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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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Versuch, sie wieder aufzuheben. Doch seine Hände gehorchtenihm nicht. Seine ausgestreckten Arme zuckten noch einmal, dann bewegten sie sich nicht mehr.
    „Raus hier“, keuchte Jordan.
    „Ich verlasse dich nicht.“
    „Ich kann nicht. Mein Bein …“
    „Sei still!“ rief sie und ging mit unsicheren Schritten zu Trott, um seine Waffe aufzusammeln. „Wir kommen sowieso nicht von Bord. Bestimmt haben sie die Schüsse gehört und werden gleich hier sein. Dann werden wir sie eben zusammen empfangen.“ Sie kauerte sich wieder neben Jordan.
    Zärtlich nahm sie sein Gesicht zwischen die Hände und küsste ihn.
    Seine Lippen waren schon kälter.
    Schluchzend legte sie seinen Kopf auf ihren Schoß. Es ist vorbei, dachte sie, als sie Schritte auf den Boden hämmern hörte. „Ich liebe dich“, flüsterte sie.
    Plötzlich war sie ganz ruhig. Sie hob die Waffe und zielte auf die Einstiegsluke …
    Und drückte nicht ab. Ein Mann in Marineuniform starrte sie überrascht an. Hinter ihm drängten sich drei ebenfalls uniformierte Männer in den Laderaum. Einer von ihnen war Richard Wolf.
    „Ruft den Hubschrauber zurück!“ rief er, als er Jordan sah. „Wir brauchen einen Arzt!“
    „Ja, Sir!“ Einer der Offiziere eilte davon.
    Langsam ließ Clea die Pistole sinken. Sie hatte Angst, sie ganz loszulassen. Das kalte Metall war, wie ihr schien, das Einzige, das ihr noch Halt bot.
    „Ich nehme sie.“
    Benommen sah sie zu Richard hoch. Er lächelte halb väterlich, halb bewundernd und streckte die Hand nach der Waffe aus. Wortlos reichte sie sie ihm. Er nickte. „Braves Mädchen“, sagte er sanft.
    Fünfzehn Minuten später waren der Schiffsarzt und die Sanitäter der Royal Navy an Bord. Inzwischen konnte Clea wieder auf den Beinen stehen. Ihr Kopf schmerzte höllisch, doch als ein Sanitäter sie beiseite nehmen und untersuchen wollte, lehnte sie ab.
    Sie wollte bei Jordan bleiben und sah zu, als er eine Infusion bekam und auf eine Trage geschnallt wurde. Schweigend drängte sie sich in den Lastenfahrstuhl, der ihn an Deck brachte.
    Erst als einer der Offiziere sie zurückhielt, als man Jordan in den Hubschrauber hob, begriff sie, dass sie getrennt werden sollten. Sie geriet in Panik, schob den Offizier von sich und wäre zu Jordan gerannt, wenn Richard Wolf sie nicht mit festem Griff daran gehindert hätte.
    „Lassen Sie mich los!“ schluchzte sie.
    „Sie bringen ihn ins Krankenhaus. Man wird sich um ihn kümmern.“
    „Ich will bei ihm bleiben! Er braucht mich!“
    Richard packte ihre Schultern. „Sie werden ihn bald wiedersehen, das verspreche ich! Aber jetzt brauchen wir Sie, Clea. Sie müssen uns alles erzählen. Über Van Weldon. Über dieses Schiff.“
    Der Rotor übertönte alles. Clea sah dem Helikopter nach, als er in der Dunkelheit schnell kleiner wurde. Bitte passt auf ihn auf, bat sie stumm. Er muss leben.
    Dann verklang das Knattern, und zu hören waren nur noch der Wind und die aufgewühlte See.
    „Miss Rice?“
    Mit Tränen in den Augen sah sie Richard Wolf an. „Ich erzähle Ihnen alles, Mr. Wolf“, sagte sie und musste plötzlich lachen. „Sogar die Wahrheit.“
    Es dauerte zwei Tage, bis Clea Jordan wiedersah.
    Sie erfuhr, dass er viel Blut verloren hatte, die Operation jedoch gut und ohne Komplikationen verlaufen war. Mehr sagte man ihr nicht.
    Richard Wolf brachte sie in einem sicheren Haus des MI6 außerhalb Londons unter. Drei Männer bewachten die Eingänge, und sie fühlte sich wie im Gefängnis.
    Richard hatte ihr erklärt, dass sie noch immer in Gefahr war, bis Van Weldons Verhaftung sich in der Unterwelt herumgesprochen hatte.
    Bis dahin hielt man sie von Jordan fern.
    Clea ahnte den wahren Grund für die Trennung. Es wunderte sie nicht, dass Jordans aristokratische Familie sich letztendlich durchgesetzt hatte. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die man in den eigenen Kreisen willkommen hieß. Schließlich galt es, den guten Ruf zu wahren. Dass sie Jordan wichtig war, spielte angesichts ihrer anrüchigen Vergangenheit keine Rolle.
    Die Tavistocks meinten es nur gut mit ihm. Das konnte sie ihnen nicht vorwerfen.
    Aber dass die Familie auch ihre eigene Freiheit beschnitt, gefiel ihr nicht. Zwei Tage lang ertrug sie die Isolation. Sie gingim Garten auf und ab, sah fern und blätterte lustlos in Zeitschriften.
    Dann hatte sie genug.
    Sie nahm den Rucksack und marschierte nach draußen. „Ich gehe jetzt“, erklärte sie dem verdutzten Wächter.
    „Fürchte, das ist nicht möglich“,
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