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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Elisabeth plötzlich und wußte im selben Augenblick nicht, ob diese Feststellung Ablehnung oder Anerkennung beinhaltete. Um einen Ausweg aus der Situation zu finden, spielte sie die plötzlich Erschrockene und sprang mit einem Satz auf.
    »Himmel, das hätte ich beinahe ganz vergessen! Wir sind doch heute Abend bei Anny eingeladen!«
    Der guten Anny von Borcken wäre, wenn sie das gehört hätte, die Zigarette aus dem Mund gefallen, denn sie wußte weder etwas von einer Einladung, noch war sie überhaupt auf einen Besuch vorbereitet. Sie hatte mit dem Mann, den sie erwartet hatte, lecker geschlafen – so pflegte sie sich auszudrücken –, hatte ihn wieder verabschiedet, lag nun zufrieden auf der Couch und las einen Kriminalroman, der damit begann, daß eine unbefriedigte Ehefrau ihrem Mann Gift in den Kaffee schüttete. Anny konnte das verstehen.
    Elisabeth Konradi kalkulierte damit, daß Herr Sanke sofort aufspringen und sich mit einer Entschuldigung verabschieden würde. Das hätte Elisabeths Rechnung aufgehen lassen. Einer zweiten Begegnung mußte eben dann mit allen Mitteln vorgebeugt werden.
    Herr Sanke stand auch brav auf, aber …
    Aber Heinz Konradi, der ruhig sitzen blieb, sagte niederträchtig grinsend: »Zu Anny? Och, das kann man verschieben. Wir sitzen jetzt so gemütlich beisammen, daß es geradezu sträflich wäre, dem ein Ende zu machen. Behalten Sie nur Platz, Herr Sanke, meine Frau kann das abwenden.«
    Erfreut ließ sich Herbert Sanke wieder auf die Couch fallen und legte abermals zärtlich den Arm um Brigitte.
    »Aber Anny wartet!« rief Elisabeth schier verzweifelt. Ihr erhoffter Sieg rückte in weite Ferne. »Es wäre unhöflich …«
    »… Herrn Sanke jetzt nach Hause zu schicken«, fiel Heinz ein. »Weißt du was? Du springst rasch zu Anny hinüber und sagst ab.«
    »Sie hat extra Kuchen gebacken.«
    »Wie ich Anny kenne, verzehrt sie den auch ganz gern allein. Der Kuchen schmeckt übrigens morgen noch besser als heute, wenn er noch halb warm ist.« Heinz Konradi strahlte. »Elichen, tu, was ich dir sage. Anny wird nichts dagegen haben, ich wette mit dir.«
    Elisabeth biß die Zähne aufeinander. So ein Schuft, dachte sie. Eine solche Gemeinheit! Verzerrt lächelte sie Herrn Sanke an und sagte: »Na schön, dann springe ich mal rüber. In einer Viertelstunde bin ich wieder da. Entschuldigt mich bitte …«
    Und dann stand sie auf der Straße, hätte heulen können vor Wut und Ohnmacht, rannte wirklich zu Anny von Borcken und stürmte wutschnaubend in ihr Zimmer.
    Was in der folgenden halben Stunde besprochen wurde, ist nie herausgekommen. Es blieb das Geheimnis zweier Frauenherzen, und es wird es ewig bleiben, denn das ist das Schreckliche an dieser ganzen Aussprache: Sie war sinnlos; man kam zu keinem Entschluß.
    Das Entsetzliche war eingetreten:
    Die weibliche Diplomatie und Strategie versagte!
    Um die gleiche Zeit schickte sich der Polizeiposten des Dorfes Marktstett an, zu Bett zu gehen. Er legte Koppel und Schirmmütze auf den Stuhl neben das Stilleben von Unterhose und Socken und zog das Telefon in Griffnähe.
    Josef Behrens war ein gewissenhafter Beamter, der nicht mit der Uniform seine Würde ablegte, sondern auch im Nachthemd noch Wachtmeister und Polizeigewaltiger von Marktstett blieb. Sein Leben verlief im großen und ganzen ruhig. Abgesehen von einigen Holz- und Felddiebstählen, einer Brandstiftung und einer versuchten Vergewaltigung, hatte es in seinem Bezirk schon wieder längere Zeit keine Gesetzesbrüche mehr gegeben, und so schwor er sich, auf diesem Posten alt und grau zu werden.
    Hätte er gewußt, was noch in dieser Nacht in Marktstett geschehen sollte, wäre er nicht so friedlich ins Bett gestiegen, sondern hätte sich beeilt, den Ereignissen mit aller staatlichen und kommunalen Gewalt entgegenzutreten.
    Auch der Bürgermeister von Marktstett, dessen Frau und der biedere Paul Sanke hätten ihre ausgedehnte Skatrunde abgebrochen und wären umgehend mit Heinz und Elisabeth Konradi telefonisch in Verbindung getreten.
    So aber nahmen die Dinge ihren unheilvollen Verlauf, an dessen Ende nicht nur das große Lachen, sondern … aber davon soll noch nicht die Rede sein.
    Wichtig ist, daß die Nacht sternenlos war. Dicke Wolken hingen am Himmel. Dadurch erlebte Ebbenrath die schwärzeste Finsternis seit langer Zeit.
    Eine solche Nacht ist bei jungen Menschen äußerst beliebt und von Müttern mit heiratsfähigen Töchtern gehaßt. Von älteren Ehemännern wird sie zuweilen
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