Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meerjungfrau

Die Meerjungfrau

Titel: Die Meerjungfrau
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sah nicht eben
ermutigend aus, plattgedrückt wie sie durch den Aufprall war. Aber heutzutage
weiß man nie, was die Jungen von der Ballistikabteilung selbst bei den hoffnungslosesten Exemplaren noch herausfinden.
    Plötzlich hörte ich draußen im
Flur Schritte.
    Ich stürzte durchs Zimmer,
schaltete das Licht aus. Der Raum war pechschwarz, als ich mich neben der Tür
gegen die Wand preßte. Nichts war zu hören, außer dem Geräusch eines schweren
Atems — meines eigenen. Ich versuchte, ihn anzuhalten, damit das Geräusch in
meiner Kehle den Ankömmling nicht verscheuchte.
    Die Tür öffnete sich langsam,
gelbes Licht drang vom Treppenhaus herein und warf einen Streifen durchs
Zimmer. Die Tür ging vollends auf, und ich sah eine Gestalt, die hereintrat.
    Mit einem Schritt trat ich
hinter sie und packte sie mit einem Würgegriff um den Hals. Als ich ihr die
Rechte ins Kreuz legte, wußte ich, daß es sich nicht um den Mann auf der
Feuertreppe handelte. Die Topografie war völlig verschieden. Aufs angenehmste
verschieden.
    Ich ließ die Kehle des
Neuankömmlings los und griff nach dem Lichtschalter.
    Mrs. Baxter stand da, starrte mich
mit aufgerissenen Augen an, während sie sich die Kehle rieb. Ihr Kinn sank
herab, als sie mich erkannte.
    »Sie!« keuchte sie. »Was tun
Sie denn hier?« Bevor ich noch antworten konnte, schweiften ihre Augen im
Zimmer umher und sahen das Chaos. »Was ist denn hier passiert?«
    »Ich habe hier jemand ertappt,
der nach etwas gesucht hat.«
    Sie schüttelte verblüfft den
Kopf. »Was kann jemand hier suchen wollen?«
    »Wissen Sie’s nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf, und
ihre Augen kehrten zu mir zurück. »Was tun Sie überhaupt hier?«
    »Ich habe mir Sorgen um Sie
gemacht, Mrs. Baxter«, sagte ich. »Ich wollte sicher
sein, daß Sie gut nach Hause kamen.« Ich wies mit dem Kopf zur Wohnungstür.
»Ich habe geklopft. Die Tür war offen, deshalb trat ich ein.«
    »Woher soll ich wissen, ob
nicht Sie...«
    Ich grinste sie an und hielt
ihr die plattgedrückte Kugel hin. »Der Bursche, der versucht hat, heimlich in
Ihrem Tagebuch zu lesen, oder was immer sonst er vorhatte, gab seinem Ärger
über mein Eindringen dadurch Ausdruck, daß er das hier auf mich abschoß , bevor er durchs Fenster auf die Feuertreppe
hinausturnte.« Ich deutete auf den zersplitterten Fensterrahmen. »Und das dort
stammt auch nicht etwa von Termiten.«
    »Warum soll er denn auf Sie
geschossen haben?« fragte sie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich.
»Es gibt hier in der Stadt kaum mehr als ein halbes Dutzend Ehemänner, die auf
mich schießen würden — und wieso sollte einer von ihnen wissen, daß ich hier
bin, nachdem ich das selber vor zwanzig Minuten noch nicht gewußt habe?«
    Sie schüttelte bedächtig den
Kopf, nahm ihren Mantel ab und legte ihn über die Lehne des einen Stuhls, der
noch aufrecht stehengeblieben war.
    »Vielleicht begreifen Sie
jetzt, warum ich mich nicht von Ihnen heimbringen lassen wollte«, sagte sie.
»Nicht hierher.«
    »Haben Sie geglaubt, ich würde
mich vielleicht fragen, woher Sie die fünfhundert Dollar haben, die die Agentur
als Vorschuß verlangt?«
    »Meiner Ansicht nach geht Sie
das nichts an«, erwiderte sie. »Das Geld war echt — und nicht gestohlen.«
    »Okay«, sagte ich. »Vermutlich
habe ich überhaupt kein Recht, danach zu fragen. Warum, glauben Sie, könnte
jemand hier eingebrochen haben?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte
sie.
    »Es wurde nach etwas gesucht —
und zwar sehr gründlich. Wissen Sie, wonach der Betreffende gesucht hat?«
    »Nein«, sagte sie. »Hier gibt es
nichts Wertvolles, nichts, was jemandem von irgendwelchem Nutzen sein könnte.«
    »Aber sicher«, sagte ich.
»Alles deutet darauf hin. Manche Leute sehen sich zu ihrer Erholung Baseball
an, manche gehen zu Boxkämpfen, andere sitzen vor dem Fernsehen, gehen ins Kino
oder machen lange Spaziergänge. Dieser Gentleman heute abend bricht nun mal gern in anderer Leute Wohnungen ein, ruiniert ihr Mobiliar — und
schießt auf einen, bevor er aus dem Fenster hopst. Das klingt völlig logisch,
nicht wahr?«
    Sie biß sich auf die Lippe.
»Ich dachte, Sie arbeiteten für mich, Mr. Royal. Ich dachte, dafür hätte ich
der Agentur das Geld bezahlt.«
    »Sie machen es einem schwer,
für Sie zu arbeiten, Mrs. Baxter«, sagte ich. »Weil
Sie nicht mithelfen. Sie müssen doch eine Ahnung haben, warum das hier heute abend geschehen ist. Warum haben Sie so lange
gebraucht, um hierherzukommen, nachdem Sie aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher