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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dürfte noch zu Gericht sitzen über eine Zeit, die so viele Menschen zu Hyänen gemacht hatte.
    »Und heute?« fragte sie nach einer ganzen Weile. »Was haben Sie heute vor?«
    »Ich will arbeiten«, sagte Erich Kiel einfach. »Man muß mir nur eine Chance geben. Ich ergreife sie, wo ich sie finde.«
    »In Südafrika?«
    »Würden Sie mitkommen?«
    »Nein.«
    »Und wenn ich hierbliebe?«
    »Dann würde ich dir die Chance suchen helfen – für uns beide.«
    »Anny!!«
    Und Erich Kiel wäre ein Trottel gewesen, wenn er in diesem Augenblick Anny nicht herzhaft geküßt hätte.
    Aus dem Tal stieg der Frühnebel in die Berge. Die Sterne wurden weiß, milchig. Der helle Streifen im Osten überzog weit den gezackten, waldreichen Horizont.
    Irgendwo in den Zweigen erwachte müde flatternd der erste Vogel.
    Es wurde Tag … auf den Bergen … im Tal … und in den Herzen.
    Einsam steht neben einem Kreuz eine alte Bank …
    Wachtmeister Josef Behrens lag in seinem breiten Bauernbett und schnarchte.
    Er schnarchte melodisch, denn er war Mitglied des Gesangvereins und erster Baß. Er hatte gerade einen schönen Traum von einer Beförderung (ein Traum, der sich seit fünf Jahren ständig wiederholte) und grunzte ab und zu vor Wohlbefinden. Es mußten herrliche Bilder sein, die er im Traume sah.
    In diesen Traum hinein schrillte grell die Hausklingel. Josef Behrens unterbrach das Schnarchen und drehte sich zunächst auf die andere Seite. Doch da das Schellen nicht aufhörte, fuhr er blinzelnd aus den Kissen und blickte zunächst dumm und verständnislos um sich. Eben noch habe ich Sekt getrunken, und jetzt liege ich im Bett, dachte er. Komisch. Und klingeln tut es auch. Das Telefon? Er nahm den Hörer ab, aber der Apparat blieb still. Also draußen an der Tür. Da will einer etwas von mir. Himmel auch, ich bin ja Wachtmeister und im Dienst auf Abruf!
    Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, schlüpfte in seine Hose und seinen Uniformrock, schnallte das Koppel um (ohne Koppel ist ein Polizeibeamter kein Polizeibeamter) und schritt dann zur Tür, gleichzeitig die Flurbeleuchtung anknipsend.
    »Was wollen Sie?« fragte er Heinz Konradi etwas ungnädig, als er geöffnet hatte. Doch als er Elisabeth im Hintergrund sah, wurde er etwas zugänglicher. Irgendwie ahnte er, daß ein wichtiger, nicht alltäglicher Fall an ihn herangetragen wurde.
    Es war ein einmaliger Fall!
    Als Heinz in kurzen Worten den Sachverhalt geschildert hatte, wobei Elisabeth seine Darlegungen wirksam mit Schluchzen untermalte, sah Josef Behrens zunächst eine Weile stumm vor sich hin. Er rekapitulierte den Fall und wurde sich nicht schlüssig, welche Sparte der Dienstvorschrift hier heranzuziehen war. Schließlich blickte er auf.
    »Sie wollen also feststellen, ob ein Herr Sanke hier in Marktstett angekommen ist?«
    »Ja. Wir vermuten, daß er bei seinem Vater ist. Paul Sanke heißt der Vater.«
    »Kenne ich nicht.« Josef Behrens zuckte die Achseln. »Ist mir völlig unbekannt.«
    »Er soll Verwalter eines Gutes sein.«
    »Hier in Marktstett?« Der Wachtmeister schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Ja. Vor einem Vierteljahr ist er zugezogen.«
    Josef Behrens atmete auf.
    »Vor einem Vierteljahr war ich auf einem Lehrgang. Und in der Zwischenzeit gaben eventuelle Neuzugänge keinen Anlaß zu Beanstandungen. Kein Wunder, daß mir also ein Paul Sanke bisher entgangen ist. In der ›Post‹ verkehrt er auch nicht.«
    »Dann muß ihn auf jeden Fall der Gemeindeschreiber kennen. Er wird sich ja beim Zuzug angemeldet haben.«
    »Gemeindeschreiber haben wir keinen. Das macht alles der Bürgermeister in eigener Person.«
    »Dann auf zum Bürgermeister!«
    »Was heißt das?« Wachtmeister Behrens riß erstaunt die Augen auf. »Wollen Sie den wecken? Um diese Zeit?«
    »Was denn sonst? Es ist unumgänglich. Außerdem sind Bürgermeister für das Volk da. Wir müssen diesen Sanke ausfindig machen.«
    Josef Behrens runzelte die Stirn. Den Bürgermeister zu wecken, war eine unangenehme Angelegenheit. Männer in höheren Positionen empfinden die Störung ihres Schlafes als eine persönliche Beleidigung. Und es ist nie empfehlenswert, maßgebliche Persönlichkeiten zu verärgern.
    »Auf Ihre Verantwortung, Herr Konradi«, sagte Wachtmeister Behrens schließlich und wiederholte: »Auf Ihre Verantwortung …«
    »Auf meine Verantwortung«, nickte Heinz Konradi zuversichtlich. »Er wird uns schon nicht fressen.«
    Das Fachwerkhaus des Bürgermeisters lag nicht weit von der alten
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