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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Erinnerungen …«
    »Nein, nein! Machen Sie sich bitte nicht über mich lustig.« Herbert Sanke hob abwehrend die Hand. »Die Wirklichkeit ist schöner, viel schöner, greifbarer, mitreißender. Jetzt weiß ich, daß ich keinem Ideal, sondern einem Wunsche nachgejagt bin und alle Träume meinen Sehnsüchten entsprangen.«
    Brigitte Borgfeldt schwieg. Aber ihre Gedanken arbeiteten und sagten ihr, daß dieser große, ungeschlachte Mann ungemein gewann, wenn man ein wenig in ihn drang. Er schien ein gläubiges, naives Herz zu haben, das er ängstlich verbarg, um das Massige seiner Gestalt nicht zu einer Karikatur werden zu lassen. Er schien ein treuherziger, guter Kerl zu sein, den eine Frau um den Finger wickeln konnte, wenn sie es verstand, seine Gutmütigkeit in das tägliche Leben zu verpflanzen.
    »Welche Antwort soll ich Ihnen darauf geben?« fragte Brigitte nach einer Weile, während Herbert Sanke einen Zweig am Weg durch die Hand gleiten ließ.
    »Keine Antwort, Fräulein Brigitte«, erwiderte er schnell und ließ fast erschreckt den Zweig los. »Ich erwarte keine Antwort, ich wünsche mir nur, daß Sie einmal über meine Worte unbefangen und wohlwollend nachdenken. Vielleicht ist auch das falsch – wir modernen Menschen denken zuviel und vergessen darüber die Seele. Aber wenn Sie einmal in einer stillen Stunde Zeit und Lust haben, dann fragen Sie doch Ihr Herz, ob es so weit am Leben vorbeigehen will.«
    »Obwohl wir uns so wenig kennen?«
    »Ja! Obwohl wir uns so wenig kennen. Vielleicht kommt dann die Zeit, in der wir zwei uns beobachten und prüfen können.«
    Damit versickerte das Gespräch in den Gedanken, die beiden durch den Kopf gingen. Stumm schritten sie über die knirschenden Wege, machten kehrt und näherten sich wieder dem Strauch, über den Erich Kiel immer noch Elisabeth etwas zu erzählen wußte. Heinz Konradi stand dabei und amüsierte sich innerlich.
    »Aha!« rief er, als Brigitte Borgfeldt und Herbert Sanke zwischen den Büschen auftauchten. »Unsere Ausreißer! Sie, Herr Sanke, verdrehen Sie meiner Schwägerin nicht den Kopf! Und du, Gitti, verfahre deinerseits nicht so mit Herrn Sanke!«
    Er lachte laut, aber sein Lachen war gekünstelt und klang flach und gepreßt.
    »Die Gegend hier ist schön«, versuchte Herbert Sanke abzulenken. »Ich liebe die Natur. Mein Geburtshaus stand in der Stadt. Heute liegt's in Trümmern …«
    »Gehen wir nach Hause«, sagte Heinz Konradi rasch. Er fühlte, daß die Stimmung betreten und nachdenklich wurde.
    Und das durfte nicht sein. Das lief seinem Plan zuwider.
    Mit langen Schritten lief er den anderen weit voraus, sprang die Treppe zur Wohnung hinauf und stellte als erstes das große Radio an. Dann brachte er eine Flasche Schnaps aus dem Bücherschrank zum Vorschein (sie stand hinter Schillers Gesammelten Werken) und holte auch eine frische Packung Zigaretten herbei, setzte seinen Hund Muckelchen in Positur und sich selbst in den Kaminsessel.
    Als Brigitte, Elisabeth und Herbert Sanke das Zimmer betraten, empfing sie ein lustiger Foxtrott und ein die Musik genießender Dackel.
    Wahrhaftig, es lohnte sich doch, ein theatralisches Gemüt zu besitzen …
    Der Abend verlief äußerst harmonisch.
    Unter ›harmonisch‹ verstand Heinz Konradi, daß Herbert Sanke im Laufe der Zeit seinen Arm um Brigittes Schulter legte, ohne auf Widerstand zu stoßen; daß Erich Kiel eine neue Flasche Branntwein aus seinem Zimmer holte; daß Elisabeth eine kalte Platte richtete. Nicht zur Harmonie gehörte es, daß Elisabeth sich weidlich ärgerte, weil Gitti den Arm des Herrn Sanke nicht von ihrer Schulter fegte.
    Konradi selbst hielt sich zurück. Er warf nur hie und da einmal ein Wort in die Unterhaltung, die zum größten Teil von Erich Kiel mit langen Auslassungen über das Wesen des Lehrers und seine Stellung in der Gesellschaft bestritten wurde. Heinz lachte dumm, wenn Herbert Sanke Brigitte an sich drückte und diese ihn dabei zwischen Abwehr und Zweifel schwebend ansah. Überhaupt war der Abend so richtig geschaffen, eine Plattform zu bilden, auf der man später klug und diplomatisch sein Gebäude der GmbH errichten konnte.
    Elisabeth Konradi war ratlos. Die Ereignisse schlugen über ihr zusammen. Statt den durch Alkohol und Brigittes Nähe immer kühner werdenden Herrn Sanke in seine Schranken zu weisen, lächelte ihr Mann, dieser Blödian, dazu und tat so, als habe dies alles seine völlige Richtigkeit.
    Mit einem solchen Menschen ist man nun verheiratet, dachte
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