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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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wieder, er habe das Geld aus einem 419-Geschäft. Doch als ein Viertel seines Rückens rot und wund war, gestand er schließlich, dass jemand ihn bezahlt habe, Cash Daddys Viernullvier-Fleisch zu vergiften. Es seien zwei Männer gewesen, die er nur einmal gesehen habe, beharrte er. Er vermochte keine weiteren Auskünfte über sie zu geben, auch nicht, als sein ganzer Rücken rot und wund war.
    Hätte Cash Daddy das Drama in den Tagen nach seinem Tod erleben dürfen, wäre er sehr stolz auf sich gewesen.
    Die Genossenschaft der Chili und Tomatenverkäufer von Aba protestierte wütend in den Straßen. Um nicht zurückzustehen, schlossen sich ihnen alle Straßenhändler an. Drei volle Tage lang trugen sie Plakate mit der Aufschrift Tod den Mördern! durch die Gegend, skandierten und plünderten willkürlich hier und da, so dass in ganz Aba die Geschäfte ruhten. Sogar in den 21-Uhr-Nachrichten wurde davon berichtet. Das gesamte Land Nigeria war gezwungen, davon zu erfahren.
    Aus Überschriften in Zeitungen und Illustrierten schrie dem Volk die Empörung entgegen. In Presseinterviews verurteilten Politiker von Format und in wohlgesetzten Worten – Uwajimogwu eingeschlossen – den neuesten sinnlosen Mord an einem verdienten nigerianischen Politiker. Selbst der Präsident der Federal Republic of Nigeria ließ sich zu einer leidenschaftlichen Mahnrede hinreißen.
    »Genug ist genug!«, verkündete er. »Es wird Zeit, dass Gott diese Mörder straft, wer immer sie sind! Sie sollen nichts als Kummer finden in ihren Häusern, sie sollen niemals Frieden finden, ihr Leiden soll in ihren Familien von Generation zu Generation weiterwirken.«
    Der Generalinspekteur der Polizei trat vor die Fernsehkameras und machte der Nation ein goldenes Versprechen.
    »Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir die Schuldigen an diesem niederträchtigen Verbrechen entlarven!«, versprach er.
    Zum Beweis, dass er es – diesmal – ernst meinte, hatte er zur Aufklärung des Falles die British Metropolitan Police hinzugeladen.
    »Nicht dass unsere Kriminalbeamten nicht dazu fähig wären«, erläuterte er, »doch im Augenblick fehlen uns die erforderlichen kriminaltechnischen Möglichkeiten zur erfolgreichen Untersuchung von Mordfällen wie dem vorliegenden.«
    Darauf drehten die Journalisten und Meinungsmacher durch.
    »Warum laden wir nicht gleich die ganze britische Regierung ein, auch alles Übrige in Nigeria in die Hand zu nehmen?«, fragten einige. »Dann bekämen wir vielleicht endlich eine Stromversorgung, fließend Wasser, gute Krankenhäuser, und unsere Straßen wären bald keine Todesfallen mehr.«
    »An den grassierenden Morden ist das Wählervolk schuld«, meinten andere. »Denn es belohnt die Mörder mit Wahlsiegen.«
    Wieder andere mahnten die Öffentlichkeit, nicht automatisch davon auszugehen, dass alle Morde politisch motiviert seien; manche könnten durchaus intern inszeniert sein.
    Protocol Officer hielt nichts von dem Gerede. Als er ein paar Tage nach dem Mord plötzlich bei mir zu Hause erschien, berichtete er unverblümt, was ihm durch den Kopf ging.
    »Ich bin sicher, Uwajimogwu steckt dahinter«, beharrte er. »Alle anderen lieben Cash Daddy. Er ist der Einzige, der in Frage kommt.«
    Seine Ansicht wurde von der Mehrheit der Bevölkerung von Abia geteilt; die Aufrührer hatten sogar Uwajimogwus Wahlkampfbüro in Aba verwüstet. Dank Cash Daddys Verfrachtung in eine andere Welt war er die neue Leitfigur der NAP geworden und mit einiger Gewissheit der künftige demokratisch gewählte Gouverneur von Abia.
    Misses Boniface Mbamalu war aus Lagos herbeigeeilt, um ihren Platz als Witwe in Cash Daddys Wohnzimmer einzunehmen. Sie erschien jeden Morgen in einem anderen schwarzen Designerkleid und einer anderen Designersonnenbrille. Neben ihr saß mit frischer Gesichtsfarbe, vornehmen Anzügen und englischen Manieren ihr Opara. Bislang waren elf Beileidsbücher vollgeschrieben. Und immer noch strömten Würdenträger herbei.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass Cash Daddy nicht mehr da ist«, sprach Protocol Officer weiter. »Einfach verschwunden. Jeden Morgen wache ich auf und denke, gleich ruft er an. Manchmal warte ich den ganzen Tag darauf, dass er anruft.«
    Auch ich tat mich noch schwer, es zu glauben. Cash Daddy hatte zu den Menschen gehört, von denen man meinte, sie wären geboren, um niemals zu sterben. Nach dem Anruf von Protocol Officer hatte ich mich selbst von seinem Tod überzeugen müssen. Ich sauste sofort mit dem
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