen Moment lang musterte er Clea schweigend.
    „Sie sind also die Frau“, sagte er dann.
    Kühl erwiderte sie seinen forschenden Blick. „Und der Mann ist …?“
    Er streckte die Hand aus. „Ich bin Hugh Tavistock, Jordans Onkel.“
    Wortlos ergriff sie die Hand. Sein Griff war überraschend fest. Wie Jordans.
    „Wir haben viel zu bereden, Miss Rice“, sagte Hugh. „Möchten Sie einsteigen?“
    „Ich wollte gerade gehen.“
    „Sie wollen ihn nicht sehen?“
    „Sie meinen … Jordan?“
    Hugh nickte. „Es ist eine lange Fahrt. Ich dachte mir, wir nutzen sie, um uns kennen zu lernen. Ich habe schließlich schon einiges von Ihnen gehört.“
    Clea stieg in die Limousine.
    Während draußen die herbstliche Landschaft vorbeiglitt, saßen sie schweigend nebeneinander. Was könnten wir einander denn schon sagen? dachte sie. Seine Welt ist mir so fremd wie meine ihm.
    „Wie es aussieht, fühlt mein Neffe sich zu Ihnen hingezogen“, begann Hugh schließlich.
    „Ihr Neffe ist ein guter Mensch“, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen. „Ein sehr guter Mensch.“
    „Das weiß ich schon lange.“
    „Er verdient …“ Sie schluckte und unterdrückte die Tränen.
    „Er verdient nur das Beste.“
    „Das ist wahr.“
    „Also …“ Sie hob das Kinn und drehte sich zu ihm. „Ich werde Ihnen wirklich keine Schwierigkeiten machen. Lord Lovat, ich habe keine Ansprüche. Keine Erwartungen. Ich möchte nur …“ Sie schaute aus dem Fenster. „Ich möchte doch nur, dass er glücklich ist. Selbst wenn ich dazu aus seinem Leben verschwinden muss.“
    „Sie lieben ihn.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Die Tränen waren nicht mehr zurückzuhalten.
    „Sie sind nicht die Erste, die sich in ihn verliebt hat, aber ganz anders als Ihre Vorgängerinnen. Sie sind eine ungewöhnlicheFrau, Miss Rice“, fuhr Jordans Onkel fort. „Ihnen ist doch klar, dass Sie Victor Van Weldon fast ganz allein zur Strecke gebracht haben? Dass Sie einen weltweit operierenden Waffenschmuggel aufgedeckt haben?“
    Sie zuckte mit den Schultern, als wäre ihr das egal. Und im Moment war es das auch. Sie hörte gar nicht richtig zu, als Hugh erzählte, was nach dem Aufbringen der Villafjord alles geschehen war. Dass Oliver und Veronica Cairncross verhaftet worden waren. Dass der Untergang der Max Havelaar genauer untersucht wurde. Dass man im Cairncross-Lagerhaus Boden-Luft-Raketen gefunden hatte. Und dass Victor Van Weldon seinen Prozess vermutlich nicht mehr erleben würde.
    Als Hugh fertig war, sah er Clea an. „Sie haben uns allen einen großen Dienst erwiesen, Miss Rice.“
    „Ich bin sehr müde, Lord Lovat. Ich möchte einfach nur nach Hause.“
    „Nach Ame rika?“
    Wieder zuckte sie nur mit den Schultern. „Ich nehme an, das ist mein Zuhause … Es war einmal mein Zuhause. Ich weiß es nicht mehr.“
    „Was ist mit Jordan? Ich dachte, Sie lieben ihn.“
    „Sie haben selbst gesagt, dass ich nicht die Erste bin, die sich in Ihren Neffen verliebt hat“, entgegnete sie.
    „Aber die Erste, in die Jordan sich verliebt hat.“
    Clea legte die Stirn in Falten.
    „Seit zwei Tagen ist mein sonst so umgänglicher Neffe absolut unerträglich. Er terrorisiert die Ärzte und Schwestern, hat sich zweimal selbst vom Tropf genommen und den Rollstuhl einesanderen Patienten beschlagnahmt. Wir haben ihm erklärt, dass es zu gefährlich wäre, Sie zu ihm zu bringen. Aber jetzt, da Sie nicht mehr in Lebensgefahr sind …“
    „Bin ich nicht?“
    „Nein. Geben Sie ihm seine gute Laune wieder.“
    „Trauen Sie mir das zu?“ fragte sie.
    „Genau wie Richard Wolf.“
    „Und was sagt Jordan?“
    „Verdammt wenig. Aber er war noch nie sehr gesprächig.“
    Hugh musterte sie. „Er will erst mit Ihnen reden.“
    Clea lachte bitter. „Das muss hart für Sie sein, Lord Lovat. Eine Frau wie ich und Ihr Neffe. Sie werden mich im Schrank verstecken müssen.“
    „Sie wären in bester
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