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Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau
Autoren: Carter Brown
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blieben wir stehen. Helena drückte auf einen Knopf, und dann warteten
wir.
    »Vielleicht gehen wir besser in
mein Büro im achtzehnten Stock«, sagte sie. »Dort ist es kühler.«
    Die Aufzugtür öffnete sich, und
wir traten hinein.
    »Ich habe das unangenehme
Gefühl, daß die Patenschaft, die Sie für mich übernommen haben, nicht gerade
Ihre Karriere bei der United World fördert«, sagte ich, während der Aufzug nach
unten fuhr.
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen«,
sagte sie leichthin. »Ich habe einen Dreijahresvertrag. Wenn meine Show gut
ankommt, kann ich mir alles leisten, und die Leute werden höchstens
liebenswürdig dazu lächeln. Wenn die Show schlecht ankommt, fliege ich sowieso
hinaus.«
    Wir verließen den Aufzug,
gingen den Korridor entlang und betraten ihr Büro. Sie setzte sich hinter den
Schreibtisch und lächelte mich an.
    »Setzen Sie sich, Max.«
    Ich ließ mich zaghaft auf einer
umgekehrten Korbschale nieder, die offenbar die Karikatur eines Stuhls darstellen
sollte.
    »Diese Geschichte, die Sie
Cyrus da erzählt haben«, sagte sie, »daß gestern abend ein Mann aus dem Fluß gefischt wurde — haben Sie das nur der besseren Wirkung
wegen aufgebracht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es
stimmt. Ich war dabei.«
    »Wie sagten Sie noch, hieß der
Mann? Hank Fischer?«
    Ich nickte.
    »Sind Sie ganz sicher, daß er
hier gearbeitet hat und daß er jetzt tot ist?«
    »Wenn nicht, so haben sie ihm
einen üblen Streich gespielt. Sie haben ihn die ganze Nacht über in der
Leichenhalle auf Eis gelegt.«
    Sie stand auf, ging zum Fenster
und starrte hinaus. Ich saß da und genoß den Anblick ihrer Hüften, die sich
unter dem engen Rock rhythmisch bewegten. Als sie sich wieder vom Fenster
abwandte und zu ihrem Stuhl zurückkehrte, entwickelte sie dabei andere
rhythmische Bewegungen, die gleichermaßen faszinierend waren. Ich seufzte tief,
als sie in ihren Stuhl zurücksank und der Mechanismus abgestellt wurde.
    »Dieser Hank Fisher hat hier
gearbeitet, und nun ist er tot. Joe Baxter hat hier gearbeitet, und jetzt wird
er vermißt .« Ihre Augen waren von dunkler Sorge
erfüllt, während sie mich prüfend betrachtete. »Sie glauben doch nicht, daß Joe
Baxter ebenfalls tot ist, oder?«
    »Nein.«
    Sie biß sich auf die volle
Unterlippe, und ihre fachmännisch gefärbten Lider bedeckten halb ihre Augen.
»Was glauben Sie dann?«
    »Ich bin noch zu keinerlei
Schlüssen gekommen«, erwiderte ich.
    »Sie glauben nicht, daß Joe
Baxter möglicherweise Hank Fisher umgebracht haben könnte?«
    »Nein«, gab ich zu. »Warum,
hatte er irgendeinen Grund dazu?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was glauben Sie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich
weiß nicht, was ich glauben soll. Ich bin so verwirrt über das alles, daß ich
nicht weiß, was ich glauben soll. Aber ich habe eine Todesangst. Joe und ich
waren gute Freunde. Wirklich gute Freunde.«
    »Und Fisher? War das auch ein
Freund von Ihnen?«
    Das rothaarige Mädchen errötete
leicht. »Nein. Ich kannte ihn nicht mal«, sagte sie scharf.
    »Okay, okay. Es war nur eine
Frage.«
    Etwas von dem Ärger verschwand
aus ihrem Gesicht. »Tut mir leid, daß ich Sie angefahren habe, Max. Ich möchte
nur nicht, daß Sie glauben, ich sei hier der Originalzeitvertreib für alle
gewesen.«
    Ich nickte. »Klar! Na ja, man
kann sich sein Gehalt schließlich nicht durch Herumsitzen verdienen, wie Paul
Cramer immer sagt.« Ich stand auf. »Vielleicht rufen Sie mich an, wenn Sie auf
etwas Interessantes stoßen.«
    Sie zuckte die Schultern. »Na
gut. Ich dachte nur...«
    »Und wenn Sie nichts
Interessantes hören, werde ich Sie anrufen.«
    Ihr Gesicht hellte sich auf, und
das Lächeln kehrte wieder. »Ausgezeichnet! So ist es mir recht.«
    Ich ging auf die Tür zu.
»Vielen Dank für alles.«
    Ich hatte bereits die Hand am
Türgriff, als sie mich aufhielt. »Sie haben bei weitem nicht alles gehabt,
Max«, sagte sie. »Wenn es soweit ist, dann werden Sie etwas haben, wofür Sie
danke schön sagen können.«
    Ich blickte zu ihr zurück. Sie
saß auf dem Stuhl, die Augen halb geschlossen, ihr Mund, feucht und voll, war
leicht geöffnet. Ich erwog innerlich die Notwendigkeit zu gehen, versuchte,
mich daran zu erinnern, wie viele Tage Urlaub ich noch gut hatte. Dann fiel mir
ein, für wen ich arbeitete. Ich seufzte, nickte und ging hinaus.
    Auf dem Weg zurück ins Büro
hielt ich vor dem Gebäude der Mordabteilung, um mit Sam Deane zu sprechen, aber
er war nicht da. Ich steckte die Kugel,
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