Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Sie bei rotem Licht
draußen bleiben sollen!«
    »Nein«, sagte ich in
entschuldigendem Ton. »Das wußte ich nicht. Ich...«
    »Halten Sie die Klappe! Und
machen Sie die verdammte Tür zu.«
    Ich schloß hastig die Tür und
sah mich um. Ich war geradewegs in eins der Studios hineingetappt, und in
Anbetracht all der in Aktion befindlichen Kameras drehten sie gerade einen
Film.
    Die Szene wurde in der Mitte
des Studios aufgenommen. Ein altmodisches Sofa hob sich gegen den Hintergrund
einer altmodischen Veranda ab. Der Rotschopf, der zurückgelehnt auf dem Sofa
saß, war offensichtlich nicht altmodisch. Ein sehnsuchtsvoller Ausdruck lag auf
ihrem Gesicht, als ob sie gerade eine Bootsladung mit Matrosen verlegt hätte
und sich nicht erinnern könnte, wohin.
    Eine Kamera auf einem Wagen
bewegte sich auf sie zu, und dann trat ein großer gutaussehender Bursche
langsam von einem Ende der Veranda auf das Sofa zu. Er verschwendete nicht erst
lange Zeit auf eine Anrede, sondern packte den Rotschopf und ging zu einem
heftigen Ringkampf über.
    Während ich zusah, begann ich
ernsthaft, eine Karriere beim Fernsehen in Betracht zu ziehen.
    »Aus!« schrie eine gequälte
Stimme.
    Ein kahlköpfiger Regisseur mit
dicker Hornbrille und unablässig zuckenden Händen kam neben der Kamera hervor
und starrte böse auf den großen Burschen.
    »Cole!« sagte er gewichtig,
»dem Drehbuch nach kommen Sie in die Veranda und umarmen sie. Vielleicht halten
Sie das für eine Umarmung, aber zehntausend Sittenkontrollinstitutionen im
ganzen Land werden das als was anderes bezeichnen.«
    Der Held sah ihn verdrossen an.
»Sie nehmen der Sache den ganzen Sex-Appeal«, sagte er mürrisch.
    »Erwähnen Sie bloß nicht das
Wort >Sex< hier, Cole!« stöhnte der Regisseur. »Einer der Auftraggeber
könnte das Wort hören und einen Herzanfall kriegen. Noch mal von vorn!« Er
tappte erschöpft zu seinem Stuhl zurück.
    Ich fand es an der Zeit, mich
zu verdrücken. Das Mädchen am Empfang mußte mir die falsche Tür bezeichnet
haben.
    Plötzlich packte eine Hand
meinen Arm.
    »Was wollen Sie?« fragte eine
Stimme.
    »Ich muß an die falsche Tür
geraten sein«, sagte ich. »Ich suche Mr. Standish.«
    »Das habe ich gehört«, sagte
er. »Sie wollten Mr. Millhound wegen eines Mordes
sprechen, ja?«
    »Ihr Nachrichtensystem
funktioniert hier großartig«, sagte ich. »Würden Sie mir jetzt vielleicht
mitteilen, wo ich Mr. Standish finden kann?«
    »Sie haben ihn gefunden«, sagte
er. »Ich heiße Standish, und alle Morde fallen in mein Ressort. Soll ein Mord
für Sie arrangiert werden, oder haben Sie selbst einen zu bieten?«
    Ich schloß ein paar Sekunden
lang die Augen und öffnete sie dann wieder. Er war noch immer da.
    »Sie meinen, ich habe die
Wahl?« fragte ich ihn.
    »Natürlich«, sagte er. »Im übrigen wäre mir persönlich eine gute halbe Stunde
handfestes Gelächter wesentlich lieber als der beste Mord.«
    »Wem nicht?« sagte ich mit
schwacher Stimme.
    »Oder irgendwas
Gespenstisches«, fuhr er fort. »Sie haben nicht zufällig irgendeinen Mann, der
durch die Wände gehen kann, in ihrem Schreibtisch, oder?«
    »Als ich das letztemal nachgesehen habe, nicht«, sagte ich. »Aber wenn
ich zurückkomme, will ich noch mal genauer nachschauen — wobei mir einfällt...«
    »Ein Jammer!« Er schüttelte den
Kopf. »Aber macht nichts, ein Mord ist vermutlich besser als gar nichts.«
    »Alles Ansichtssache«, warf ich
ein. »Wenn Sie jetzt von dieser Tür weggehen würden, würde ich hindurchspringen
und...«
    »Na gut«, sagte er kalt. »Wenn
Sie nicht für uns schreiben wollen, warum sind Sie dann überhaupt hergekommen?«
    »Schreiben?« sagte ich
verdutzt. »Sie meinen, Sie haben lediglich davon gesprochen...?«
    »Wovon soll ich denn sonst
gesprochen haben«, sagte er gereizt. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich heiße Royal«, sagte ich.
»Von der Detektei Cramer.«
    »Was wollen Sie hier?«
    »Ich möchte über einen Ihrer
Techniker etwas in Erfahrung bringen«, sagte ich. »Baxter — Joe Baxter.«
    Er zuckte die Schultern. »Nach
Joe Baxter würde ich mich hier nicht erkundigen, Royal«, sagte er. »Er ist
nicht gerade populär.«
    Er öffnete die Tür, trat auf
den Korridor hinaus und machte die Tür sachte vor meiner Nase zu.
    Ich blickte auf die Szene
zurück, wo der Regisseur eben eine Fünfminutenpause ankündigte.
    »Sind Sie der Kerl, der sich
nach Joe Baxter erkundigt hat?« sagte eine heisere Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher