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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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allgemeine Stimmung zu heben, optimistisch: »Vielleicht haben wir Glück, und Brigitte sitzt quietschvergnügt in Marktstett bei dem alten Paul Sanke, und alle drei heben einen Korn.«
    »Wenn das der Fall ist, haue ich ihr rechts und links eine hinter die Ohren, daß es nur so knallt«, versprach Elisabeth. »Das wäre ja der Gipfel von ihr. Aber ich glaube es nicht, so kenne ich Brigitte nicht. Das könnte sie mir nicht antun. Nein, unsere Gitti tut das nicht.«
    Es ist ein Charakterzug der Frauen, an ihren Lieblingsbehauptungen festzuhalten. Die einen jagen mit dem Ruf: »Die moderne Frau ist gleichberechtigt!« ihrem alten, nie in Erfüllung gehenden Traum nach, auch einmal die berühmten ›männlichen Freiheiten‹ zu besitzen. Die anderen verstecken hinter der Betonung der ›zum Manne aufschauenden Fraulichkeit‹ ihre Unfähigkeit, mehr zu sein als nur ein Weib. Wirft man beides in einen Topf und rührt es gut durcheinander, erhält man eine Mischung, die der Optimist die ›ideale Frau‹ nennt, die ideale Frau, die nur den einen großen, unverzeihlichen Fehler hat, daß es sie nicht gibt. Sie ist ein Wunschgebilde und damit verurteilt, immer ein Traum, ein seliger Traum der Männer zu bleiben.
    Heinz Konradi übernahm zunächst die schwere Aufgabe, Erich Kiel aus dem Bett zu werfen. Den Weg zu ihm kannte er ja.
    Die Tür des Hauses, in dem das verkannte Genie wohnte, war unverschlossen. Die steile, enge Treppe knarrte, und als Konradi oben unter dem Dach vor dem Mansardenzimmer stand, hörte er drinnen seinen Freund schon schnarchen. Auch diese Tür fand er noch einmal offen vor.
    Auf dem Boden lagen Erichs Sachen. Jedes Stück befand sich dort, wo er es gerade ausgezogen hatte. Das ging sogar so weit, daß ein Socken unterm Fenster lag, der andere in der entgegengesetzten Ecke beim Ofen. Und da sagen die Leute immer, beim Militär lerne man Ordnung, dachte Heinz. Nee, Erich hat keine gelernt, obwohl gerade er nicht müde wird, das zu behaupten, wenn er daran ist, uns von seiner Glanzzeit als Offizier zu erzählen.
    Auf dem Ofen, der kalt war, lagen neben der Zeitung von gestern auch die Südafrika-Prospekte.
    Es roch nach Alkohol.
    Heinz trat ans Bett des Schlafenden und rief leise: »Erich!«
    Genauso gut hätte er versuchen können, mit einem solchen Ruf den unbekannten Soldaten unter dem Pariser Triumphbogen zu wecken.
    »Erich!« probierte es Heinz lauter.
    Immer noch nichts.
    »Erich, wach auf!«
    Das Schnarchen verstummte zwei Sekunden lang und setzte dann um so stärker wieder ein.
    »Verdammt noch mal, du Penner, du sollst aufwachen, ich brauche dich!«
    Als ihm auch jetzt noch der Erfolg versagt blieb, griff Heinz endlich zu jenem einfachen Mittel, das immer wirkt – er hielt dem Schlafenden die Nase zu.
    »Was willst du?« fragte Erich, als er den Kerl, der ihm den Schlaf raubte, erkannte.
    »Wir müssen Brigitte suchen, Erich.«
    »Welche Brigitte?«
    »Frag nicht so dumm! Oder bist du noch besoffen?«
    Ja, er war beides noch: alkohol- und schlaftrunken. Der Nebel in seinem Gehirn verflüchtigte sich nur langsam. Er sagte: »Mann, hab' ich Durst! Hast du was zu trinken?«
    Heinz riß ihm mit einem Ruck die Decke weg, und in Erich flammte heißer Protest dagegen auf.
    »Was soll das? Was willst du eigentlich?«
    Heinz Konradi erklärte es ihm.
    Das dauerte natürlich seine Zeit, denn Erichs Auffassungsvermögen regenerierte sich, wie gesagt, nur langsam. Immerhin war das, was er begriff, nicht dazu angetan, ihn zu begeistern. »Nee«, sagte er unfreundlich, »sucht euch die alleine. Ich bin zu müde dazu.«
    »Erich, du weißt nicht, was du sagst. Komm zu dir!«
    »Ihr wollt nach Marktstett?«
    »Ja doch!«
    »Jetzt gleich?«
    »Sicher.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Ja.«
    »Ohne mich.«
    Erich Kiel angelte nach der Decke, die ihm entrissen worden war, und unterstrich damit den Ernst seiner Worte.
    »Ihr seid ja verrückt«, erklärte er dabei. »Soll ich euch sagen, wo die ist? Soll ich euch das sagen?«
    »Wo?«
    »Im Bett.«
    »Ist sie nicht! Laß dir das von Elisabeth bestätigen!«
    »Bei Elisabeth ist sie natürlich nicht im Bett, das ist klar, sondern in einem ganz anderen. Sag mal, bist du bescheuert?«
    »Nein.«
    »Ich denke, doch. Und gib mir jetzt endlich meine Decke wieder! Laß los, mir ist kalt!«
    Die beiden zerrten zwischen ihnen die arme, unschuldige Decke hin und her, bis diese echt zu zerreißen drohte. Heinz Konradi gab endlich nach, weil er der Klügere zu sein glaubte.
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