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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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saßen wir einfach da und musterten uns. Dann sah Tante Dimma meine Mutter an und flüsterte.
    »Ozoemena.«
    Da holte meine Mutter tief Luft, atmete laut aus und eröffnete ihren Fall.
    »Kings, was ist gestern Abend zwischen dir und Godfrey vorgefallen?«
    Ich schwieg.
    »Warum hast du deinen Bruder beinahe totgeschlagen?«, fragte sie.
    Ich schwieg weiter.
    »Kings, ich rede mit dir!«
    »Mama, warum fragst du ihn nicht, was er angestellt hat? Warum musstest du bis nach Aba kommen, um mich zu fragen?«
    Die beiden Frauen sahen sich an. Tante Dimmas Blick schien zu sagen: Siehst du, hab ich dir’s doch gesagt.
    »Kings, was ist nur über dich gekommen?«, fragte meine Mutter. »Dir scheint nicht einmal aufzugehen, dass das, was du getan hast, etwas sehr Schlimmes ist. Was immer dein Bruder getan hat, darfst du deswegen so etwas tun? Konntest du keinen anderen Weg finden, das Problem zu lösen, … als ihn halbtot zu schlagen?«
    »Es gibt nichts zu lösen«, erwiderte ich kühl. »Ich kann für Godfrey sorgen und ihm alles geben, was er braucht. Aber wenn du willst, dass dein Sohn am Leben bleibt, dann sieh lieber zu, dass du ihn bei dir in Umuahia behältst. Vielleicht wird das helfen, einige der Schrauben, die sich in seinem Kopf gelockert haben, wieder anzuziehen.«
    »Christus ist unser Herr!«, rief Tante Dimma aus. Ha.
    »Christus ist unser Herr. Bildung ist Gold. Der liebe Gott wird’s richten. Ach, lebt doch einfach weiter in eurer Traumwelt.«
    Tante Dimma sah wieder meine Mutter an. Mutter stand auf und beugte sich zu mir vor, eine Hand an der Taille, die andere mit ausgestrecktem Finger auf mich gerichtet.
    »Hör nur, wie du redest. Sieh mal an, wer da von Schrauben redet, die sich im Kopf gelockert haben. Was ist mit dir?«
    Mir lag die Sache vom Vortag noch quer im Magen. Ich sprang ebenfalls auf, rammte die Faust in die Luft und starrte ihr ins Gesicht.
    »Ich habe diesen ganzen Müll satt! Es steht mir bis hier! Ob ihr alle es anerkennt oder nicht, ich bringe all diese Opfer für die Familie. Für euch. Und alles, was ich dafür bekomme, sind Beleidigungen und abfällige Bemerkungen.«
    Charity war wieder aufgetaucht. Sie beobachtete die Szene vom Fuß der Treppe aus.
    »Nein, du tust es nicht für uns«, spie meine Mutter durch die zusammengebissenen Zähne. »Ich habe dir schon vor langer Zeit gesagt, dass ich nichts von deinem schmutzigen Geld haben will. Wenn dein Vater noch lebte, wäre das alles nicht passiert. Dein Vater dreht sich im Grabe um und fragt sich, wie es sein kann, dass sein Sohn, sein eigen Fleisch und Blut, ein so verabscheuungswürdiges Leben führt. So haben wir dich nicht erzogen. Aus meiner Sicht bist du eine Schande für das Gedächtnis deines Vaters.«
    »Soll er sich doch im Grab umdrehen«, sagte ich. »Deswegen ist er als armer Mann gestorben. Wenn er das getan hätte, was andere Leute machen, anstatt dazusitzen und Ideale zu verkünden, wäre er heute noch am Leben.«
    Tante Dimma schlug sich die Hand vor den Mund und überließ ihren Augen den Ausdruck der Empörung. Meine Mutter wurde zur Eissäule. Ihre gefrorenen Augen richtete sie auf mein Gesicht. Nach und nach taute sie auf. Dann sprang sie los und landete zwei Ohrfeigen auf meiner rechten Wange.
    »Kingsley«, sagte sie mit Tränen in den Augen. »Dein Vater und ich haben dich nicht aufgezogen, damit du zum Kriminellen wirst. Hörst du mich? Genug ist genug. Du musst mit diesem 419-Schwindel aufhören. Wenn nicht, dann werde ich dich nie wieder meinen Sohn heißen. Für mich wirst du nicht mehr existieren.«
    Sie schniefte. Die Tränen waren über die Ufer getreten und flossen nun frei über das Land.
    »Da dein schnelles Geld dir die Stirn verleiht, so von deinem Vater zu sprechen, kannst du mich von nun an auch vergessen. Solange du nicht mit diesem 419 aufhörst, werde ich nie, nie mehr dein Haus betreten. Und ich will auch nicht, dass du mich besuchen kommst. Wenn du mich je wieder hier in deinem Haus siehst, dann ist das der Tag, an dem ich sterbe. Und denk bitte nicht eine Minute, dass ich scherze. Ich meine jedes Wort, das ich sage.«
    Sie riss ihre Handtasche vom Tisch und stürzte hinaus. Sogar Charitys lautes Schluchzen wurde von ihren Schritten übertönt.
    »Kingsley«, sagte Tante Dimma. »Lass nicht zu, dass Satan diese Familie zugrunde richtet. Lass nicht zu …«
    »Ihr solltet alle endlich lernen, realistisch zu denken«, schnitt ich ihr barsch das Wort ab und musste dabei unwillkürlich
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