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1708 - Angst um Johnny C.

1708 - Angst um Johnny C.

Titel: 1708 - Angst um Johnny C.
Autoren: Jason Dark
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Normale Wohnungen waren in London nicht nur für Studenten unbezahlbar. So hatten sich zahlreiche Wohngemeinschaften gegründet. Da ließ sich der Mietzins dann bezahlen. Zwar hätten seine Eltern auch eine normale Wohnung finanzieren können, doch das wollte Johnny nicht. Es reichte ihm, wenn sie ihn monatlich mit einer bestimmten Summe unterstützten, den Rest, der fehlte, wollte er selbst verdienen.
    »Dann treten Sie mal ein, junger Mann«, sagte die Maklerin. Sie war eine Frau um die vierzig, die eigentlich immer nur lächelte. Das musste sie in ihrem Job wohl, wenn sie miese Unterkünfte anpries und immer nur die Vorteile hervorhob.
    Johnny ging noch nicht. Er dachte daran, dass seine Eltern ihn hatten begleiten wollen, aber das hatte er abgelehnt. Er wollte auf eigenen Füßen stehen, und dazu gehörten auch die beiden Koffer, die er abgestellt hatte und jetzt wieder anhob. Erst dann setzte er sich in Bewegung und ging an der Maklerin vorbei.
    Johnny Conolly betrat einen recht langen Flur, den er als ziemlich düster empfand, obwohl an der hohen Decke des Altbaus zwei Lampen hingen und ihr Licht über die Türen streute, die zu beiden Seiten des Flurs zu sehen waren. Auf dem Fußboden lag ein etwas verschlissener Teppich, der allerdings nur die Mitte bedeckte und die Ränder frei ließ. Hohe Türen, die Wände mit einer alten Tapete bedeckt, deren Muster bereits verblasst war.
    Johnny wusste, dass sein Zimmer am Ende des Flurs lag. Von ihm aus gesehen an der rechten Seite. Je weiter er sich in den Flur vorschob, umso schwerer empfand er das Gewicht der beiden Koffer, als wollten sie ihn davor warnen, in dieses Haus einzuziehen. Das war natürlich Unsinn, aber es spiegelte Johnnys inneren Zustand wider, denn so richtig überzeugt war er nicht. Er hatte sich doch bei seinen Eltern sehr wohl gefühlt, und hinzu kam noch das Conolly-Schicksal, dem auch er unterworfen war.
    Daran wollte er jetzt eigentlich nicht denken, als er den Flur Schritt für Schritt durchquerte und sich darüber ärgerte, dass sein Herz schneller schlug als gewöhnlich.
    Er blieb schließlich vor der letzten Tür auf der rechten Seite stehen.
    Kein anderer Mieter war aus seinem Zimmer getreten, und so kam Johnny sich ziemlich verlassen vor, wäre da nicht die Maklerin gewesen, die ihm lächelnd den Schlüssel in die Hand drückte.
    »Bitte sehr, Mr Conolly, meine Aufgabe ist hiermit beendet. Die Wohnung ist Ihnen ja nicht unbekannt. Ich wünsche Ihnen viel Glück in diesem Haus.«
    »Danke, Mrs White.«
    Noch ein letztes Lächeln, dann zog sich die Maklerin zurück. Und mit ihr auch der Duft des Parfüms, der sie umgeben hatte. Dass Johnny es nicht mehr zu riechen brauchte, war ihm alles andere als unangenehm.
    Den Schlüssel hatte er in die Seitentasche seiner Jacke gesteckt. Wenig später schob er ihn in das Schloss, drehte ihn herum und konnte die Tür aufdrücken. Das tat er mit der Fußspitze, weil er die Hände für seine Koffer frei haben wollte.
    Er trat über die Schwelle. Ein wenig zögerlich. Als wäre er in seiner eigenen Wohnung ein Fremder. Er ging nur zwei Schritte weit, dann stellte er die Koffer ab, weil er sich einen Überblick verschaffen wollte.
    Er holte tief Luft. Plötzlich verstärkte sich das Kribbeln auf seinem Rücken. Er konnte es als ein Omen auffassen, als eine Warnung, es konnte aber auch nur eine Folge seiner Aufregung sein.
    Das Zimmer war möbliert. Johnnys Blick glitt nach vorn, und er sah die beiden hohen Fenster an der gegenüberliegenden Seite. Sie waren von der Form her typisch für diese Altbauten. Der Blick hinaus fiel auf die gegenüberliegende Straßenseite, und dort sah er nicht in die freie Natur, sondern nur auf die Fassaden von Häusern, die eine graue Front bildeten.
    Es war in der Wohnung alles vorhanden. Eine kleine Einbauküche, eine Couch zum Ausziehen. Es gab einen Schrank, ein Regal, in dessen Mitte eine Glotze mit Flachbildschirm stand. Der Boden war mit einem strapazierfähigen Teppich bedeckt. Er wies eine neutrale graue Farbe auf. Sogar ein paar Bücher gab es noch. Innerhalb des Regals wirkten sie verloren. Auf jeder Fensterbank stand ein Blumentopf ohne Inhalt. Einen Tisch gab es auch, zwei Stühle ebenfalls, und wenn mehr Besuch kam, konnte dieser auf der Schlafcouch Platz nehmen.
    Es war eine möblierte, aber trotzdem leere Wohnung. So kam sie Johnny vor. Es fehlte die Atmosphäre, die Menschen hinterließen, aber Johnny würde dafür sorgen, dass sie zurückkehrte. Alles war eine
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