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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau
Autoren: Carter Brown
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immer zu tragen pflegte, war der
einzige wirkliche Grund, weshalb ich überhaupt hierherkam — abgesehen vom Ende
jedes Monats natürlich.
    »Ich kann sie spüren«, sagte
sie, den Kopf nach wie vor über die Schreibmaschine gebeugt.
    »Was?«
    »Ihre Augen«, sagte sie. »Sie
sind jetzt bereits bei den Adern angelangt. Tun Sie mir einen Gefallen und
lassen Sie meine Leber in Ruhe. Ja?«
    »Wenn Sie nicht so attraktiv
wären, würde ich mir gar nicht die Mühe machen«, sagte ich.
    »Wenn ich genügend Schokolade
esse«, sagte sie nachdenklich, »werde ich fett. Ich könnte mir alle Zähne
herausnehmen lassen, und ein Gesichtschirurg könnte meine Nase brechen und es
dabei belassen. Vielleicht würde sich das lohnen.«
    »Darf ich Ihr Telefon
benutzen?«
    »Solange Sie nicht mich
anrufen, bitte«, sagte sie. »Was für eine Nummer brauchen Sie?«
    Ich gab ihr Mrs. Baxters Nummer an, und sie wählte sie.
    » Mrs. Baxter?« sagte sie munter. »Mr. Royal von der Cramer-Detektiv-Agentur möchte
Sie sprechen. Einen Augenblick, bitte.« Sie reichte mir den Hörer.
    »Guten Morgen, Mrs. Baxter«, sagte ich.
    »Haben Sie etwas von Joe
gehört?« fragte sie ängstlich.
    »Nein«, sagte ich. »Aber der
Mann, der gestern abend im Fluß gefunden wurde, ist
identifiziert worden. Kannte Ihr Mann jemanden namens Fisher — Hank Fisher?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte
sie nach einer kurzen Pause. »Wer ist das?«
    »Er arbeitete bei der United World,
wo Ihr Mann auch gearbeitet hat. Er war ebenfalls Techniker.«
    »Oh! Fisher? Ich — glaube, er
hat den Namen gelegentlich erwähnt, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Sie erinnern sich nicht, in
welchem Zusammenhang er Hank Fisher erwähnt hat?«
    »Nein, tut mir leid, Mr.
Royal.«
    »Okay«, sagte ich. »Jedenfalls
vielen Dank.«
    Ich gab Pat den Hörer zurück.
    »Gehen Sie jetzt, Mr. Royal?«
fragte sie erwartungsvoll. »Ich hätte ein Anliegen an Sie gehabt. Ihr
Röntgenblick beunruhigt mich. Ich warte immer darauf, daß Sie mir mitteilen,
mein Blinddarm sei in schlechtem Zustand.«
    »Süße«, sagte ich aufrichtig,
»nichts an Ihnen könnte in schlechtem Zustand sein. Eine physische
Unmöglichkeit.«
    »Gehen Sie jetzt, Mr. Royal?«
    »Ich gehe jetzt«, sagte ich,
kapitulierend. »Ich glaube, ich versuche, mir eine neue Karriere beim Fernsehen
zu verschaffen.«
    »Ich glaube, da hätten Sie
ausgezeichnete Chancen, Mr. Royal«, sagte sie begeistert. »Erinnern Sie sich,
was für ein gewaltiger Erfolg Mr. Muggs war — er
stand ganz oben auf der Beliebtheitsliste.«
    » Muggs ?«
    »Sie müssen sich doch an ihn
erinnern«, sagte sie mit Wärme, »der redende Schimpanse!«
    Ich schürzte die Lippen und
dachte nach. »Vielleicht könnten wir als Duett auftreten«, sagte ich. »Eine Art
Folkloreteam, nur wir beide. Aber was könnten wir singen?«
    »Ich hab’ ‘nen Affen im Kalama -Zoo?« schlug sie vor.
    »Meine Pat hat Satin ums Herz«,
dichtete ich, »und zu Hause Tapeten aus Nerz.«
    »Wollen Sie jetzt nicht endlich
gehen, Mr. Royal?« flehte sie. »Oder wollen Sie warten, bis ich in einem
hysterischen Anfall über meiner Schreibmaschine zusammenbreche?«
    »Sind Sie auch ganz sicher heute abend schon verabredet?«
    »Ganz sicher«, sagte sie. »Er
hat drei Ölquellen und eine Ranch in Texas von viertausend Ar.«
    »Das ist genau der Richtige, um
Sie hereinzulegen«, sagte ich mürrisch. »Auf Wiedersehen, Pat.«
    »Es wird sich nicht vermeiden
lassen, Mr. Royal«, sagte sie mit einem schweren Seufzer.
    Ich verließ das Büro, wobei ich
überlegte, daß manche Mädchen einen hundertprozentigen Mann einfach nicht erkennen,
auch wenn sie ihn vor sich sehen.
    Eine Viertelstunde später
wanderte ich von meinem Wagen zu dem achtunddreißig Stockwerke hohen, aus
Aluminium, Stahl und Marmor bestehenden Bauwerk, in dem die
United-World-Television-Gesellschaft untergebracht war.
    Ich ging durch den Vorraum und
strebte den Aufzügen hinter dem Springbrunnen zu, in dem eine nackte
Marmor-Venus gedankenvoll einen nicht endenden Wasserstrahl aus dem Mund
spritzte. Ich fragte mich, ob das ein Symbol für die Fernsehautoren darstellen sollte.
    Ich fuhr in den
neunundzwanzigsten Stock hinauf und versuchte dabei mühsam, meinen Magen an der
Stelle zu behalten, die dafür von der Natur vorgesehen war. Unterwegs entsann
ich mich, daß United von einem Mann namens Cyrus K. Millhound geleitet wurde. Nach allem, was ich an vagen Kommentaren über ihn gehört hatte,
stimmte das mit dem
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