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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weiß der Teufel, was noch alles. Stell dir einmal vor, dieser Sanke heiratet Gitti …«
    »Ich verstehe.« Erich Kiel nickte und grinste, aber Heinz Konradi winkte heftig ab.
    »Nichts verstehst du! Ich trete in das Geschäft ein …«
    »Wie denn? Schwebt dir eine GmbH vor oder eine oHG?«
    »Grins nicht so blöd. Eine GmbH, du wirst schon sehen. Gewinn unter Schwägern natürlich fünfzig zu fünfzig. Das ist Ehrensache. Wir bauen einen Vertreterstab auf und kassieren nach einem halben Jahr nur noch das Geld ein. Die Ware läuft über eigene Rechnung. Mensch, Erich, das ist meine helle und sonnige Zukunft.«
    »Und dafür willst du deine Schwägerin Brigitte opfern?«
    »Opfern?« Konradi streckte abwehrend beide Hände aus. Er liebte solche theatralischen Gesten. »Wer spricht von opfern? Vielleicht ›opfert‹ sich Gitti mit Begeisterung? Ich will der Sache einen kleinen Anstoß geben, verstehst du? Nachhelfen. Die Dinge in die richtige Bahn lenken. Alles andere macht schon das weise Schicksal …«
    So kam es, daß nach kurzer Zeit Heinz Konradi wieder zu Hause anlangte und aufgekratzt erzählte, er habe im Zigarettenladen Erich Kiel getroffen. Es hätte doch wohl keiner etwas dagegen, wenn sich sein guter Freund dem fröhlichen Abend anschlösse.
    Da sich aus Höflichkeit niemand entschloß zu widersprechen, stürzte sich Erich Kiel dann wie verabredet, mit allem rhetorischen Aufwand auf Elisabeth Konradi, die unter diesem Wortschwall klein, harmlos, bedrückt und willenlos wurde.
    Der Triumph über seinen gelungenen Schachzug leuchtete Heinz noch aus den Augen, als er sah, daß die Spaziergänger sich in zwei Gruppen spalteten und Erich Kiel Elisabeth mit einem gelehrten Vortrag an einen Strauch fesselte, während Brigitte und Herbert Sanke weitergingen und hinter der nächsten Kurve verschwanden.
    Und Elisabeth Konradi war höflich und beherrscht genug, diesen Untergang ihrer Vorsätze mit Würde zu ertragen.
    Man soll die männliche Logik nie unterschätzen. Es ist einer der alten, bekannten und nicht auszumerzenden Fehler der weiblichen Selbstsicherheit, die Geisteskraft des Mannes nicht anzuerkennen und zu denken, daß frauliche Diplomatie stärker und nachhaltiger sei.
    Die Unschlagbarkeit der Frau liegt im Fraulichen.
    Aber sämtlicher Reiz des Fraulichen versagt gegenüber einer nüchternen männlichen Logik.
    Das mußte Elisabeth einsehen, als sie langsam, ganz langsam die Intrige ihres Gatten zu durchschauen begann. Doch in diesem Augenblick war es für ein tatkräftiges Eingreifen schon zu spät, und Brigitte und Herbert Sanke wandelten ungestört durch die schöne Landschaft.
    »Warum haben Sie mir nicht geschrieben?« fragte Sanke, als sie nebeneinander dahinschritten. »Ich hatte so fest damit gerechnet … und Sie hatten es mir so fest versprochen.«
    Brigitte Borgfeldt sah zu Boden. Die tiefe Stimme des großen Mannes nahm sie gefangen. Sie wollte eine Antwort geben und fand doch nicht die Worte. Endlich, nach einer ganzen Zeit des Schweigens, sagte sie: »Wo käme man hin, wollte man jeder flüchtigen Bekanntschaft schreiben? Außerdem verlor ich Ihre Adresse, und das Leben stürmte so auf mich ein, daß ich jenen Sommertag schnell vergaß.«
    »Ach – Sie vergaßen mich?« fragte Herbert Sanke leise.
    Brigitte zögerte. »Ich … glaube … ja«, sagte sie dann stockend. »Sie müssen das verstehen. Ich machte meine Lehramtsprüfung, ich hatte plötzlich Pflichten und Verantwortlichkeiten, ich stand in einem anderen Lebenskreis, der dem einer unbeschwerten Studentin der Pädagogischen Hochschule nicht mehr glich. Und dann … und dann … Herr Sanke … warum sollte ich Ihnen schreiben … nach drei kurzen Stunden, die wir uns gesehen hatten?«
    »Ich dachte, Fräulein Brigitte, daß drei Stunden vielleicht doch nicht aus einem Leben zu streichen sind. Auch ich hatte in den vergangenen Jahren schwer zu kämpfen, bis ich einen festen Kundenkreis hatte und sagen konnte, mein Beruf ernähre mich. Auch ich mußte die Zähne zusammenbeißen, mußte um mich schlagen und treten, um nicht im Strudel der Zeit zu versinken. Und doch lebten irgendwo in meinem Inneren drei kleine, sonnige Stunden und das Bild eines Mädchens; Gitti, so rief man es. Es war ein Ideal, zugegeben – aber dieses Ideal gab mir Kraft und den Glauben an ein Wiederfinden.«
    »Und nun enttäuscht Sie die Wirklichkeit?« Brigitte Borgfeldt blickte Herbert Sanke mit lachenden Augen an. »Ideale sind die schlechtesten
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