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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin
Autoren: Andreas Gößling
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Crist o vo n de r Seite eine n Blic k z u . Dan n beschlo ß er , ih n liebe r nich t z u fragen , ob Migue l un d Jorg e z u traue n war . Gan z z u schweige n vo n dem dritt e n Maya , de r nebe n Herná n auf der Gepäckrampe saß. Raúl, ei n schmale r Bursche , de r sic h katzengleic h bewegte , unfaßbar rasc h . Wa s u m s o unheimliche r wirkte , al s dies e Eingeborenen di e meist e Zei t reglo s dastande n ode r a m Bode n kauerte n . Mit unbewegte n Mien e n . Au f ihr e Speer e gestütz t ode r au f den Unterschenkel n hocken d . Fra y Dieg o fragt e sich , o b di e Zei t für si e vielleich t ander s vergin g . Langsamer , ode r i n Sprünge n statt in stetem Stro m .
    Ihre Kutsche wurde von zwei Rappen gezoge n . Vorhin in San Benit o hatt e Jorg e de n Zweispänne r au s de m Schuppe n geholt . Dami t hatt e Fra y Dieg o überhaup t nich t gerechnet . Im Gegenteil , e s ka m ih m wi e ei n Tric k vor , wi e offenkundiger Betru g . Dreizeh n tot e Männer , dreizeh n tot e Pferd e - aber Cristóbal , sein e Gehilfe n un d selbs t ihr e Kutschpferd e waren unversehr t . Wi e wa r da s möglich ? Hatte n si e nich t sei t gestern au f di e Ankunf t de r Sant a Magdalen a gewartet? Mußten sie nich t längs t i n Sa n Benit o gewese n sein , al s di e Mörde r die Gouvernementsverwaltun g überfielen ? W o hatte n si e s i ch verborgen ? Doc h siche r nich t i m Schuppe n nebe n de n Ställen, wo die Kutschpferde sie beim Todeskampf ihrer Artgenossen durc h unbändige s Wieher n verrate n hätte n .
    »Verzeiht , Pater« , lautet e Fra y Cristo s Antwort , »auc h wir hatte n un s verspäte t un d kame n er s t heut e zu r Sex t i n Sa n Benito a n . Da hatten die Mörder ihr blutiges Werk schon verrichtet und ware n wiede r au f un d davo n . Au s Angst , da ß si e zurückkehren würden , verbarge n wi r un s i m Schuppen , mitsam t unserer Kutsche und den Pferde n .«
    S o konnt e e s gewese n sein, natürlic h . Waru m verspätet ? Er verbi ß sic h auc h dies e Frag e . Schließlich konnte er froh sein, da ß Pedr o trot z alle r Widrigkeiten , mi t dene n e r selbe r kämpfen mußte, so umsichtig für seinen Empfang und seine Begleitung gesorg t hatte . Vielleich t hätt e Fra y Dieg o seine n Argwohn gleich wieder vergessen, wäre ihm nicht aufgefallen, daß die May a verstohlen e Blick e wechselte n . Oder bildete er sich das nu r ein ? Sprache n di e dre i braune n Männe r eigentlic h auch Kastilisch ? Ei n paa r Brocken , lau t Fra y Cristo , de r seinerseit s im Idiom der Maya nur wenige Wendungen beherrschte. Aber glücklicherweis e hatt e e r j a Hernán, dacht e de r Mönc h .
    Di e Mutte r de s Mestize n wa r ein e Eingeboren e au s einer Siedlun g nah e Sa n Benito . Seinen spanischen Vater hatte Hernán , als blinde r Passagie r tollküh n di e Meer e überquerend, vo n Malag a bi s Marbell a vergeblic h gesuch t . Dahe r sei n Haß, sein e inner e Zerrissenheit , sagt e sic h Fra y Dieg o .
    Eh e si e Sa n Benit o verließen , hatt e e r de n Tote n di e Augen geschlosse n un d ihr e Seele n de r himmlisch e n Gnade empfohle n . E r hatt e sic h mi t Fra y Crist o beraten : A m Ri o Hond o sollt e sich Raú l vo n ihne n trenne n un d mi t eine m Einbau m di e wenigen Meile n stromau f bi s zu m Kloste r ruder n . E r würd e de m Abt eine n Brie f überbringen , de r di e nötige n Erklärunge n z u den Bluttate n i n Sa n Benit o enthielt . Währenddesse n würde n si e mit dem klostereigenen Kajütboot San Francisco XIII stromabwärts fahren , di e ganz e Nach t hindurc h . Fall s Ab t Pedr o ihne n eine Antwor t schicke n wollte , konnt e e r sic h R a ú ls als Boten bediene n . And e renfall s mocht e de r Indi o getros t i m Kloster bleibe n . Raúl war der unheimlichste von den dreien, dachte Fray Dieg o . Un d fall s eine r vo n ihne n z u de n Verschwörer n gehörte, di e zu m Ruh m ihre r Götze n weiß e Männe r massakrierten , dann am ehesten der katzenhafte Raú l .
    In zähem Trott zogen die Pferde ihre Droschke vora n . Durch Schlammlöcher, über Wurzeln und Geröl l . Immer wieder versperrte n Kadave r de n Fahrwe g . Dann schnalzte J orge mit der Peitsche , bi s di e Geie r vo n ihre r Beut e abließe n . Die Schnäbel blutverschmiert , erhobe n si e sic h i n di e Luf t un d floge n au f die Wipfe l de r nächste n Bäum e . Kaum war die Kutsche durch den Kadaver gefurcht, da stoben die Totenvögel wieder hinab, um auf s neu e a n de m blutige n Geschling e z u
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