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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kalt den Rücken hinunter. Die würden ihm auch noch etwas erzählen.
    Was ging denn noch alles auf sein Konto?
    Großer Gott, er war ein blamierter, lächerlich gewordener, verrückter Mann!
    Alle Ebbenrather und Marktstettener würden sich über ihn lustig machen.
    Heinz Konradi saß in seinem Sessel und brütete vor sich hin. Er brachte es noch nicht fertig, auch ins Bett zu gehen, wie seine Frau. Die macht sich's leicht, dachte er erbittert.
    Er saß noch immer da, als um sieben Uhr Brigitte Borgfeldt und Herbert Sanke eintraten. Mit Entsetzen hörten sie, was in der Nacht geschehen war.
    »Mein Gott!« stammelte Sanke. »Polizei, Bürgermeister, mein Vater, Anruf im Krankenhaus, nachts zu Fuß nach Marktstett, das ist ja Wahnsinn. Und ich bin schuld an allem, mit meiner Bitte, daß mich Brigitte noch ein paar Schritte begleiten soll. Was soll ich dazu sagen? Ich weiß es nicht.«
    »Mensch«, stieß Heinz Konradi hervor, »sagen Sie mir nur eines: Wo habt ihr die ganze Zeit gesteckt?«
    Herbert blickte Brigitte an, sie blickte ihn an. Daraus ging wohl hervor, daß die Antwort nicht so einfach war.
    »Zuerst«, begann dann Herbert, »standen wir an der Brücke. Als es anfing zu regnen, suchten wir in einem Lokal unterzukommen. Aber alle hatten schon zu. Da haben wir uns in den Bahnhofswartesaal gesetzt.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Nein. Nach dem Regen sind wir über die Promenade gewandert.«
    »Sehr schön. In der Zwischenzeit stand ich an der Brücke und wartete auf euch.«
    »Wir hatten uns so viel zu erzählen, Herr Konradi, ich kann Sie nur bitten, uns zu verzeihen.«
    Heinz wandte sich an Brigitte: »Deine Schwester hat durchgedreht, buchstäblich.«
    Brigitte sah zerknirscht zu Boden. »Das tut mir leid.«
    »Aber«, fuhr Heinz fort, »sie wird nicht zögern, zu glauben, daß ihr euch wirklich die ganze Nacht nur erzählt habt …«
    Mit der Zerknirschung Brigittes war es vorbei. Sie blickte auf und antwortete: »Damit willst du wohl sagen, daß du durchaus zögerst, das zu glauben?«
    »Ich?«
    »Ja, du!«
    »Also gut, damit du zufrieden bist, auch ich zögere nicht, das zu glauben.«
    »Das ist dein Glück. Ich hätte nicht mehr mit dir gesprochen.«
    Herbert Sanke machte sich bemerkbar. Er räusperte sich und sagte: »Ja, dann werde ich mich wohl verabschieden. Es wird ja auch Zeit, daß wir alle ins Bett kommen.«
    »Wohin wollen Sie denn?« fragte ihn Heinz.
    »Nach Marktstett zu meinem Vater.«
    »Grüßen Sie ihn von mir. Es hat mich gefreut, ihn kennenzulernen.«
    Um acht Uhr trafen auch Anny von Borcken und Erich Kiel mit Bebsy ein. Sie sahen übernächtigt und sehr verfroren aus und hielten sich untergefaßt.
    »Wo habt ihr gesteckt, was habt ihr gemacht?« rief ihnen Heinz entgegen.
    Erich blickte Anny an, sie blickte ihn an.
    »Wir haben uns erzählt«, sagte Erich.
    Heinz blickte empor zur Zimmerdecke. Anny fragte ihn: »Was guckst du?«
    »Ich suche die Balken, meine Liebe.«
    »Welche Balken?«
    »Die sich hier nun bald biegen müssen.«
    Vier Wochen später feierte man im Hause Konradi eine Doppelverlobung. Hoch ging es her, die Paare turtelten auf Teufel komm raus, und die Rede Heinz Konradis wäre es wert gewesen, in ein entsprechendes Bühnenstück aufgenommen zu werden.
    Lediglich eines war ungewöhnlich: Die Paare wurden nicht beschenkt.
    Dafür aber hatten die Verlobten sich zu einem Geschenk zusammengetan, das sie um Mitternacht in feierlicher Form der Hausfrau überreichten. Elisabeth Konradi war teils gerührt, teils etwas verlegen.
    Das Präsent war eine bemalte Kachel, kunstvoll beschrieben und mit Szenen illustriert. In der Mitte stand in großen goldenen Lettern zwischen zwei Dörfern jener Satz, den man mit Fug und Recht geradezu als ›Glaubens‹-Satz bezeichnen konnte:
    Meine Schwester tut das nicht!
    Es wird gemunkelt, daß das erste Kind der Konradis mit dieser Nacht zu tun hat.
    Vier Wochen voraus war diesem Kind aber sogar noch der Nachwuchs, den das junge Paar Herbert und Brigitte Sanke, nachdem bald geheiratet worden war, zu verzeichnen hatte.
    »Da muß ich doch mal nachrechnen«, sagte Heinz Konradi, der Zyniker, zu seiner Frau.
    Diese aber wollte davon nichts wissen.
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