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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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gehen?“
    „Ich … glaube nicht. Meine Beine …“
    „Dann trage ich dich.“ Vorsichtig stieg er über die Holzsplitter hinweg.
    „Wie kommen wir vom Schiff herunter?“ fragte sie.
    „So, wie ich an Bord gekommen bin. Marinehubschrauber.“
    Er bog um eine Ecke.
    Und blieb wie angewurzelt stehen.
    „Ich fürchte, Mr. Tavistock“, sagte Simon Trott, „Sie werden Ihren Flug verpassen.“

14. KAPITEL
    C lea fühlte, wie Jordans Arme sich fester um sie legten. In der plötzlichen Stille glaubte sie, sein Herz schlagen zu hören. Trott hob seine Waffe. „Setzen Sie sie ab.“
    „Sie kann nicht gehen“, sagte Jordan. „Sie hat sich den Kopf gestoßen.“
    „Na schön. Dann werden Sie sie eben tragen.“
    „Wo hin?“
    Trott zeigte mit seiner Automatik den Korridor entlang. „In den Laderaum.“
    Die drohende Mündung ließ Jordan keine andere Wahl. Mit Clea auf den Armen machte er kehrt und schlüpfte durch ein Schott. Der Laderaum war voller Kisten.
    „Das Enterkommando weiß, dass ich an Bord bin“, sagte er. „Ohne mich wird es nicht von Bord gehen.“
    „So?“ Trott lächelte triumphierend, als ein lautes Knattern durch die Ladeluke drang. „Das tut es doch gerade.“
    Das Knattern schwoll an, als der Hubschrauber abhob.
    „Zu spät“, sagte Trott kopfschüttelnd. „Sie sind gerade zur Unperson geworden, Mr. Tavistock. Wir werden behaupten, dass Sie nie an Bord waren. Und ich bezweifle stark, dass die Royal Navy das Gegenteil behaupten wird.“ Er wedelte mit der Waffe.
    „Die Kiste dort ist groß genug für Sie beide. Endlich sind Sie wieder vereint.“
    Er will uns in die Kiste sperren, dachte Clea. Und dann
    Natürlich. Er hatte vor, sie über Bord zu werfen. Jordan undsie würden ertrinken. Plötzlich fiel ihr das Atmen schwer. Die Angst war so gewaltig, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
    Als Jordan sprach, war seine Stimme erstaunlich ruhig.
    „Man wird Sie in Neapel erwarten“, sagte er. „Interpol und die italienische Polizei. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Sie nur eine Kiste über Bord werfen müssen, um ungeschoren davonzukommen?“
    „Wir schmieren die richtigen Leute. Das tun wir seit Jahren, und zwar erfolgreich.“
    „Darauf würde ich mich nicht mehr verlassen. Mögen Sie dunkle enge Orte? An einem solchen werden Sie sich nämlich bald befinden. Und zwar für den Rest Ihres Lebens.“
    „Das reicht“, fauchte Trott. „Setzen Sie sie ab und nehmen Sie den Deckel von der Kiste.“ Er schob ihm ein Stemmeisen zu. „Und keine falsche Bewegung.“
    Jordan stellte Clea auf die Füße. Sofort ging sie in die Knie, und er beugte sich zu ihr hinab. Als er ihr in die Augen sah, nahm sie in seinem Blick etwas wahr. Er versuchte, ihr etwas zu sagen. Er beugte sich noch weiter vor, und als seine Jacke sich öffnete, fiel ihr Blick auf das Holster.
    Er hatte eine Waffe!
    Trott konnte nicht sehen, wie sie in die Jacke griff, die Waffe herauszog und an ihrer Brust verbarg.
    „Lassen Sie sie liegen!“ befahl Trott. „Machen Sie die verdammte Kiste auf!“
    Jordans Mund streifte Cleas Ohr. „Ich gebe dir Deckung“, flüsterte er. „Ziel auf seine Brust.“
    Entsetzt starrte sie ihn an. „Nein … Jordan, das kann ich nicht tun …“
    Er packte ihre Schulter. „Tu es.“
    Ihre Blicke verschmolzen, und die Botschaft in seinem war etwas, das sie niemals vergessen würde: Du musst leben, Clea. Für uns beide.
    Er drückte ihre Schulter noch einmal, sanfter. Und er lächelte aufmunternd.
    „Los, nehmen Sie den Deckel ab!“ bellte Trott.
    Clea schob den Finger um den Abzug der Pistole. Sie hatte noch nie auf jemanden geschossen. Wenn sie Trott nicht mit dem ersten Schuss außer Gefecht setzte, würde er sein ganzes Magazin auf Jordan abfeuern. Sie musste ihn treffen. Tödlich.
    Für Jordan.
    Warm strichen seine Lippen über ihre Stirn. Wenn sie sie das nächste Mal berührte, waren sie vielleicht schon erkaltet.
    „Ich muss wohl nachhelfen“, sagte Trott und gab einen Schuss ab.
    Clea fühlte, wie Jordan zusammenzuckte, und hörte ihn aufstöhnen. Er griff nach seinem Oberschenkel, und sie sah das Blut auf dem Boden. Der Anblick erfüllte sie mit einem so unbändigen Zorn, dass sie nicht mehr zögerte.
    Mit beiden Händen richtete sie die Pistole auf Trott und feuerte.
    Die Kugel traf ihn mitten in die Brust. Er taumelte zurück. Die Waffe entglitt seinen Fingern und landete polternd auf den Planken. Er sank in die Knie und unternahm den hilflosen
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