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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit dem Koffer Brigittes belud und den beiden Damen folgte.
    Arm in Arm verschlungen, traten die Schwestern aus dem Bahnhof, wandten sich dann nach links und gingen die breite Allee entlang, von der Ebbenrath umrundet wurde.
    Sie sahen nicht, wie sich rechts aus dem Eingang des Bahnhofhotels die hohe und breite Gestalt eines Mannes schob und ihnen mit leuchtenden Augen nachblickte. Auch Heinz Konradi, den Brigittes Koffer mehr als ihm lieb war in Anspruch nahm, bemerkte ihn nicht. Für ihn bedeutete der Besuch Brigittes die Notwendigkeit einer erneuten Repräsentation seiner Ehe, denn Brigittes Augen – das glaubte Heinz Konradi stark zu fühlen, waren auch die Augen seiner Schwiegereltern.
    Das Leben ist nicht einfach, wenn man Pessimist ist …
    »Teufel!« stieß inzwischen im Selbstgespräch Herbert Sanke halblaut hervor und rieb sich das Kinn. »Das ist sie also, die Brigitte Borgfeldt. Anders als in der Erinnerung, ganz anders … reifer, lebendiger, schöner. Ob du da noch eine Chance hast … du langer, dummer Herbert Sanke?«

2
    »Ein Charakteristikum unseres Lebens ist es, daß es zur Hälfte von Zufällen bestimmt wird«, sagte Heinz Konradi am Nachmittag dieses Tages, während er in einer Kirschtorte herumstocherte, deren Früchte Elisabeth aus Bequemlichkeit nicht entkernt hatte. Es fand deshalb ein ausgesprochenes Spuckessen statt, das schmerzhaft an Elisabeths Hausfrauenehre nagte. Ihr Göttergatte hielt es aus rein erzieherischen Gründen für notwendig, derart konvulsivisch die Kirschkerne auszuspucken, daß Elisabeth abwechselnd blaß und rot wurde und sich vornahm, am Abend im Bett eine Strafpredigt loszulassen, die wieder einmal in dem wirkungsvollen und als letzten Trumpf auszuspielendem Satz gipfeln sollte: »Wenn ich schon das Geld verdienen muß, habe ich nicht die Zeit, in der Küche zu stehen und Kuchen herzustellen, an denen du nichts auszusetzen hast.«
    Diese Sentenz wurde Heinz Konradi des öfteren unter die Nase gerieben, trotz aller Liebe Elisabeths zu ihm. Er hatte sich das selbst zuzuschreiben. Provokationen wie die, demonstrativ Kirschkerne auszuspucken, standen ihm nun mal in seiner Situation nicht zu, sie schlugen auf ihn zurück. Er hätte sich das schon längst merken müssen.
    Heinz Konradi sah seine Schwägerin an.
    »Zufälle können schicksalhaft werden«, fuhr er fort. »Erinnerst du dich noch an einen Milchkontrolleur Herbert Sanke?«
    »Milchkontrolleur Herbert Sanke?« Brigitte Borgfeldt schüttelte den Kopf. »Nein, wer soll das sein?«
    »Wir lernten ihn vor einigen Jahren am Stausee kennen.«
    »Ach – der!« Brigitte lachte. »Der Rekordschwimmer! Wie kommst du auf den?«
    »Er war hier, hat den Beruf gewechselt, kontrolliert nicht mehr Milch, sondern vertritt Lehrmittel, verstehst du, er ist Vertreter für Lehrmittel.«
    »So?«
    »Du scheinst Eindruck auf ihn gemacht zu haben.«
    »Ach was!« fiel Elisabeth ihrem Mann ins Wort, und zu Brigitte sagte sie: »Richtig ist, daß er hier war, alles andere ist Quatsch.« Damit wollte sie das Thema abgeschlossen sehen.
    Doch Brigitte Borgfeldt war darin anderer Ansicht. Sie erkundigte sich interessiert nach dem Aussehen Herbert Sankes und war überrascht, als sie hörte, daß sein Vater in der Nähe, in Marktstett, wohnte und Herbert zur Stunde bei ihm weilte.
    »Kommt er nicht herüber?« fragte sie ihren Schwager, da sie natürlich merkte, daß in dieser Angelegenheit eher ein Gespräch mit diesem als mit Elisabeth zu führen war.
    Grinsend nickte Heinz. Unter dem Tisch trat ihm Elisabeth gegen das Schienbein. Sie blickte ihn böse an und sagte sich, daß sie die erste Runde wohl verloren habe.
    Elisabeth Konradi witterte Gefahr. Ich muß wachsam sein, ermahnte sie sich. Sie stand auf, räumte den Kaffeetisch ab und verzog sich in die Küche. Dort klapperte sie mit Tellern und Tassen und suchte in Gedanken nach einer Möglichkeit, dem Walten der Zufälle, von dem ihr unverantwortlicher Mann gesprochen hatte, einen Riegel vorzuschieben.
    Wenn Frauen etwas wollen, finden sie dazu auch Wege. Sie unterscheiden sich darin grundlegend von den Männern, die erst auf den Weg gebracht werden müssen.
    Außerdem besitzt eine Frau stets eine gute Freundin. Sie bringt diese gewissermaßen als Aussteuer in die Ehe mit ein, und es gibt nichts zwischen Himmel und Erde, das nicht ›im Vertrauen‹ mit dieser Freundin durchgesprochen werden könnte.
    So besaß denn auch Elisabeth Konradi eine solche Freundin. Diese hieß Anny von
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