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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin
Autoren: Andreas Gößling
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kleine r e r Statu r als er, aber behende und zä h . In Staub und Streu, zwischen Karren un d Droschke n ran g Dieg o mi t seine m Widersacher , erbittert wi e niemal s meh r sei t seine r Knabenzeit . Nein, das stimmt nicht , dacht e e r plötzlich , vo r wenige n Woche n ers t hatt e er g e naus o handgreiflic h gekämpft . Mi t Herná n . Allerding s im Traum . De m beklemmendste n Traum , de r ih n jemals heimgesuch t hatte . Al s e r erwachte , hatt e e r de n Mestize n zum Teufel jagen wolle n . U m dan n z u erkennen , da ß e r gerad e durch de n Trau m a n Hernán gekette t worde n wa r .
    Ei n heftige r Schla g tra f ih n a n de r Schläfe . Nu r eine n Moment unachtsam , durchfuh r e s ihn , dan n wurd e e s schwar z .
     

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    E r la g i m Schatte n eine r Palme . Blinzelt e i n de n Himme l und zählt e di e Kokosnüsse , di e ro t un d pral l unte r de m Blätterschurz h e rvorsahe n . In seinem Kopf klopfte ein Schmer z . Nur langsam wurd e ih m bewußt , da ß i n seine r Näh e jeman d stöhnte . Er richtet e sic h au f un d stöhnt e seinerseits , al s ih m ei n Stic h durch di e Schläf e fuhr . Dre i Schritt e nebe n ihm , unte r eine r weiteren Palme , la g Herná n .
    Sei n rechte s Aug e wa r geschwollen , au f seine m Kin n klebte Blut . Da s rot e Hütche n la g nebe n ih m a m Boden , zerdrück t . Sein e Füß e ware n mi t eine m Sei l gefesselt , sein e Händ e hinter de m Rücke n verschnürt . Überdie s hatte n si e ih n geknebelt , mit eine m S toffetzen , de n e r vergeblic h auszuspucke n versuchte . Unablässi g rollt e e r mi t de n Augen , bi s Fra y Dieg o verstand: Herná n bedeutet e ihm , ih n loszubinde n .
    De r Pate r sa h a n sic h herab . Erstaunlicherweise war er selbst nich t gefessel t worde n . Dabe i schiene n ihr e Gegner , we r immer si e sei n mochten , übe r eine n makabre n Ordnungssin n zu verfüge n . Jedenfall s hatte n si e ih n un d Hernán vo r den Kutschenschuppen verfrachtet und so sorgfältig unter die beiden Palmen gelegt, wie auf der anderen Hofseite die Leichname aufg ereih t lage n . Abe r wies o hatte n si e e s dan n versäumt , auch ih n z u fesseln?
    Fra y Dieg o erho b sic h un d gin g z u Herná n hinüber . Der Schmer z i n seine m Kop f pocht e stärke r . E r kniet e sic h neben de n Mestize n un d wollt e ih m ebe n di e Fessel n aufnesteln , als über i hre n Köpfe n ein e Stimm e erklang : »Wa'tal!«
    Wa s sollt e da s bedeuten ? Un d i n welche r Sprach e überhaupt? Fra y Dieg o erho b sic h wieder . Di e Stimm e wa r au s einem Fenste r gedrungen , i m Erdgescho ß des Gouvernementsgebäudes . Das Fenster war geöffnet, allerdings v ergitter t un d durc h di e Palm e hal b verdeckt . Hinter den Gitterstäbe n stan d ei n Indio , ein e stämmig e Gestal t i n w eißer Tunika . Mit unbewegter Miene wiederholte er sein Kommando:
    »Wa'tal!«
    Fra y Dieg o verstan d de n Wortlau t noc h imme r nicht . Aber wa s de r braun e Kriege r ih m bedeute n wollte , wa r dennoc h klar . I n de r rechte n Han d hiel t e r eine n Speer , i n Schulterhöhe erhobe n . Di e Spitz e zielt e au f Fra y Diego s Her z .
    »Ehrwürdige r Pater , wa s fü r ein e Freude , Euc h wiede r bei Bewußtsei n z u sehe n .« Ein e hell e Stimme , di e reinstes Spanisch sprac h . Wa s sollt e da s nu n wiede r bedeuten ? Fra y Dieg o wandte sic h u m . Au s de m Schuppe n tra t ei n junge r Mönch , di e schlanke Gestal t i n braune r Kutt e wi e e r selbs t . E r mocht e i n Hernáns Alter sein, zwanzig Jahre oder wenig darübe r . Abe r s o braun der Mestiz e war , s o bleic h wa r da s Antlit z diese s junge n Mitbruders . Desse n Auge n allerding s leuchtete n - vor Frömmigkeit? Oder etw a vo r Freude , dacht e Diego , mic h z u sehen?
    De r klein e Mönc h ergrif f sein e Händ e un d san k vo r ih m auf di e Kni e . »Verz e iht , Pate r Diego , e s wa r ei n Versehe n . Ich dachte ... wi r glaubte n ... daß Ihr zu den Mörder n .. . u m Himmels willen , verzeiht!«
    »Ruhig , nu r ruhig .« Behutsa m richtet e Fra y Dieg o die bebend e Gestal t au f . »Is t j a scho n gut« , sagt e e r . »Wohe r kennst d u mich ? Wi e is t dei n Name , Frater?«
    »Cristóbal Ná, ehrwürdiger Vate r .« Sein e jung e Stimm e klang au f einma l eifri g . »De r ehrwürdig e Ab t ha t mi r Euch beschriebe n - Ab t Pedro , de r mic h a m letzte n Geburtsfest unsere s Herr n zu m Taufprieste r geweih t ha t .« Noc h immer leucht e te n sein e Augen , selbs t
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