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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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ändern. Ich würde bald eine Stelle im Ministerium für Energieversorgung, Wasser- und Straßenbau antreten. Ich würde bald eine angesehene Arbeit haben. Ich würde bald in das eine oder andere Geschäft investieren.
    Godfrey und seine Freunde beförderten ihren Lärm wieder nach unten.
    »Charity, ist Kings immer noch im Esszimmer?«, hörte ich Godfrey auf der Treppe fragen.
    Ich hob rasch den Kopf und nahm mir wieder mein Essen vor. Der Appetit war mir gründlich vergangen, aber ich tauchte die Hände in die Suppe und gab vor, in den Genuss vertieft zu sein.
    Seine Freunde setzten sich zu meinen Geschwistern ins Wohnzimmer, während Godfrey zu mir hereinstolzierte, sich geräuschvoll einen Stuhl heranzog und Platz nahm. Der Duft seines frisch aufgesprühten Eternity verdrängte jede letzte Spur des Egusi-Aromas aus dem Raum.
    »Kings, ich hätte was, worüber ich schon länger mit dir reden wollte«, begann er ohne jede Umschweife.
    Ich warf einen Blick auf seine beiden Freunde, die in Hörweite von uns saßen, und sah dann ihn an. Er schien sich an ihrer Gegenwart nicht zu stören, warum sollte ich es tun?
    »Kingsley, ich denke schon eine ganze Weile drüber nach. Ich hab beschlossen, mein Studium sausen zu lassen. Ich hab lange darüber nachgedacht, und ich hab beschlossen, dass es sinnlos ist. Ich will wirklich nicht mehr. Ich denke, ich will lieber in die Wirtschaft gehen.«
    »Du willst in die Wirtschaft gehen?«
    »Ja, ich habe das Studium satt. Ich sehe keinen Grund darin, meine Zeit an der Uni zu verschwenden, wenn man anderweitig so viel Geld verdienen kann. Je eher ich anfange, mein eigenes Geld zu verdienen, desto besser.«
    Kein Zweifel, der Junge war verrückt geworden. In meiner Verzweiflung machte ich eine Anleihe bei Cash Daddys Patentsprüchen.
    »Godfrey, bist du noch ganz richtig im Kopf ? Hast du getrunken? Hast du Drogen genommen?«
    Meine Reaktion schien ihn zu überraschen. Dann straffte er seine Miene, als wollte er mir nun mit gewichtigeren Argumenten kommen.
    »Kingsley, lass mich er…«
    »Halt den Mund!«, bellte ich. Er klang genauso idiotisch überzeugt wie Azuka. »Vergiss es einfach. Die Diskussion ist beendet. Vergiss es. Da gibt es nichts zu reden. Was du sonst mit deinem Leben anfängst, geht mich nichts an, aber du musst weiter studieren, und du musst deinen Abschluss machen. Ich will nie wieder etwas zu dem Thema hören.«
    Godfrey beobachtete, wie ich mir die Hände wusch, mein Handy einsteckte, mein Glas Wasser nahm und aufstand. Als ich weggehen wollte, erhob er sich ebenfalls.
    »Kings, du bist der Letzte, von dem ich solche Töne erwartet hätte. Sieh dich doch an. Was ist denn mit deinem Studium? Du fängst doch auch nichts damit an. Wozu war es gut? Meinst du, ich will mein Geld nicht auch selber verdienen? Sei nicht so scheinheilig.«
    Der Glasbecher fiel mir aus der Hand und zersprang auf dem Marmorboden. Ich blieb abrupt stehen und mutierte zu einem anderen Wesen. Nach allem, was ich für sie alle getan hatte, besaß mein Bruder doch tatsächlich die Stirn, mir diesen kompletten Blödsinn zu erzählen? War es scheinheilig von mir, ihr Wohlergehen vor meine Bedürfnisse zu stellen? Mit Schwung drehte ich mich um und versetzte ihm einen wohlgezielten Schlag ins Gesicht.
    »Meinst du, dies ist das Leben, das mir vorgeschwebt hat? Meinst du, ich hätte eine Wahl gehabt?«
    Ich schlug noch einmal zu, krallte meine Hand in seine Hemdbrust und stieß ihn gegen die Wand.
    »Ist dir nicht klar, dass ich das Opfer für euch gebracht habe?«
    Ich krallte mich fester in sein Hemd, zog ihn zu mir heran und schrie ihm ins Gesicht.
    »Ich bin der Opara. Ich habe es für euch getan! Hast du das verstanden?«
    Schon von Kindheit an hatte Godfrey eine Veranlagung zum Gangster gehabt. Er jammerte nicht, er versuchte sich nicht loszumachen, er bettelte nicht, dass ich aufhören sollte. Und wegen des Altersunterschieds, der mir automatisch das Recht gab, ihn zu züchtigen, schlug er nicht zurück. Er stand bloß mit zusammengekniffenen Augen da und hielt sich die Arme vors Gesicht, um weitere Schläge abzuwehren.
    Mittlerweile waren Eugene, Charity, Godfreys Freunde, mein Koch, mein Waschmann, mein Gärtner und meiner Mutter Nichte Tochter zusammengelaufen. Alle flehten und bettelten und versuchten, sich mir in den Weg zu stellen. Sie verschwendeten ihre Zeit.
    »Kings, biiiiittttte! Bitte lass ihn! Bitte lass ihn!«, heulte Charity lauthals.
    Ich nahm meinen Bruder beim Hemdkragen
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