Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sah gar
nichts. Dann senkte ich meinen Blick um dreißig Zentimeter und da war er. Er
sah aus wie ein Jockey, aber nur solange man sein Gesicht nicht sah. Dann wurde
einem klar, daß sich ein Pferd niemals von jemanden mit einem solchen Gesicht
hätte reiten lassen. Es war eine ausgesprochene Alptraumvisage.
    »Gewiß«, sagte ich. »Wer sind
Sie, oder ist das eine taktlose Frage?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte
er. »Ich bekomme meine Anweisungen von der Direktion. Sie verschwinden aus dem
Haus — und zwar sofort.«
    »Ich wollte bloß ein paar
Fragen wegen Baxter stellen«, sagte ich.
    »Sie verduften«, sagte er.
»Oder muß ich ein paar Wachmänner rufen, die Sie hinausschmeißen?«
    »Warum will hier niemand über Baxter
reden?« fragte ich. »Vielleicht deshalb, weil ihn jemand umgebracht hat?«
    »Wer hat behauptet, er sei tot?
Aber zum letztenmal jetzt — ‘raus!«
    »Wer hat angeordnet, daß ich
rausgeschmissen werden soll?« fragte ich ihn. »Cyrus K. Millhound ?«
    »Das geht Sie nichts an,
Kumpel«, knurrte er.
    Er wollte mich packen, und ich
trat einen Schritt zurück, so daß er mich nicht erwischte. Aber ich erwischte
jemanden — ich trat jemandem auf den Rist.
    »Heiliger Strohsack!« sagte
dieser Jemand mit tiefer Empfindung. Ich drehte mich um und sah den Rotschopf
vom Sofa, der auf einem Fuß balancierte und sich mit dem anderen dessen Rist
massierte. Sie trug eine weiße Seidenbluse, die in einen schwarzen Rock von
solcher Enge gesteckt war, daß sie ihn bis zur Mitte
des Oberschenkels hochziehen mußte, um richtig an ihren mißhandelten Fuß zu gelangen.
    »Sie ungeschickter Trampel!«
brüllte jemand.
    Gleich darauf kam der große
hübsche Bursche herbeigestürzt und schubste mich zur Seite.
    »Mach dir nicht in die Hosen, Cole«,
sagte sie kalt. »Er hat es nicht mit Absicht getan.«
    Er starrte mich finster an.
»Wer, zum Teufel, sind Sie eigentlich?« fragte er.
    »Ich heiße Royal«, sagte ich.
»Sie gehören vermutlich hier zu den Statisten?«
    Er richtete sich zu voller Höhe
auf und starrte bösartig auf mich herab. »Statist? Zufällig bin ich der Star
dieses Films.«
    »Na, Moment mal, Cole!«
protestierte der Rotschopf.
    »Co-Star«, murmelte er.
»Jedenfalls haben Sie kein Recht, hier hereinzuplatzen und...«
    Die Rothaarige schob ihn
beiseite und betrachtete mich abschätzend. »Wie, sagten Sie noch, heißen Sie?«
    »Royal.«
    Die weichen Lippen verzogen
sich zu einem Lächeln. »Doch nicht etwa Max Royal?«
    Ich blickte von ihr zu dem
wütenden Cole Jordan und wieder zu ihr zurück. Dann nickte ich. »Heute ist Ihr
Glückstag. Ich bin Max Royal persönlich«, teilte ich ihr bescheiden mit.
»Offensichtlich haben Sie schon von mir gehört?«
    »So schlecht sehen Sie ja gar
nicht aus«, sagte sie in mitfühlendem Ton. »Ich bin froh, daß ich mich nicht
habe abschrecken lassen — wie ein Gorilla, hat man mir gesagt.«
    Ich blickte sie wieder an.
»Haben Sie auch einen Namen?« fragte ich sie. »Oder bloß eine Nummer.«
    »Ich bin Helena Cartwright«,
sagte sie.
    »Es freut mich, Sie
kennenzulernen«, sagte ich. »Wenn ich Sie genau betrachte, muß ich auch sagen,
ich wäre geradezu verrückt, wenn ich mich nicht freuen würde.«
    »Was tun Sie hier?« fragte sie.
    »Ich versuche, den großen
weißen Bwama Cyrus zu sprechen«, sagte ich »und komme
immer mehr zu dem Schluß, daß es einfacher ist, den Präsidenten zu sprechen —
ich meine den der Vereinigten Staaten.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen
helfen, Mr. Royal«, sagte sie.
    »Danke«, sagte ich. »Da ist
noch was — hier ist ein Zwerg, der mich aus dem Haus hinausschmeißen will.«
    Sie blickte in die unterdrückte
Wut auf Höhe meines Ellbogens.
    »Das ist Mr. Pein«, sagte sie.
»Wahrscheinlich weiß er nicht, weshalb Sie hier sind. Er gehört zum
Sicherheitsdienst der Gesellschaft.«
    »Nun«, ich blickte ihn
hoffnungsvoll an, »Sie wissen ja, was man über Pein sagt — wenn man sie lange
genug ertragen hat, geht sie weg.«
    Helena Cartwright nahm meinen
Arm und führte mich von den beiden anderen weg. »Ich habe bereits von Ihnen
gehört, Mr. Royal«, sagte sie. »Sie sind bei der Detektivagentur Cramer, nicht
wahr?«
    »Stimmt!«
    »Und Sie stellen hier bei der
United Nachforschungen an? Das ist wirklich aufregend.«
    »Kennen Sie Joe Baxter?«
    Sie blieb wie angewurzelt
stehen. »Ja, ich kenne Joe... Wir sind gute Freunde.«
    »Er ist verschwunden — schon vor
vier Tagen. Haben Sie eine Ahnung, was ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher