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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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daran denken, wie Cash Daddy einst vor langer Zeit das Verhalten reicher Leute nachgeahmt hatte. »Mit Satan hat das alles hier nicht das Geringste zu tun.«
    »Da täuschst du dich. Auch Satan war nicht immer Satan. Gott hat Lucifer geschaffen, und dann hat Lucifer sich in Satan verwandelt. Kingsley, mag sein, dass du es nicht merkst, aber das Geld verwandelt dich in einen Teufel. Du musst damit aufhören, bevor …«
    »Ich will diesen Unfug nicht mehr hören. Tante Dimma, ich habe deine Reden lange genug ertragen. Dieses ständige Gerede, bringt es Essen auf den Tisch? Zahlt es die Studiengebühren? Ich glaube nicht an Filmtricks, ich glaube an Action, live und sofort.«
    Was immer sie sonst noch sagen wollte, blieb ihr im Halse stecken. Ungläubig blickte sie mir nach, wie ich an ihr vorbei zur Treppe stürmte.
    Zum ersten Mal in der Geschichte des weiblichen Geschlechts schien Tante Dimma sprachlos zu sein.

    Ich saß auf meinem Bett und ließ meine Augen durchs Zimmer schweifen. Meine Rolex - und Movado -Uhren auf der Frisierkommode, meine fünf Autoschlüssel auf dem Tischchen am Bett, meinen Perserteppich, meine sechs Kissen, meine Schuhreihen unter der Klimaanlage – ohnehin nur ein Bruchteil von all denen, die ich im Schrank hatte. Nichts davon war den Verlust meiner Mutter wert. Und ehrlich gesagt, sehnte ich mich auch sehr nach Merit in meinem Leben.
    Trotzdem ertrug ich den Gedanken nicht, jemals wieder arm zu sein. Niemals. Meine beste Chance war Cash Daddys Vorschlag. Sobald ich den von ihm offerierten Job im Ministerium für Energieversorgung, Wasser- und Straßenbau annahm, würde meine Mutter – und würde auch Merit – beruhigt sein. Was machte es schon, dass er nur eine Fassade war.
    Mein Handy blinkte. Als ich es vom Kissenrand nahm, sah ich, dass ich fünf Anrufe verpasst hatte. Alle von Cash Daddys Nummer. Ich rief unverzüglich zurück.
    »Kings, sie haben ihn erwischt, sie haben ihn erwischt«, sagte Protocol Officer ein ums andere Mal.
    »Wen haben sie erwischt?«
    »Kings, Cash Daddy ist tot.«
    Dann fing er an zu schluchzen, mit Geräuschen, die man von einem erwachsenen Mann eigentlich nie zu hören hofft.

45

    Zuerst hatte niemand eine Ahnung, wie es passiert war. Am Sonntagmorgen, in aller Frühe, hatten die Inderinnen plötzlich angefangen zu schreien und waren aus dem Zimmer gerannt. Keiner verstand, was sie sagten. Das Sicherheitspersonal stürmte hinein. Cash Daddy lag splitterfasernackt auf dem Bett. In seinen Mundwinkeln stand weißer Schaum, und aus dem Rektum tropfte Blut.
    Protocol Officer wurde gerufen. Cash Daddy wurde in eine Privatklinik gebracht. Bald darauf wurde verkündet, der künftige demokratisch gewählte Gouverneur von Abia sei tot. Vergiftet.
    Als Erstes wurden die Inderinnen verhaftet und aufs Revier gebracht. Doch trotz stundenlanger Verhöre waren die Kriminalbeamten außerstande, ihnen irgendwelche vernünftigen Aussagen zu entlocken. Dann hatte einer der intelligenteren Polizisten eine Idee. Mister Patel, CEO der Aba Calcutta Plastics Industry , wurde gebeten, als Dolmetscher zu fungieren.
    Die Mädchen berichteten, bis Samstagabend sei alles bestens gewesen. Doch nach seinem üblichen Nachtessen aus gebratenem Fleisch und Rotwein habe Cash Daddy seltsamerweise ihre sämtlichen Unterhaltungsangebote abgelehnt, er sei einfach ins Bett getaumelt und eingeschlafen. Am Morgen machten sie sich zu seiner Ganzkörpermassage bereit – einem seiner liebsten Vergnügen zu Tagesbeginn.
    Sie kitzelten ihn. Cash Daddy rührte sich nicht. Sie schüttelten ihn. Er rührte sich immer noch nicht. Dann stieg ihm eine auf den Rücken. Sie bemerkte den Schaum in seinen Mundwinkeln und schrie. Die anderen sahen ihn ebenfalls und schrien mit.
    Die Polizei dankte Mister Patel für seine Dienste, hielt die Mädchen aber weiter fest.
    Als Nächstes wurden sämtliche Mitarbeiter des Hotelrestaurants, Kellner wie Köche, zusammengeholt und aufs Revier gebracht. Jeder Einzelne von ihnen behauptete, seinen verstorbenen Chef unsterblich zu lieben; alle schworen, ihre Hände seien sauber. Die Polizei erprobte verschiedene Methoden, ihnen Geständnissen zu entlocken, alle vergebens. Schließlich schlug Protocol Officer vor, sämtliche Bankkonten der Mitarbeiter zu überprüfen. Auf dem DiamondBank -Konto eines Kochs befanden sich nicht zu erklärende 200 000 Naira. Die indischen Prostituierten wurden entlassen, die übrigen Mitarbeiter wurden entlassen, und der Koch schwor immer
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